Umwelt | Nachhaltigkeit

Leben nach den SDGs, wie geht das?

Umweltschonend und ethisch korrekt zu leben ist nicht immer leicht. Das Netzwerk für Nachhaltigkeit hat deshalb ein Handbuch mit Handlungsimpulsen erstellt.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Book
Foto: (c)Pixabay

Fair-Trade Produkte kaufen. Auf Fleisch verzichten. Mit dem Fahrrad fahren. Gegen Diskriminierung aufstehen. Nicht immer ist es leicht, 100-prozentig nach den eigenen moralischen Vorstellungen zu leben oder den jahrelangen angeeigneten Lebensstil zu ändern.  

„Viele Menschen, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen, fühlen sich überfordert. 

Wenn man beginnt sich zu fragen, in welchen Verhältnissen unsere Lebensmittel, Klamotten oder auch Handys zum Beispiel produziert werden, wie Tiere oder Angestellte behandelt werden, und dann merkt, dass man eigentlich nur diese Produkte vor Augen hat, kann man leicht in Panik geraten. Was passiert dann meistens? Man schaut einfach weg, und unternimmt am Ende gar nichts“, weiß Manuela Prantner von Kolpingjugend aus eigener Erfahrung.

So trieb Manuela im Netzwerk für Nachhaltigkeit die Idee eines Handbuchs für Handlungsimpulse mit Begeisterung voran, das die Koordinatorin Judith Hafner eingebracht hat, und nun druckfrisch vor uns liegt. Es soll Orientierung geben, die Leute zu konkreten Handlungen im Alltag inspirieren, aber gleichzeitig zeigen: Es ist ok, überfordert zu sein, niemand ist perfekt, aber ein kleiner Schritt ist besser als gar kein Schritt.

Das Buch steckt voller Impulse für Gesten und Angewohnheiten im Alltag, die zu mehr Gleichstellung, Umweltschutz oder gerechter Ressourcenverteilung führen und wird von Mai bis Oktober in fast allen Bibliotheken des Landes aufliegen – jenen Bibliotheken in denen das Netzwerk die Musikalischen Kreisgespräche abhalten wird. „Die Impulse reichen von Apps, die helfen Müll richtig zu trennen oder dir sagen, welche Kosmetikprodukte Mikroplastik enthalten,“ erzählt Manuela. Interessierte Bibliotheken, die ebenfalls Handlungsimpulse verbreiten möchten, können das Handbuch sowie die Kärtchen für Handlungsimpulse bei Manuela Prantner ([email protected]) bestellen.

Außerdem von den Bibliotheken zur Verfügung gestellt werden sogenannte Medienpakete, also eine Sammlung an Audio-und Videomaterial sowie Bücher, die sich auf zwei SDGs beziehen, die von den Bibliothekenverband den Bibliotheken zugeordnet wurde.

Eingereicht wurden die Handlungsimpulse von den Netzwerkpartnern, es soll jedoch nur ein erster Entwurf sein: „In den Bibliotheken wird eine Infobox aufgestellt, in die jeder Bürger und jede Bürgerin eigene Handlungsimpulse einwerfen kann. Die besten werden in einer zweiten Ausgabe des Handbuchs miteingebracht,“ erklärt Manuela.

Jeder Impuls richtet sich dabei nach einem bestimmten SDG, also einem der Nachhaltigkeitsziele der UNO. So richtet sich ein Handlungsimpuls, der zu mehr Zivilcourage aufruft, nach dem SDG Nummer 10 – Reduzierte Ungleichheit. „Der Handlungsimpuls rät dazu, sich im Alltag aktiv gegen Sexismus oder Rassismus einzusetzen. Etwa wenn bei der Busfahrt der Fahrkartenkontrolleur nur den Menschen mit dunkler Hautfarbe kontrolliert, sollte man ihn darauf hinweisen, dass jeder Passagier gleichbehandelt werden sollte, alles andere ist racial profiling,“ so Manuela.

Das tolle an den Handlungsimpulsen: Eine Geste für mehr Nachhaltigkeit, trägt oftmals auch zu sozialer Gerechtigkeit bei, ein Einsatz für fairen Handel, erhöht nicht nur Gleichstellung, sondern reduziert auch weltweiten Hunger. Die Umsetzung eines SDGs hat somit einen Dominoeffekt auf viele Bereiche und zahlt sich doppelt aus. Das fiel Manuel besonders bei der Sammlung der eingereichten Impulse auf: „Es kam oft vor, dass ich einen Impuls erhielt, der sich aber gleichzeitig auf verschiedene SDGs auswirkt. Von den Weltmärkten zum Beispiel erhielt ich den Impuls, faire Produkte zu kaufen. Dadurch ermöglicht man erstens mehr Bildung für alle, da das Fairtrade-Siegel Kinderarbeit untersagt und gerechtere Löhne garantiert, sodass Familie ihre Kinder in die Schule schicken können, und erfüllt somit das SDG Nr. 4 – hochwertige Bildung. Gleichzeitig unterstützt man mit Fairtrade-Produkten die Armutsreduzierung, also das SDG Nr. 1. Noch dazu werden Frauen im Fairen Handel stärker in Unternehmen und Führungspositionen involviert, sodass diese Geste auch noch zur Geschlechtergleichheit, SDG Nr. 5, beiträgt.“

Die meisten Eingereichten Impulse betreffen die SDGs 12 und 13, also zum Thema verantwortungsvoller Konsum und Produktion, sowie zum Thema Klimaschutz. Wenige Einreichungen erhielt das Netzwerk hingegen zu den Themen Armut und Hunger (SDGs 1 und 2). „Das heißt nicht, dass Armut nicht auch Realität in Südtirol ist,“ betont Manuela, „doch wahrscheinlich werden diese Probleme weniger wahrgenommen.“ Sie wünscht sich von den Netzwerkpartnern, die sich damit beschäftigen, spezifische Einreichungen zu diesen Themen, zum Beispiel von der Caritas. Dasselbe gilt für das SDG Nr. 5 zum Thema der Geschlechtergleichstellung, zu dem Manuela sich ebenso mehr Impulse wünscht.

Besonders wertvoll am Handbuch: die Impulse werden nicht einfach aufgelistet, sondern jede Idee wird begleitet von einer ausführlichen Erklärung über ihre Facetten und globalen Auswirkungen, sowie von Tipps dazu, wie man sie konkret umsetzen kann. „So gibt man den Leserinnen und Lesern eine Begründung dafür, warum eine Handlung wichtig ist und klärt darüber auf, welche Folgen der eigene Konsum, die eigene Entscheidung haben. Das schafft bei den Verbrauchenden ein neues Bewusstsein,“ sagt Manuela. Für übrige Fragen ist bei jedem Handlungsimpuls der Kontakt der Einreicher-Organisation aufgelistet, an die Interessierte sich wenden können.

Auch für die eingereichten Impulse der Ideenbox gilt es am besten, eine Beschreibung zur Handlungsempfehlung mit zu geben und zu erklären, warum diese Geste wichtig ist, welchen Beitrag sie leistet.

Eingereichte Impulse müssen nicht unbedingt die alles entscheidende Geste zur Weltenrettung sein. Oft sind kleine Alltagsveränderungen entscheidend, gibt Manuela mit auf den Weg: „Die Jungschar hat zum Beispiel den Impuls zum Waldbaden eingebracht. Das finde ich sehr schön, denn mehr Kontakt zur Natur schafft ein neues Bewusstsein und lehrt den Leuten, besser mit ihr umzugehen und sie zu respektieren.“

 

Diese Initiative wird von der Autonomen Provinz Bozen und vom Ministerium für Arbeit und Sozialpolitik unterstützt. 

 

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Gianguido Piani Do., 06.05.2021 - 18:18

Ich versuche seit etwa 40 Jahren genauso zu leben, wie im Artikel vorgeschlagen. Mülltrennung gibt es seit den 1970-80er, zum Beispiel, man braucht keine App dafür. Die SDG haben hauptsächlich mit der Entwicklung ärmerer Länder zu tun, in Europa scheinen sie eher eine Suche nach Lösungen für Probleme, die wir glücklicherweise nicht haben (siehe zum Beispiel https://www.salto.bz/de/article/30042021/am-ende-ist-es-ein-geschaeft)
Zitat aus dem Beitrag: "Etwa wenn bei der Busfahrt der Fahrkartenkontrolleur nur den Menschen mit dunkler Hautfarbe kontrolliert, sollte man ihn darauf hinweisen, dass jeder Passagier gleichbehandelt werden sollte, alles andere ist racial profiling,“ Das habe ich gemacht, im Zug, als der Kontrolleur nur nach den Fahrkarten einheimischer Passagiere fragte. "Non voglio venire picchiato" war seine Antwort. Racial profiling, eben.

Do., 06.05.2021 - 18:18 Permalink