Gesellschaft | Soziales
Fünf Herzen für Schutz und Geborgenheit
Foto: LPA / Greta Stuefer
Das Netzwerk der Südtiroler Frauenhausdienste hat heute (3. April) im Landhaus am Bozner Silvius-Magnago-Platz ein eigenes Logo vorgestellt, das von einer Schülerin der Fachoberschule für Wirtschaft, Grafik und Kommunikation „Julius und Gilbert Durst“ in Brixen entworfen wurde. Das Ziel ist es, mit dem Logo mehr Sichtbarkeit zu erhalten: „Wir haben uns gefragt, wie wir es schaffen, als Netzwerk in der Öffentlichkeit besser wahrgenommen zu werden“, erklärt die Leiterin des Meraner Frauendienstes, Sigrid Pisanu.
In der täglichen Arbeit der Frauenhausdienste gehe es darum, konkrete Hilfe anzubieten; aber auch Prävention und Sensibilisierung sind Teil ihres Aufgabenbereichs. „Männliche Gewalt kann in jedem gesellschaftlichen und kulturellen Kontext vorkommen“, erklärt Pisanu. Gerade deshalb sei es wichtig, Präventionsarbeit zu leisten und damit frühzeitig zu beginnen.
Die Zusammenarbeit mit der Brixner Fachoberschule sei aus dieser Überlegung heraus entstanden, führt die Leiterin des Brixner Frauenhausdienstes, Barbara Wielander, aus: „Wir sind dabei auf neugierige, interessierte junge Menschen gestoßen, die einen neuen Blick aufs Thema werfen. Gleichzeitig erhielten wir die Möglichkeit für das Thema der geschlechterspezifischen Gewalt in der Schule zu sensibilisieren.“
Bei der Vorstellung des neuen Logos mit den Medien war auch die beauftragte Schulklasse anwesend, die dem Netzwerk zahlreiche Entwürfe zur Auswahl vorgelegt hatte. Sowohl die Fachlehrerin Doris Moser als auch die Schülerinnen Liane Parteli und Anna Mayrhofer berichteten von einem geglückten Prozess, der Spaß gemacht hat.
Das neue Logo selbst besteht aus fünf Herzen. „Sie symbolisieren die Frauenhausdienste, aber auch die Freundlichkeit, Offenheit und Geborgenheit, die Betroffenen entgegengebracht werden“, erklärt Mayrhofer, die das Logo entworfen hat. Die geometrische Form des Pentagon, in dem die bunten Herzen eingefasst sind, stehe für den geschützten Raum der Frauenhäuser.
Die Frauenhausdienste in Südtirol
In Südtirol gibt es in den Städten Bozen, Meran, Brixen und Bruneck Beratungsstellen für Frauen in Gewaltsituationen, außerdem bieten fünf Frauenhäuser in diesen Ballungszentren (zwei Häuser in Bozen) eine geschützte Unterkunft für Frauen und deren Kinder an. Die mit Landesgelder finanzierten Frauenhausdienste betreuen Betroffene und unterstützen sie mit psycho-sozialer Beratung und Sozialarbeit. Die Wohnstrukturen stellen eine vorübergehende Unterkunft in einem sicheren und solidarischen Raum für maximal sechs Monate dar, Verpflegung und Bedarfsartikel zur Befriedigung der primären Bedürfnisse werden bereitgestellt.
Helga Seebacher, Leiterin des Frauenhausdienstes in Bruneck, sagt: „Für uns war es wichtig, die Kooperation der Frauenhausdienste in Südtirol nach außen aufzuzeigen. Wir treffen gemeinsame Entscheidungen, organisieren Fortbildungen und Projekte. Die Vernetzung ist aber auch in unserer täglichen Arbeit wichtig.“ Die Grundsätze ihrer Arbeit beziehen sich auf frauenspezifischem und antirassistischem Denken, ohne parteipolitische Bindung. Um die Kommunikation mit dem Netzwerk der Südtiroler Frauenhausdienste zu verbessern, wurde auch eine eigene Mailadresse ([email protected]) eingerichtet.
„Uns Frauenhausdiensten ist es sehr wichtig, die Männer mit in die Verantwortung zu nehmen. Leider wird oft vermittelt, dass Gewalt an Frauen Frauensache ist“, sagt Seebacher. Deshalb sei die Sensibilisierung von Buben und Männern wichtig. „Es ist ein gesamtgesellschaftliches Thema, das vor allem auch die Männer betrifft. Hier muss noch viel Arbeit geleistet werden, damit auch Männer dieses Thema für sich in Anspruch nehmen und Gewalt an Frauen als klares No-Go benennen.“ Dabei gibt es verschiedene geschlechtsspezifische Gewaltformen, von sexueller und physischer Gewalt über psychische und ökonomische Gewalt bis hin zu Stalking.
Im Jahr 2022 haben rund 600 Frauen einen der fünf Südtiroler Frauenhausdienste aufgesucht. Sie alle wurden Opfer von (häuslicher) geschlechterspezifischen Gewalt und fanden in den Diensten Beratung und Unterstützung. Das Netzwerk der Frauenhausdienste Südtirols besteht aus der Kontaktstelle gegen Gewalt GEA(Bozen), dem Verein der geschützten Wohnungen des KFS (Bozen), dem Verein Donne contro la violenza – Frauen gegen Gewalt (Meran) und den Frauenhausdiensten der Bezirksgemeinschaften Eisacktal und Pustertal. „Wir müssen über dieses Thema reden, weil Gewalt passiert, weil wir als Gesellschaft noch nicht im Stande sind, Frauen ausreichend zu schützen. Denn Gewalt ist niemals Privatsache“, so Soziallandesrätin Waltraud Deeg bei der Vorstellung des neuen Logos. Darum gelte es, die Dienste der Unterstützung und der Prävention weiter zu stärken und besser zu vernetzen.
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