#030717

Abgang
Das Internet ist ungemein schnelllebig. Kündigte ich vergangene Woche noch meine wohlverdiente Sommerpause an, twitterten, mailten und simsten mir Leserinnen und Leser im Minutentakt Meldungen, allerdings solche, die die Welt nicht braucht. "Was tun damit, vielleicht was dazu schreiben?" dachte ich mir.
Zunächst aber zum Wesentlichen, des 3. Juli:
Ciao Paolo!
Ich gedenke in humoriger Trauer an den legendären Fantozzi-Darsteller Paolo Villaggio. Er teilt sein Todesdatum mit dem weitsichtigen Alexander Langer, die peinliche Tollpatschigkeit seiner Figur Ugo F. hingegen mit einem Vorfall, der dem ehemaligen Südtiroler Landeshauptmann Durnwalder jüngst passiert ist. Dieser hatte – noch bevor er sich Südtirols Rechtskonservativen regelrecht(s) aufdrängte –, einen öffentlichen Termin in Caldonazzo mit einem nie existierenden Termin in Predazzo verwechselt. Nachdem der Geladene im Automobil in Caldonazzo verspätet eintraf, lachten alle hinter vorgehaltener Hand über das wortverspielte Missgeschick. Der Fauxpas verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Im Saal soll sogar jemand das Wort Fantötzi gerufen haben. Belegt ist das allerdings nicht.
Abartig
Nun aber zum Tatbestand meiner Sommerpausen-Rückkehr. Grund ist eine E-Mail einer sehr erbosten Dolomiten-Abonnentin. Ihretwegen bin ich KURZ zurück. Die Leserin beanstandete via Twitter eine im Athesia-Tagblatt gedruckte Analyse des ausländischen (!) Journalisten J.L., der im Artikel „Die Eskimos der Kanzlerin“ beweist, dass schlimmer Journalismus noch schlimmer geht. J.L. schreibt zur Ehediskussion und Angela Merkel einen Text, den sich besser niemand merkeln soll. Ein Zitat gefällig? „Auf solche familiären Sonderwege fremder Kulturen in Afrika, Indien oder bei den Eskimos mit ihrem Frauentausch berufen sich gerne die Anhänger der Promiskuität oder der Polyamorie (jeder mit jedem) als Kronzeugen der Entwicklung. Aber das sind doch nur, wie die Wissenschaft zeigt, Randerscheinungen. Der Durchschnittsmensch ist eben kein Eskimo.“ Das ist doch absoluter Bullshit, Herr J.L.. Es ist besser, sie lassen ihren Rassismus in ihrem Schmierblock, bieten ihre Überlegungen nicht auch noch Südtiroler Medienhäusern an, die das unachtsam abdrucken. In Ewigkeit (S)amen.
Laut Fickipedia hat der von Dolomiten eingekaufte Journalist J.L. (er schreibt auch für deutlich rechtslastige Medien in Germany) 10 Kinder, die sich hoffentlich – ob dieser seiner sehr bedenklichen Überlegungen – gegen ihren Vater (und im Bündnis mit der sich verabschiedenden Dolo-Abonnenten) auflehnen. Geht`s noch tiefer J.L.?
Wenn schon Schwachsinn, dann Salto Return!
Abgesang
Mit den Eröffnungs-Klängen des Südtirol Jazz Festival in den Ohren fahre ich demnächst an jenen Ort, an welchem es noch tiefer geht, nämlich zum größten (von Menschenhand erschaffenen) Loch der Welt: The Big Hole. Es befindet sich nicht in Südtirol, sondern in Südafrika.
Ich wurde von einer mir unbekannten Freimaurer-Loge auserwählt, das Original-Dokument zum Südtiroler Autonomiekonvent aus dem Land zu schaffen. Es soll an einen "unsicheren Ort", sagte man mir. "Was für eine Drecks-Ehre!" dachte ich spontan und sagte zu.
Noch heute werde ich ins südafrikanische Phalaborwa aufbrechen, wo ich das Dokument – Schritt für Schritt – ins größte Loch der Welt hinuntertrage.
Meine persönlichen, kafkaesken "Aufzeichnungen aus dem größten Loch" werde ich dann bei nächster Gelegenheit der Tageszeitung für Todesanzeigen, Sport und Leserbriefe zukommen lassen, mit der Bitte meinen Reisebericht in der Rubrik Sport abzudrucken. Ist ja eine Lochbesteigung. Direkt hinein ins Sommerloch.