Wirtschaft | Interview

„Interesse, Ressourcen zu schonen“

Die Wirtschaftsstudentin Bianca Pitigoi aus Naturns wurde heuer für das Förderprogramm der Uni Wien ausgewählt. Teamwork ist für sie das Um und Auf.
univie-naturtalente.jpg
Foto: Jennifer Fetz / Universität Wien
Das Highpotential-Programm „NaturTalente“ der Universität Wien brachte dieses Jahr 37 exzellente Studierende aus den Bereichen Medizin, Pharmazie, Molekularbiologie, Chemie und Wirtschaft mit namhaften Unternehmen zusammen. Die Studierenden lernten potenzielle Arbeitgeber kennen und bereiteten sich auf zukünftige Karriereanforderungen vor. Eine der vier ausgewählten Wirtschaftsstudent:innen war die 25-jährige Naturnserin Bianca Pitigoi.
 
salto.bz: Bianca, welche Unternehmen konntest du im Rahmen des Programms besuchen? Um was ging es bei den Besuchen?
 
Bianca Pitigoi: Das Uniport, der Karriereservice der Universität Wien, organisiert jährlich das Programm NaturTalente. Das diesjährige Programm hatte Life Sciences (Biowissenschaften, Anmerkung d. R.) zum Thema und wir besuchten in diesem Rahmen sieben Unternehmen, unter anderem die Boston Consulting Group, AstraZeneca oder Takeda. Das Programm hat nicht nur uns Studierenden die Möglichkeit gegeben, einen Einblick in die Unternehmen zu erhalten, sondern die Unternehmen konnten uns auch als potentielle Mitarbeiter:innen gewinnen. Wir lernten sie besser kennen und tauschten Kontakte aus.
 
 
Wie liefen die Besuche bei den Unternehmen ab?
 
Die Mitarbeiter:innen der Unternehmen begleiteten uns einen ganzen Nachmittag, erzählten uns von ihren Erfahrungen und beantworteten all unsere Fragen. Im Gegensatz zu einer klassischen Unternehmenspräsentation, die an Unis oft starr ist, waren die Besuche interaktiv gestaltet.
Im Nachhinein bin ich sehr froh, es so gemacht zu haben, weil sich viele Chancen eröffnet haben.
Wie konntest du dich durch das Programm weiterentwickeln?
 
Teil des Programms war ein mehrtägiges Kompetenztraining mit dem Unternehmensberater Ronny Hollenstein. Wir haben von ihm Tipps und Tricks erhalten, beispielsweise wie wir in einer Stresssituation reagieren und unsere Reaktionen gezielt kontrollieren können. Er machte verschiedene Übungen mit uns, etwa um auch unter Druck ruhig zu bleiben und um Kritik im richtigen Kontext und Augenblick anzubringen, was sehr wichtig ist. In persönlichen Gesprächen ist er auch individuell auf uns eingegangen, hat unsere Stärken hervorgehoben und uns Tipps gegeben, wie wir diese konkret ausbauen können.
 
Was fasziniert dich an deinem Studium?
 
Es ist vieles und trotzdem irgendwie schwer auszudrücken. Aber im Grunde genommen sind es zwei Punkte: Zum einen gefällt mir die Analyse von Produktionsunternehmen, weil ich ein Interesse habe, Ressourcen zu schonen. Ich bin der Meinung, dass man durch die Optimierung von Produktionsunternehmen noch sehr viel bewirken kann. Andererseits fasziniert mich die Strategieentwicklung im Internationalisierungsprozess von Unternehmen. Bei dieser spielen auch die verschiedenen Kulturen eine große Rolle und ich kann mein Wissen aus meinem Bachelorstudium in Sprachen gut einbringen.
Für mich ist wichtig, dass mein zukünftiger Arbeitgeber eine Unternehmenskultur hat, in der ich gut hineinpasse, und er ein Team hat, mit dem ich mich gut verstehe.
Wie kam es dazu, dass du erst Sprachen und dann Wirtschaft studierst?
 
Ich habe das Sprachengymnasium in Meran besucht und lernte dort Französisch. In meinem Sprachenstudium verbesserte ich dann meine Fähigkeiten in Französisch, Italienisch und Deutsch. Der Master ist jetzt auf Englisch, was eine gute Ergänzung ist. Bei dieser Entscheidung unterstützte mich insbesondere mein Nachbar Reinhold Messner, der mich darin bestärkte neue Wege zu gehen.
 
Die Studien sind inhaltlich sehr unterschiedlich, musstest du beim Master etwas nachholen?
 
Ein Vorteil an der Uni Wien ist, dass man beim Master intern wechseln kann. Die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften setzte dabei voraus, dass ich im ersten Semester Auflagenprüfungen zu 30 ECTS (Leistungspunkte, die in der Regel 30 pro Semester sind, Anmerkung d. R.) bestehe. Dann konnte ich im Master der Internationalen Betriebswirtschaftslehre einsteigen. Im Nachhinein bin ich sehr froh, es so gemacht zu haben, weil sich viele Chancen eröffnet haben.
 
In welchem Bereich hast du dich während deines Masters spezialisiert?
 
Neben der internationalen Betriebswirtschaft habe ich meinen Schwerpunkt auf das Supply Chain (Lieferkette, Anmerkung d. R.) Management gelegt. Bei diesem Schwerpunkt habe ich vertiefende Kurse besucht und da er mir so gut gefallen hat, werde ich meine Masterarbeit nun über Produktionsanalyse und Produktionsoptimierung schreiben.
Klar ist das Konkurrenzdenken irgendwo immer mit drin, aber man bemüht sich, das Unternehmen gemeinsam weiterzubringen.
Wie geht es nun für dich persönlich weiter?
 
Ab September beschäftigt mich meine Masterarbeit und dann die Difensio. Danach habe ich vor, aus Wien wegzuziehen, vermutlich wieder zurück nach Südtirol, um da in der Industrie Fuß zu fassen und um mein im Studium erlangtes, theoretisches Wissen praktisch einzusetzen. Vorstellbar wäre für mich außerdem, berufsbegleitend einen PhD zu machen.
 
 
Welche Unternehmen interessieren dich in Südtirol als Arbeitgeber?
 
Interessant sind für mich all jene Unternehmen, die selber produzieren oder im Bereich der Strategieentwicklung und Unternehmensberatung tätig sind. Für mich ist wichtig, dass mein zukünftiger Arbeitgeber eine Unternehmenskultur hat, in der ich gut hineinpasse, und er ein Team hat, mit dem ich mich gut verstehe.
 
Was macht für dich eine gute Unternehmenskultur aus?
 
In einer guten Unternehmenskultur werden die Mitarbeiter:innen geschätzt und es wird in das Teamwork investiert. Wenn die Leute gut miteinander auskommen, finden sie auch gemeinsam Lösungen.
 
Wie hast du die Unternehmenskultur bei deinem Praktikum bei der Beratungsfirma pwc erfahren?
 
Dort habe ich es geschätzt, dass Diversität im Vordergrund war und so viele unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen zusammengekommen sind. Sie haben sich echt bemüht, gut miteinander auszukommen und waren super offen, was ich total schön fand. Hier funktionierte das Teamwork sehr gut, was grundlegend ist, damit gute Ideen und Konzepte entwickelt werden. Klar ist das Konkurrenzdenken irgendwo immer mit drin, aber man bemüht sich, das Unternehmen gemeinsam weiterzubringen.