Walter Marth (1965-2025)

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Walter Marth: Der Südtiroler Paul McCartney
Wenn ein Mensch unerwartet aus dem Leben gerissen wird – so einer wie Walter –, der mit seiner Herzenswärme, seiner Leidenschaft für die Musik und seiner angehmen Art eine große Lücke hinterlässt, dann tut man sich schwer Worte zu finden.
Er war nicht nur ein begeisterter Sänger, Gitarrist, Bassist und manchmal Pianist, sondern durch und durch Beatles-Fan. Gerne erinnere Ich mich an seine Worte: „Mir sein holt 20 Johr zu spat af die Welt kemmen, hou“.
Kennengelernt hab Ich den Walter erstmals im fernen Jahr 1992, er war damals Sänger und Gitarristen von The Quarrymen – das Quintett aus St. Martin erreichte als „Die Beatles aus dem Passeiertal“ landesweit Bekanntheit. Mike Frajria produziert das erste Album von The Quarrymen in Meran.
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Was für eine Stimme! Toni Pizzecco, der sein Talent sofort erkannte, holte ihn zu Westbound. Mit Barbara Zanetti und Walter Unterhauser gründete er Carpe Diem und kurz darauf das Pop-Duo The Sett, mit denen er je ein Album veröffentlicht. Doch wie sich herausstellte, war die Vorliebe für die Songs der „Fab Four“ für ihn doch mehr als nur eine reine Tribute-Cover-Musik: sie waren Lebensgefühl, Inspiration und ständige Begleiter. Begegnungen, Kozerte, Bühnenmomente, Radiosendungen.
Die Interviews und Gespräche mit Walter waren wertvoll und bereichernd, sein umfangreiches Wissen über Lennon, McCartney & Co. hat er gerne weitergegeben. Für Radio Freier Fall hat er mit The Repeatles ein Radiokonzert der Extraklasse live im Auditorium mitgestaltet.
Gleich bedeutend und (mittlerweilen leider einmalig) das Konzert-Ereignis „Beatles Go Symphony“ mit dem Orchester der Musikfreunde Meran. Es wird wohl eines seiner letzten großen musikalischen Vermächtnisse bleiben. Wer das Konzert im vergangenen Herbst in Algund erlebt hat, weiß was gemeint ist.
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Er stammte aus dem Passeiertal, das er in seiner Bescheidenheit und Naturverbundenheit auch verkörperte: ruhig, klar, echt. Ein feiner, aufrichtiger Mensch – verlässlich, humorvoll, offen. Einer, der einfach da war. Einer, der nicht den großen Bühnenkasper gab, sondern durch Talent, Begabung und Hingabe für die Sache auftrat. Der Verlust schmerzt. Doch wir sind dankbar für die Freude, die er mit seinen Konzerten und Auftritten so vielen Menschen geschenkt hat. Ja, sehr oft hatte ich die Gelegenheit, Walter live zu sehen, ob mit The Quarrymen in der „Eule”, mit Westbound im Vereinshaus Villnöss oder mit The Repeatles im Weinkeller mit umfassender Beatles-Show, oder aber im Duo mit Tommy bei einer feinen, gemütlichen Geburtstagsfeier... einige der vielen weiteren Auftritte.
Es war immer ein Fest, ein musikalischer Hochgenuss vom Feinsten. Mit „Let It Be“ auf den Lippen und Wehmut: Pfiati Walter, mir segn ins!
Roland Leitner