Kultur | Salto Afternoon

Die Bilder in den Worten

Linda Wolfsgruber illustriert Bücher für Kinder und Erwachsene. In der Galerie Prisma in Bozen kann man die Vielfalt an Techniken, die sie verwendet, bewundern.
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Foto: Salto.bz

Tatsächlich hat sie ihre Werke nach diesem Kriterium ausgewählt: sie sollten vielfältig sein! Auch die inhaltliche Sortierung der Bilder hat sie vor allem von den verschiedenen angewandten Techniken abhängig gemacht. In den zwei Räumen der Galerie präsentiert Linda Wolfsgruber sieben Buchprojekte und sieben Kurzfilme. Man findet sowohl Naturzeichnungen mit Buntstiften und Aquarellfarben als auch Malerei und verschiedene Drucktechniken. Neben den Bildern das dazugehörige Buch und einen erklärenden Text zur Entstehung. 
Teile der Ausstellung wurden bereits in verschiedenen anderen Ausstellungen präsentiert, etwal Die Dolomitensagen und Von der Wildnis im Museum sowie klein little piccolo. Die meisten Bücher, die sie illustriert, sind deutschsprachig, aber sie hat auch schon mit Verlagen aus Kanada, Südamerika und Spanien zusammengearbeitet. klein little piccolo ist beispielsweise vor allem im deutschsprachigen Raum verkauft worden, auch wenn es ein dreisprachiges Buch ist, das in der Zusammenarbeit mit Federica Pagnucco aus dem Friaul entstanden ist.


Schon als Kind zeichnete sie viel, besuchte mit 14 die Kunstschule und entdeckte später, in der scuola del libro in Urbino das Objekt Buch für sich. Aus dem Gebiet der Malerei kommend liegen ihr die Regeln der Komposition am Herzen: Ihre Illustrationen sollen in Farbe und Aufbau ausgeglichen sein. Hinzu kommt die narrative Komponente: Die Bilder in einem Buch stehen nicht allein, sondern müssen aufeinander folgend harmonisch wirken. 
Linda Wolfsgruber illustriert nicht nur, sie unterrichtet es auch. Sie ist Dozentin für Illustration im Veneto und bietet immer Workshops an. Bei der Arbeit mit Kindern hat sie gelernt, wie sie ihre Bilder aufbauen muss, welche Aspekte sie verstärken oder weglassen sollte, damit sie für Kinder verständlich und spannend sind.


An manchen Projekten wie Die kleine Waldfibel arbeitet sie über mehrere Jahre. Für andere braucht sie nur ein paar Monate. Als der Elsternkönig sein Weiß verlor wurde in nur einem Monat von ihr illustriert. 
Bekommt sie den Text eines Autors von einem Verlag vorgelegt, lässt sie den Text zuerst auf sich wirken, um zu entscheiden, welche Szenen und Momente sie in ihren Illustrationen einfangen will. Dazu kopiert sie den Text nicht einfach, sondern bringt eigene Aspekte ein, erzählt in Bildern eine eigene Geschichte. Dazu ist es wichtig, dass ein Einverständnis zwischen dem Autor oder der Autorin und der Illustratorin herrscht.

 

Kurzfilme macht sie erst seit ein paar Jahren. Ihr Interesse dafür wurde geweckt, als sie einen Schnellkurs für Animation besuchte, in dem sie lernte, wie man Bilder bewegt. Der erste Film entstand, indem sie die Buchseiten aus verschiedenen Auflagen von klein little piccolo abfotografierte, die allesamt Drucke und damit leicht unterschiedlich waren. Durch die Folge der Bilder entstand eine Bewegung. Auch zum Kurzfilm Azzurra gab es vorher schon Bilder zum Thema Wasser und Schwimmen, die sie durch viele weitere Bilder ergänzte, um jede Sekunde des Films mit 24 Bildern zu füllen.


Die Ausstellungsräume laden dazu ein, etwas umherzuwandeln, sich von den Eindrücken berieseln zu lassen, vielleicht auch mal wieder ein illustriertes Kinderbuch in die Hand zu nehmen, nur die Bilder anzusehen und sich eine eigene Geschichte daraus zu bilden.