Gesellschaft | Schule

Werbung raus aus der Schule

Die Verbraucherzentrale Südtirol zeigt ein Unternehmen bei der Antitrustbehörde an, das auf Schulhöfen fragwürdige Verkaufsaktionen betreibt.

„Kommerzielle Werbeaktionen haben auf Schulhöfen nicht verloren“, sagt Walther Andreaus, Südtirols oberster Verbraucherschützer. Doch immer öfter halten Produktwerbung und sogenanntes Bildungssponsoring Einzug in die öffentlichen Schulen. Kinder werden da schon mal mit Bankbroschüren direkt im Klassenzimmer belästigt oder verfallen dem Stickermania-Fieber, das eine große Supermarktkette regelmäßig und geschickt in Schulen lanciert.  

Zuletzt fiel der Verbraucherzentrale die Fotoaktion einer österreichischen Firma ungut auf, die im Rahmen der Erneuerung der Schülerausweise nicht ganz koschere Methoden anwandte. So trudelten aus heiterem Himmel Mahnschreiben bei den Schülern bzw. den Eltern ein, mit der Aufforderung 24,40 Euro für Fotos zu bezahlen, die nie angefordert wurden. Diese Fotos wurden von Minderjährigen während der Unterrichtszeit gemacht und dann in geschlossenen Umschlägen ausgehändigt. Wer die Umschläge nicht ungeöffnet innerhalb einer bestimmten Zeit zurückgab, wird jetzt mit Mahnschreiben der österreichischen Firma konfrontiert.

Diese Verkaufspraktiken hat nun die Verbraucherzentrale bei der Antitrustbehörde zur Anzeige gebracht. Besonders befremdlich sei dabei, dass anscheinend die Schuldirektionen diese Aktion ohne Wenn und Aber genehmigten, ja sogar aktiv unterstützten, meint Walther Andreaus.

Werbung und Sponsoring an den Schulen vermischten sich zunehmend mit pädagogischen Inhalten und die Rechtslage dazu ist keinesfalls klar. Die zahlreichen Beschwerden von Eltern, SchülerInnen und LehrerInnen lassen diesen Schluss zu. Die Schule ein Marktplatz? "Wir brauchen ein klares Signal gegen das besorgniserregende Vordringen von Lobbyinteressen und Kommerz an den Schulen", fordert Walther Andreaus in Richtung Bildungspolitik. Die Verbraucherzentrale ruft die Schulen auf, durch Standards und entsprechende Leitlinien Werbeaktionen im Umfeld von Schulen Einhalt zu gebieten und klare Regeln für Bildungssponsoring durch Unternehmen zu verabschieden.