„Das Vertrauen zurückholen“
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salto.bz: Frau Zoderer, die Freiheitlichen haben in den letzten Jahren wesentlich an Zuspruch verloren. Woran liegt das?
Sabine Zoderer: Es war eine schwierige Zeit für unsere Partei. Die Fehler der Vergangenheit wurden von den Wählern abgestraft und deshalb vertreten im Moment nur zwei Abgeordnete die Freiheitlichen im Landtag.
Könnten Sie etwas konkreter werden?
Das war ehrlich gesagt vor meiner Zeit. Ich nehme an, dass man die Wähler enttäuscht hat, dieses Vertrauen konnte bei der letzten Landtagswahl vor fünf Jahren nicht zurückgeholt werden.
Es bringt nichts, wenn wir uns Feministinnen nennen und von Haus aus gegen alles sind, was die Männer sagen.
Wie wollen Sie das ändern?
Wir haben in den letzten fünf Jahren gute Arbeit im Landtag geleistet und uns breiter aufgestellt. Wir haben Themen angesprochen, die den Menschen in Südtirol sehr unter den Nägeln brennen, vor allem den mittelständischen Betrieben, der Arbeitnehmerschaft und den Rentnern. Es braucht eine konstruktive Sachpolitik, die wir in diesen fünf Jahren bewiesen haben. Ich hoffe, die investierte Arbeit wird von den Wählern morgen auch belohnt.
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Laut der SWZ-Umfrage wissen rund 25 Prozent der Wahlbevölkerung noch nicht, wen sie am 22. Oktober wählen. Wie wollen Sie diese Menschen überzeugen?
Ich rufe jeden dazu auf, wählen zu gehen. Jede verlorene Stimme ist ein Verlust für die Demokratie. Wählen zu gehen, ist für mich nicht eine Pflicht, sondern eine Möglichkeit mitzubestimmen. Wenn ich nicht wählen gehe, muss ich morgen damit leben, was mir vorgesetzt wird.
Sie scheinen sich um die sinkende Wahlbeteiligung zu sorgen.
Absolut und ich verstehe auch, dass die Menschen in Südtirol von der Politik der Landesregierung in den letzten fünf Jahren enttäuscht sind. Sie haben durch und durch versagt. Ich sehe das als Arbeitnehmerin und Mutter zweier Kinder selber. Es passieren Sachen in unserem schönen Land Südtirol, die ein Wahnsinn sind, und wo es gilt anzusetzen. Leider macht das niemand. Ein Politiker muss wieder viel demütiger werden und sich fragen, wer sein Arbeitgeber ist. Auch ich bin ein Arbeitgeber dieser Landesregierung, weil auch ich bin eine Steuerzahlerin und ich erwarte mir, dass sie sich für uns einsetzen und nicht dauernd streiten. Das kann es ja nicht sein. Dass hier die Menschen den Glauben an die Politik verloren haben, kann ich absolut nachvollziehen. Deshalb gilt es jetzt für mich als Newcomerin das Vertrauen zurückzuholen.
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Wieso haben Sie sich für die Freiheitlichen entschieden?
Ich sitze seit 2020 im Gemeinderat von Partschins für die Freiheitlichen. Aber ich höre auch im Wahlkampf immer wieder, dass das Parteiendenken aufhören muss. Mir geht es darum, etwas in diesem Land zu verändern. Ich habe Gott sei Dank noch einen Idealismus, ansonsten könnte ich das ja gar nicht machen. Ich bin überzeugt, dass man es wirklich besser machen kann. Es ist nun wichtig, daran zu arbeiten und nach vorne zu schauen. Das sind wir unseren Großeltern schuldig, die unser Land aufgebaut haben und es uns so überlassen haben, aber auch für die Zukunft unserer Kinder.
Und wieso nicht SVP, Grüne oder Süd-Tiroler Freiheit?
Das ist alles nicht meins, ganz einfach. Ich war schon immer freiheitlich gesinnt, seit ich mit 13 Jahren angefangen habe, politisch zu denken. Es gefielen mir damals Rebellen, auch jene in der Volkspartei wie Roland Atz. Auch ich bin vom Charakter her eine Revoluzzerin. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich in der Mittelschule eine gute Professorin hatte, mit der wir politische Tagesthemen besprochen haben. Das hat mich interessiert und fasziniert und ich dachte, dass ich irgendwann mitgestalten möchte. Bei den Freiheitlichen gefällt mir der Grundgedanke, die Autonomie bis hin zum Freistaat auszubauen, weil ich das als große Chance für unser Land sehe.
Verstehen Sie sich als Feministin?
Nein.
Wieso nicht?
Ich bin eine Frau und ich denke, das reicht. Ich werde in diesem Jahr 44 Jahre alt und ich hatte noch nie Probleme, weil ich „nur“ Frau bin, so wie es viele sehen.
Was für mich zusätzlich wichtig ist, dass wir Frauen endlich eine echte Wahlfreiheit haben.
Also ist die Gleichberechtigung bereits erreicht und damit der Feminismus erübrigt?
Ich glaube, die Gleichberechtigung muss man nicht mit Feminismus erreichen. Es braucht ein sachliches Vorgehen, um in unserem Land endlich die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für uns Frauen zu erlangen. Es bringt nichts, wenn wir uns Feministinnen nennen und von Haus aus gegen alles sind, was die Männer sagen. Wichtig wäre vor allem, wenn Frauen anfangen würden, Frauen zu wählen. Dann hätten wir es vielleicht auch ab und zu einfacher in der Politik.
Also denken Sie, dass die feministische Bewegung zu ideologisch aufgeladen ist?
Genau.
Was sind Ihre Themen im Wahlkampf?
Wir haben in unserem Wahlprogramm eine Reihe an Themen aufgegriffen, vor allem die Energiepolitik, Wohnen, Lebenshaltungskosten, Sicherheit in der Öffentlichkeit und in der Sanität. Was für mich zusätzlich wichtig ist, dass wir Frauen endlich eine echte Wahlfreiheit haben, auch in einem Arbeitnehmer-Verhältnis in der Privatwirtschaft, ob wir zuhause bei den Kindern bleiben oder arbeiten gehen. Das wäre im Jahr 2023 und dann im neuen Jahr 2024 höchste Zeit! Deshalb muss die Zeit für die Pflege Angehöriger zumindest bei der Berechnung der Rentenjahre berücksichtigt werden.
Wie sieht Ihr Ansatz beim Klimawandel aus?
Das ist und war schon immer ein Thema für uns, wir sind aber gegen Verbote. Wir haben in Südtirol so viele Möglichkeiten für Innovation, die wir dafür nutzen müssen.
Ihre Liste für die Landtagswahlen umfasst 28 Kandidaten. Auf 35 Namen haben Sie es nicht geschafft.
35 waren nicht drinnen, das lag auch an der Frauenquote. Aber wenn ich alle 28 in den Landtag bringe, dann bin ich mehr als zufrieden.
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