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„Wohnungsnot ist ein weltweites Problem“

In Brixen ist die Privatvermietung seit dem Jahr 2019 um knapp 63 Prozent gestiegen. Bürgermeister Andreas Jungmann kritisiert deshalb Airbnb und lobt den Bettenstopp. Die Vorschussbetten gehen indessen weg wie warme Semmeln.
Brixen
Foto: Seehauserfoto
  • Die Antwort auf eine Landtagsanfrage des Team K zur Wohnungsnot in Brixen zeigt: Die Anzahl der Privatvermieter ist seit dem Jahr 2019 (110 Einheiten) bis zum Stichtag 30.07.2024 (179 Einheiten) um knapp 63 Prozent gestiegen. Dabei werden die Unterkünfte entweder als Wohnung oder Zimmer vermietet. Am meisten Angebote sind im Hauptort Brixen zu finden (97 Wohnungen, 28 Zimmer), es folgen die Fraktionen St. Andrä (10 Wohnungen, 3 Zimmer) und Mellaun (9 Wohnungen, 0 Zimmer). Im Vergleich dazu bieten Betriebe „Urlaub auf dem Bauernhof“ mit 215 Wohnungen und 38 Zimmern an. 

  • Andreas Jungmann: „Wie die Zahlen zeigen, hat das jetzt jeder gemacht.“ Foto: Andreas Jungmann/Facebook

    Die Grünen und das Team K kritisieren immer wieder den fehlenden leistbaren Wohnraum für Ansässige in der Bischofsstadt. Bürgermeister Andreas Jungmann (SVP) erklärt: „Die Wohngungsnot ist kein Brixner Problem, sondern in ganz Südtirol, Italien und weltweit zu beobachten. Mit der Einführung dieser Plattformen wie Airbnb kann jeder Einzelne in der Welt draußen bekannt werden. Vorher fehlte den Vermietern diese Plattform, um ihr Angebot zu präsentieren und zu bewerben. Wie die Zahlen zeigen, hat das jetzt jeder gemacht.“ 

    Aus dieser Sicht sei der Bettenstopp zu befürworten. „So kommt eine Ordnung hinein.“ Die Wohnungsnot sei aber nicht nur wegen Airbnb ausgelöst worden, sondern auch wegen dem zu hohen gesetzlich festgelegten Schutz von Mieterinnen und Mieter in Italien: „Das ist ein allgemein bekanntes Problem in Italien und von mir aus gesehen fast schon schwerwiegender als die touristische Privatzimmervermietung.“ 

  • Foto: Alin Sellemond/SALTO/Landesressort für Tourismus

    Dass die Privatvermietung weiterhin im Trend liegt, zeigt die hohe Nachfrage bei den Vorschussbetten. Die mit dem Bettenstopp genehmigten 220 Vorschuss-Gästebetten für Brixen wurden vom Gemeinderat folgenden Kategorien zugewiesen: 150 Betten für gastgewerbliche Betriebe, 35 Betten für Privatvermieter und 35 Betten für Urlaub auf dem Bauernhof; 

    Alleine bei der ersten Vergabe für die Privatvermietung wurden Anträge für insgesamt 166 Gästebetten eingereicht, obwohl nur 20 Betten zur Verfügung gestanden sind. Auch bei der zweiten Runde von August bis September übertreffen die Anfragen das Restkontingent von 15 Betten.

    Die Gästebetten werden nach einem von dem Gemeinderat festgelegten Kriterienkatalog bewertet, bei gleichem Punktestand zählt der früher eingegangene Antrag. Die Kriterien umfassen das Alter – junge Menschen bis zu 40 Jahren werden bevorzugt behandelt, ein zusätzliches gastronomisches Angebot für die Gäste sowie die Übernahme eines bestehenden Betriebs. Bevorzugt werden auch Anfragen, wenn sich die Adresse außerhalb des Hauptorts Brixen und St. Andrä befindet. 

  • Maßnahmen gegen Wohnungsnot

    Sara Dejakum: „Wir wollen, dass mehr Wohnraum für Menschen zur Verfügung steht, die hier leben und arbeiten.“ Foto: Gemeinde Brixen

    „Wir haben uns bei der Privatvermietung auf wenige Vorschussbetten beschränkt, damit mehr Wohnraum für Menschen zur Verfügung steht, die hier leben und arbeiten“, erklärt Tourismusstadträtin Sara Dejakum (SVP). Die touristische Kurzzeit-Vermietung konzentriere sich vor allem auf den Hauptort Brixen und St. Andrä. „In anderen Fraktionen gibt es vielfach noch keine Privatvermietung. Wenn dort Gäste die Infrastruktur wie kleine Supermärkte vor Ort nutzen, kommt das auch der lokalen Wirtschaft zugute.“ 

    Im Herbst sollen in Brixen zudem die Bürgerversammlungen für das Gemeindeentwicklungsprogramm starten. Auch die zukünftige Nutzung der Kasernen-Areale soll in einem Prozess mit Bürgerbeteiligung festgelegt werden. „Wir wollen dieses Mal einen Planungswettbewerb für das städtebauliche Projekt der Ex-Schenoni-Kaserne ausschreiben, bei dem mehrere Siegerteams zusammenarbeiten, um das Beste aus jedem der Vorschläge herauszuholen“, so Jungmann. Das Vorhaben wird derzeit noch rechtlich geprüft. 

    Um dem Wildwuchs der Anbieter auf Airbnb Einhalt zu gewähren, setzt die Gemeinde vorerst verstärkt auf Kontrollen der Gemeindepolizei, um Privatvermieter ohne Lizenz aufzuspüren und zu bestrafen.

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opa1950 Di., 03.09.2024 - 12:32

Da kann man den neuen Bürgermeister noch keine all zu große Schuld geben.Das ist alles noch zu der Zeit passiert als der Betonierer Brunner noch Bürgermeister war.

Di., 03.09.2024 - 12:32 Permalink
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Cicero Di., 03.09.2024 - 14:04

Das Eigentum an Wohnraum ist schlicht und einfach zu ungleich verteilt. Besitzern von drei, vier, fünf oder mehr Wohnungen (die gerne als Privatvermieter auftreten) oder Zweitwohnungsbesitzern aus dem Ausland stehen vielfach Einheimische gegenüber, die sich Wohneigentum nicht leisten bzw. absurd hohe Monatsmieten nicht stemmen können.

Di., 03.09.2024 - 14:04 Permalink
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Christian I Di., 03.09.2024 - 22:44

Antwort auf von Cicero

Vieles ist ungleich verteilt: einige sitzen in einem schönen Raum in Rom und Brüssel und verdienen sich reich, andere reissen sich den Ars... in einer Fabrik auf und kommen gerade an Monatsende... Viele pensionati die gerade di minima bekommen haben die Geschichte Italiens geschrieben, Italien vom Faschismus befreit und neu aufgebaut. Als dankeschön dürfen sie mit der minima leben. Andere haben für ihr nichts-tun eine goldene Rente...

Di., 03.09.2024 - 22:44 Permalink
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Cicero Di., 03.09.2024 - 14:10

PS: Die Wörter "Bürgerbeteiligung" und "Planungswettbewerb" scheinen mit Leuchtstift in die Brixner Stadtverfassung geschrieben, siehe Seilbahn nach St. Andrä oder Hofburggarten. Vielleicht sollte man dazu aber noch das Wort "Projektrealisierung" ergänzen... ;-)

Di., 03.09.2024 - 14:10 Permalink