Gesellschaft | Vergabe

Die "Nicht-Gewinner"

HANDS kümmert sich um suchtkranke Menschen. Nun hat ein Unternehmen aus Cesenatico den Zuschlag für die Führung zweier bisher von HANDS geleiteten Einrichtungen erhalten.

Die Nachricht kommt pünktlich zur aktuellen Debatte um das neue Gesetz zur Vergabe öffentlicher Aufträge im Landtag. Während in Zukunft die Kriterien für die Zuschlagserteilung gerechter gestaltet werden sollen, ist der Zug für HANDS inzwischen bereits abgefahren. Wie seit nunmehr einigen Tagen bekannt ist, muss der Verein, der sich um Menschen mit Alkohol- und Medikamentenproblemen kümmert, die Führung gleich zweier Strukturen abgeben. An ein Unternehmen aus Cesenatico.


Zwei Lose, zwei Interessenten, ein Gewinner

Die Veröffentlichung auf dem Ausschreibungs-Portal der Provinz Bozen trägt das Datum vom 24. November. “Zuschlag erteilt” heißt es unter der Verfahrensnummer 041131/2015. Der dazugehörige Dienst wurde am 16. September dieses Jahres ausgeschrieben, unterteilt in zwei Lose, zu einer Gesamtsumme von 939.600 Euro. Das erst Los beläuft sich auf 158.400 Euro und betrifft “die Führung einer Wohngemeinschaft für alkohol- und arzneimittelkranke Menschen und pathologisch Glücksspielsüchtige”. Das zweite, von einer Summe von 781.200 Euro, bezieht sich auf “die Führung einer Werkstätte für alkohol- und arzneimittelkranke Menschen und pathologisch Glücksspielsüchtige mit Schwierigkeiten im Rahmen der Arbeitseingliederung”. Beide Dienste werden bis dato vom Verein HANDS geführt. Verständlich also, dass auch dieser an der Ausschreibung im September teilnimmt. Denn man kann auf jahrelange Erfahrung und ein breites Betreuungsnetzwerk zählen.


Geschützter Wiedereinstieg

Bei HANDS hat man sich den Auftrag gegeben, Personen mit Abhängigkeitsproblemen von Alkohol oder Medikamenten und deren Angehörigen zu unterstützen. Auch bei Spielsucht bietet Hands verschiedene Therapiemöglichkeiten an. Darüber hinaus führt der Verein um Präsident Christian Folie geschützte Wohnungen und zwei geschützte Werkstätten: eine in der Bozner Drususstraße und eine in Tscherms. Über die dort angebotenen Maßnahmen sollen Suchtkranke auf den Wiedereinstieg in die Arbeitswelt vorbereitet werden. Die Betroffenen stellen im Rahmen von betreuten Projekten unter anderem Gürtel und Teppiche in Handarbeit her. Außerdem verrichten die Betreuten kleinere Montage- und Verpackungsarbeiten und bieten Entrümpelungen von Kellern und Dachböden an.


Ausgestochen von Seriana 2000

Ab Anfang kommenden Jahres steht nun allerdings ein Fragezeichen hinter alldem. Denn am 23. November erteilt der Betrieb der Sozialdienste Bozen, der die Führung von Werkstätten und Wohngemeinschaft ausgeschrieben hat, den Zuschlag – an Seriana 2000. Die Sozialgenossenschaft aus Cesenatico hat es geschafft, den auf drei Jahre lautenden Auftrag einzuheimsen. Mit einem Preisabschlag von 4,01 Prozent. Seriana 2000 ist ein Big Player in Sachen sozialer Assistenzdienstleistungen. 30 Millionen Euro Umsatz soll das emilianische Unternehmen jährlich machen. Von solchen Zahlen kann man bei HANDS vermutlich nur träumen. Die bereits grassierende Unsicherheit im Verein ob seiner Zukunft dürfte durch die nun verlorenen Aufträge um ein weiteres verstärkt worden sein. “Wir setzen uns dieser Tage zusammen, um uns zu beraten”, erklärt HANDS-Präsident Christian Folie auf Nachfrage von salto.bz. Mehr möchte er zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. “Nur so viel, dass es bei solchen Ausschreibungen immer Gewinner und Nicht-Gewinner geben wird.”