Gesellschaft | Transport

Tundo ok?

Verspätete Gehaltszahlungen, organisatorische Probleme und Hygienemängel – Gewerkschafter fordern Eingriffe beim Behindertentransportdienst von Tundo SpA.
Schulbus
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“So geht es nicht.” Nicht zum ersten Mal erhebt die Fachgewerkschaft Öffentliche Dienste im SGBCisl in der Sache ihre Stimme. Es geht um den Transport- und Begleitdienst von Schülern mit Behinderung. Nach einiger Verzögerung war der Auftrag für den Fahrt- und Begleitdienst im September 2014 endgültig an das Unternehmen Tundo SpA aus Lecce gegangen. Dreißig Jahre lang hatte eine Bietergemeinschaft aus Lebenshilfe und Arbeitsgemeinschaft für Behinderte den Dienst geführt. Doch die Ausschreibung gewann Tundo – und fährt seit dem 3. November 2014, also seit exakt drei Jahren, Kinder und Jugendliche mit Behinderung zur Schule und Werkstätten. Inzwischen hat sich das apulische Unternehmen auch eine zweite Tranche im Transport von Behinderten gesichert, nämlich jenen in die Werkstätten der vier Bezirke. Kritik an der Vergabe an Tundo war nicht nur vom Geschäftsleiter der Südtiroler Lebenshilfe, Wolfgang Obexer, gekommen. Sondern auch vom SGBCisl. Dort ist man auch drei Jahre später besorgt – und fordert die zuständigen Stellen auf, zu intervenieren. Denn es hapert gewaltig bei Tundo, so die Gewerkschafter.

 

Skepsis im Landtag

7.967.400 Euro. Diese Summe bekommt Tundo SpA für den “Transport- und Begleitdienst für Kinder, Schüler und Schülerinnen mit Behinderung in der Autonomen Provinz Bozen für die Schuljahre 2014-2015 - 2017-18”. So steht es in der Auftragsvergabe vom September 2014. Um rund 100.000 Euro hatte das Unternehmen aus Lecce Lebenshilfe und Arbeitsgemeinschaft für Behinderte unterboten. Umgehend waren Befürchtungen laut geworden: Wird das auswärtige Unternehmen die Qualität des Transportdienstes weiterhin gewährleisten? Eine Frage, die sich Gewerkschaften und viele Eltern stellten. Und die Zweifel schienen berechtigt.

“Es kann mit Genugtuung festgestellt werden, dass die Gesellschaft ‘Tundo’ gut gearbeitet hat”, antwortete Bildungslandesrat Philipp Achammer Anfang September 2015 auf eine Anfrage der Landtagsabgeordneten Elena Artioli. Diese hatte nach Beschwerden über Tundo gefragt. In den ersten Tagen des Schuljahres 2015/16 habe es zwar “einige wenige Klagen” gegeben, so Achammer, doch die seien “insbesondere auf die Schwierigkeit zurückzuführen” gewesen, “zu Beginn des Schuljahres jeden einzelnen Dienst perfekt auszuführen”. Doch bereits zwei Monate später hakte Walter Blaas beim Bildungslandesrat nach: Er habe erfahren, dass es anscheinend schwerwiegende Probleme mit der Entlohnung des angestellten Personals gebe, so der Freiheitliche Landtagsabgeordnete. “Schwerwiegende Probleme”, nein, das könne die Landesregierung nicht bestätigen, antwortete Achammer. Einzig aufgrund eines technischen Problems der Bank seien die Oktobergehälter 2015 zwei Tage verspätet überwiesen worden. Zumindest laut Auskunft des Unternehmens. Doch Blaas blieb skeptisch – zumal es Ende 2015 zu einer Aussprache zwischen Gewerkschaften und dem Geschäftsführer von Tundo gekommen war: “Das ist doch recht sonderbar”, so Blaas, der bezweifelte, “dass die Angelegenheit um die Entlohnung des Personals in der Zwischenzeit gänzlich geregelt wurde”.

 

Mängel rufen nach Maßnahmen

Er dürfte recht behalten. “Die Beschäftigten der Firma Tundo warten derzeit immer noch auf die Zahlung des Septembergehaltes”, informiert der SGBCisl am Allerseelentag 2017. Es sei nicht das erste Mal, dass die Löhne mit Verspätung gezahlt würden, “diesmal ist der Termin aber bei Weitem überschritten worden”, kritisiert die Gewerkschaft. Gründe für die Verspätung seien keine mitgeteilt worden. Doch damit nicht genug. “Abgesehen von den Problemen bei der Zahlung sind in den vergangenen Jahren auch organisatorische Probleme aufgetreten”, meldet der SGBCisl. Und: Das Hygieneamt des Gesundheitsdienstes sei auch bereits von Mängeln in Kenntnis gesetzt worden.

“Nicht nur die Beschäftigten von Tundo, sondern auch viele betroffene Eltern beklagen die derzeitige Situation”, betont Günther Patscheider für die Fachgewerkschaft Öffentliche Dienste im SGBCisl. Für ihn steht fest: “Gerade die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz ist eine Voraussetzung für ein Unternehmen, das öffentliche Aufträge übernimmt.” Daher fordert man nun die zuständigen Stellen – allen voran dürfte das Amt für Schulfürsorge in der Abteilung Bildungsförderung gemeint sein –, “zu intervenieren und die notwendigen Maßnahmen zu setzen um die Probleme zu lösen”.