Gesellschaft | Soziales

VinziShower seit einem Monat geöffnet

Duschen und sich pflegen: Das können Obdachlose und Bedürftige in der Kapuzinergasse in Bozen kostenlos. Vize-Bürgermeister Walcher begrüßt die Initiative zurückhaltend.
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Foto: Salto.bz
Vor rund einem Monat hat in der Bozner Kapuzinergasse das erste Hygienezentrum seine Türen für obdachlose und von Armut betroffene Menschen geöffnet. Heute (3. Mai) hat die Südtiroler Vinzenzgemeinschaft die „VinziShower“ mit einer Segnung und den Grußworten von Vizebürgermeister Luis Walcher (SVP) und Sozialstadtrat Juri Andriollo (PD) offiziell eröffnet. Dort können sich Personen von Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr kostenlos duschen, die Toilette benutzen und auch ihre Wäsche waschen. Das Angebot hat sich bereits herumgesprochen und wird vor allem von jungen Männern genutzt.
Sie machen gerne mit, kommen wieder und sind dankbar.
Initiiert wurde die Idee von dem ehemaligen Direktor des Südtiroler Sanitätsbetriebes, Oswald Mayr, und fand unter anderem bei der ehemaligen SVP-Landesrätin Martha Stocker Zuspruch. Die Umsetzung der Idee, nach dem Vorbild der Hygienezentren für Obdachlose von Papst Franziskus in Genua und Rom, gestaltete sich allerdings nicht einfach. „Die Planung nahm zwei Jahre in Anspruch, das lag vor allem an der Suche nach einem geeigneten Standort“, erklärt Josef Haspinger, Zentralratspräsident der Südtiroler Vinzenzgemeinschaft.
Die sanitären Anlagen, die über private Spenden finanziert werden, befinden sich gegenüber des Kapuzinerklosters, das an seiner Pforte ein Frühstück an obdachlose und bedürftige Menschen ausgibt. Wer die VinziShower nutzen möchte, muss sich davor anmelden. Dann wird das Bad für die Person für eine halbe Stunde reserviert. „Derzeit funktioniert es noch nicht, dass sich die Menschen anmelden. Es passiert auch, dass Personen schon um 8 Uhr da sind und duschen möchten, um dann um 9 Uhr zur Arbeit gehen zu können“, sagt Haspinger.
 
 
Eine weitere Herausforderung für den Betrieb des Hygienezentrums ist es, genügend Freiwillige für die Mitarbeit zu finden. Zurzeit unterstützen zwei Personen das Hygienezentrum mit bis zu vier Stunden pro Tag. Einer davon ist der Pensionist Georg Lösch: „Es ist sehr interessant, hier zu arbeiten. Ich empfange sie mit einem Lächeln, zeige ihnen, wo Handtücher und Duschgel sind, und erkläre, wie sie die Bäder hinterlassen sollen. Sie machen gerne mit, kommen wieder und sind dankbar. Es ist eine nützliche Dienstleistung, weil es viel Bedarf gibt.“
 

Walchers Stellungnahme

 
Auch Vize-Bürgermeister Walcher bestätigt, dass Obdachlosigkeit und Armut in der Landeshauptstadt gestiegen sind und führt das vor allem auf die Zuwanderung zurück. „Wir haben in den letzten sieben Jahren das Angebot für bedürftige Menschen vervielfacht, aber es reicht noch nicht. Wir gehen Zeiten mit einer massiven Zuwanderung entgegen, ob wir das wollen oder nicht. Juri und ich müssen uns beinahe täglich abends darum kümmern, wo eine geflüchtete Familie mit minderjährigen Kindern unterkommen kann.“ Es besorgt ihn, dass viele Menschen trotz Arbeit in prekären Wohnsituationen leben müssen. Deshalb dankt der Vize-Bürgermeister der Vinzenzgemeinschaft für das Angebot des neuen Hygienezentrums, das sich in keiner „leichten Gasse“ befinde.
Ich bin schon froh, dass sie uns keine Steine in den Weg legen.
Neben dem Senior*innenheim Vinzenzhaus und einem neuen Hotel werde die Straße auch von Berufstätigen genutzt. „Es kommt gerade abends zu Situationen, wo sich viele nicht unbedingt wohl fühlen“, so Walcher. Da im Frühling des kommenden Jahres die Neugestaltung des Kapuzinerparks umgesetzt werden soll, sei es wichtig, dass das Hygienezentrum von einem vertrauenswürdigen Partner wie der Vinzenzgemeinschaft geführt werde und die Straße auch für Familien und Kinder ein sicherer Raum ist.
 
 
Dafür sei es laut Walcher notwendig, dass die Regel der Vormerkung auch eingehalten werde, damit es zu keinen Warteschlangen vor dem Hygienezentrum kommt. Dass die Einrichtung keine Belastung für die Bevölkerung werden soll, ist dem Zentralratspräsidenten der Vinzenzgemeinschaft wichtig. Das scheint auch das Hauptanliegen der Gemeinde Bozen zu sein. „Ich bin schon froh, dass sie uns keine Steine in den Weg legen“, sagt Josef Haspinger auf die Frage, ob die Vinzenzgemeinschaft bei der Gemeinde um Förderbeiträge ansuchen möchte.
 

Ärztliche Betreuung geplant

 
Auch wenn das Hauptaugenmerk auf der Hygiene liegt, will die Vinzengemeinschaft gemeinsam mit Oswald Mayr und der Ärztin und freiwilligen Helferin Viviana Versace kostenlose, medizinische Untersuchungen anbieten. Der Raum dafür steht aber noch leer. „Wir befinden uns noch in der Vorbereitungsphase“, erklärt Mayr.