Wirtschaft | Tourismus

Protest-Aktion gegen Airbnb in Verona

Die Aufkleber mit dem Schriftzug „Tourist go home“ sorgen bei Kurzzeitvermietern für Ärger: Unbekannte haben die Sticker auch auf Türklingeln von Gästeunterkünften geklebt. Die Aktion heizt die Debatte zu Overtourism in der Region weiter an.
Aufkleber gegen Airbnb in Verona
Foto: L'Arena
  • Auch in Verona wird der Unmut über den Tourismus größer: Runde, gelbe Aufkleber mit dem Schriftzug „Tourist go home. Stop Airbnb“ waren im historischen Stadtzentrum verteilt worden. Die Aufkleber waren auf Straßenschildern und Säulen, aber auch auf Türklingeln und Türen zahlreicher Unterkünfte für die Kurzzeitvermietung zu sehen.  

    Die Betreiber erwägen nun mit ihrem Verband der „Locatori turistici del Veneto“ Anzeige zu erstatten. „Viele Aufkleber wurden über unsere Nummernschilder geklebt, die in vielen Fällen beschädigt und unlesbar sind. Das ist ein wirklich schwerwiegender Umstand, der dem Image unserer Stadt außerhalb Veronas im Hinblick auf den Tourismus schadet: Die ersten, die diese Parolen gegen Touristen und Kurzzeitvermieter bemerkten, waren gerade unsere Gäste“, so Edoardo Nestori, Präsident des Vereins Locatari, gegenüber der Tageszeitung L‘Arena.

  • Die Aktion: Über Nacht hatten Unbekannte zahlreiche Schilder und Türklingeln beklebt. Foto: L'Arena

    Die gesamte Region Venetien zählt im italienischen Vergleich zu den meist besuchtesten Regionen: Laut dem Wirtschaftsverband der Provinz Verona verbuchte die Region letztes Jahr 2023 21,1 Millionen Ankünfte und fast 72 Millionen Aufenthalte, was einem Anstieg von 0,9 Prozent gegenüber dem Rekordjahr 2019 entspricht. Die Sticker-Aktion heizt die Debatte zu Overtourism in Verona an. Der Präsident der Region, Luca Zaia, versucht indessen die Wogen zu glätten. „Im Allgemeinen darf der Tourist nicht als Problem wahrgenommen werden. Wir müssen jedoch von den Touristen verlangen, dass sie sich absolut auf die Seite der Gemeinden stellen, die sie beherbergen, und dass sie vor allem die Umwelt respektieren“, erklärte er diese Woche gegenüber der Tageszeitung Il Gazzettino.

    Auch in Südtirol hat kürzlich eine Aktion gegen Overtourism für Aufsehen gesorgt: Rund um das Grödner Joch haben Unbekannte denselben Spruch wie in Verona auf Wegweiser, Felsen oder Tafeln gepinselt. Unter Touristikern wird vermutet, dass sich solche Aktionen in Südtirol zukünftig häufen könnten. Tourismuslandesrat Luis Walcher zeigt sich besorgt: „Tourismus kann relativ einfach sein – wenn ein Austausch auf Augenhöhe mit der Bevölkerung Vorort stattfindet und wenn der ehrliche Anspruch vorhanden ist, etwas zu verbessern. Das wird der Tourismus leisten müssen, denn Protestaktionen wie in Spanien könne man nicht länger ignorieren“, so Walcher gegenüber SALTO.  

    Laut dem nationalen Statistikinstitut ISTAT waren Venetien, Trentino-Südtirol, die Toskana, die Lombardei und die Emilia-Romagna die Regionen mit der höchsten Anzahl an Gästeankünften im Jahr 2022 – alleine in diesen Regionen wurden rund 57,8 Prozent aller Ankünfte in Italien verzeichnet.

„Tourismus kann relativ einfach sein – wenn ein Austausch auf Augenhöhe mit der Bevölkerung Vorort stattfindet und wenn der ehrliche Anspruch vorhanden ist, etwas zu verbessern. Das wird der Tourismus leisten müssen, denn Protestaktionen wie in Spanien könne man nicht länger ignorieren“

... ehrlich ... schau, schau, interessant.

Fr., 16.08.2024 - 16:16 Permalink

„Tourismus kann relativ einfach sein – [...] Austausch auf Augenhöhe [...] ehrliche Anspruch [...] etwas zu verbessern. [...] nicht länger ignorieren“
Genau Luis! Die Erkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung. Und warum passiert genau das nicht? In diesem und auch vielen anderen Zusammenhänge.

Mo., 19.08.2024 - 14:50 Permalink

Questi adesivi valgono anche per gli Altoatesini ed i Sudtirolesi che visitano e alloggiano spesso in quelle località (Il lago di Garda, per esempio) e contribuiscono ad affollare nel fine settimana l'autostrada con i loro mezzi di trasporto individuali? I turistio sono sempre gli altri?

Sa., 17.08.2024 - 06:47 Permalink

Air-Bnb und ähnliche wohnraum-fressenden Systeme sind eine offene Wunde. Gut dass da wer den Finger in die Wunde legt.
Andere Beherbergungsformen wie z.B. Hotels nehmen niemandem direkt die Mietwohnung weg. Das schafft nur die Zweckentfremdung der Wohnungen durch Air-bnb.

So., 18.08.2024 - 14:58 Permalink