Achtung Auferstehung 2.0
Sowolla, in diesen Tagen feiern wir wieder Ostern. Ein zweites Mal anders als unzählige Jahre, Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte vorher. Ostern steht noch ein Mal unter einem Oster-Stern (oder ist es ein Ei?), der uns den richtigen Weg weisen soll.
Ostern ist das Fest der Vergebung. Denken wir nur an einen gewissen Judas und andere Geschehnisse die vor gut 2000 Jahren (etwas weiter südöstlich) der Weltgeschichte ihren Stempel aufgedrückt haben. Es gab damals wie heute die Barabbase, falsche Prediger, Aufwiegler, Verräter, Marktschreier oder eben Hasser & Hater, Populisten & Faschisten, Rechte & Linke, Schwarze & Rote, Grüne & Weiße und andere Menschen ... und es gab einen Pilatus, einen Judas, viele Hohe Priester und diese gewissen 12 Jünger. Und wohl auch einige weitere Jüngerinnen.
Um es in einem Satz zu sagen: Einer der Jünger hat seinen Mentor für ein paar Pfifferlinge verraten. Der Heilsbringer wurde daraufhin dem Mob vorgeführt, zum Tode verurteilt, zusammen mit anderen Verbrechern in den Kerker geworfen, gefoltert, gequält, verschmäht, bespuckt, erniedrigt, verspottet ... und unter heute unvorstellbaren Bedingungen durch das Dorf getrieben und schlussendlich bei lebendigem Leib an ein Kreuz genagelt.
Man kann heute wohl nicht mehr nachweisen ob eine Mehrheit des Volkes sich für Barabbas und gegen den Anderen ausgesprochen hätte. Es waren die Aufgewiegelten die sich auf dem Platz versammelt hatten und vielleicht aus Spaß ein Like für Barabbas gesetzt hatten. Und Pilatus war einfach zu feige dem Unschuldigen sein Recht zu lassen. Auf jedem Fall sollen die ersten Worte dieses Einen ans Kreuz genagelten folgende gewesen sein:
„Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun“. Schon komisch das Ganze. Nicht lange vorher hatte das Volk noch mit Palmensträußen gewedelt, „Hosianna, König“ gerufen und mit seinen bunten Kleidern einen Teppich ausgelegt. Nur wenig später hat man ihn seiner Kleider (einige verbliebene Stofffetzen) entrissen, vom Leib gerissen, zerrissen und darum gewürfelt.
Aus dieser Geschichte ist eine Weltreligion entstanden ... weltumspannend!
Wir können viel aus dieser Geschichte lernen. Nicht umsonst ist es die wichtigste Story, der wichtigste Social-Post oder sogar eine der bekanntesten Geschichten auf diesem Planeten.
In erster Linie ist es der alles umfassende und unglaublich unglaubliche Glaubenssatz „Vater, verzeih ihnen, denn sie wissen ich was sie tun“. Man mag jetzt an diesen Einen, seinen Vater, den Hl. Geist oder den ganzen Zauber drum herum glauben oder auch nicht. Fest steht, dass wir Menschen Grundsätze brauchen. Grundsätze wie Verständnis für den anderen und zumindest Ansätze von Vergebung.
Ich will es tun!
- Ich verzeihe dem Facebook-Hater, der mich gestern noch das Ar...loch genannt hat. Ich will ihm Frohe Ostern auf seinem FB-Profil wünschen.
- Ich verzeihe dem Ministerpräsidenten, dem Landeshauptmann, den Landesräten, den Virologen und den anderen Entscheidungsträgern. Egal ob ihre alten oder aktuellen Entscheidungen nun richtig oder falsch waren und sind. Wir wissen es noch nicht!
- Ich vergebe den Leugnern, den Zweiflern, den Protestierern und den Populisten. Ob sie Recht haben oder nicht. Wir wissen es noch nicht.
- Ich zeige Verständnis für alle Menschen, welche Meinung sie auch immer zu welchem Thema haben. Je weiter wir uns auseinander dividieren, um so schwerer kommen wir auch wieder zusammen. Und die Waffen auf Distanz sind garantiert die schlimmeren.
- Ich will in Kontakt bleiben mit den angeblichen Hetzern, Demonstranten, Leugnern & Lügnern, denn nur gemeinsam schaffen wir die Auferstehung.
Das bedeutet allerdings auch, dass wir unseren Egoismus und unsere rein persönlichen Bedürfnisse und privaten Wünsche vorläufig in ein hinteres Regal stellen müssen. Niemand von uns weiß ob er heute mit seiner Meinung richtig liegt oder mit seinen vielleicht aufgeschnappten Thesen schon morgen baden geht. Niemand weiß heute wer morgen die falschen oder richtigen Prediger waren.
Durch diese Zeit der Veränderung können wir nur zusammen gehen. Zumindest wenn wir danach wieder gemeinsam und in Frieden leben wollen.
Das bedeutet übersetzt, dass wir dem Großen & Ganzen zuliebe nicht wegen Nasen-Streicheln den Karren an die Wand fahren sollten.
Dass wir uns nicht über verpflichtende Tests aufregen sollten, wenn wir gleichzeitig einen fixen und sicheren Job haben.
Dass wir nicht jeden Beistrich kritisieren sollten, der uns ganz persönlich grad nicht in den Kram passt.
Dass wir uns nicht mit dem Finger (oder gar der Hand) im Honigtopf vergreifen sollen, solange der Frühstückstisch vielleicht nicht üppig, aber doch genügend gedeckt ist.
Dass wir Kaum-Betroffene uns solidarisch jenen gegenüber zeigen sollen, die wirklich am Abgrund stehen. Und dass wir uns sicherheitstechnisch vernünftig verhalten, und engagieren sollten. Auch wenn wir von gewissen Maßnahmen persönlich nicht überzeugt sind.
Dass wir uns zurücknehmen sollten, solange das Krankenhauspersonal am Anschlag schuftet. Und speziell solange unsere Nachbarn und Mitmenschen schwer erkranken oder armselig zu Grunde gehen.
Dass wir uns immer bewusst sein sollten, dass es sehr wahrscheinlich Menschen gibt denen es auf jedem Fall schlechter geht als uns.
Das wäre gelebte Solidarität ... und auch der Sinn von Ostern und der Auferstehung.
Und sehen wir endlich wieder das Gute und das Schöne. Wir wissen es anscheindend nicht mehr zu schätzen; hier leben zu dürfen, hier Heimat zu Haben und zudem eigentlich extrem privilegiert zu sein.
In diesem Sinne: Frohe Ostern!
Jaaa!
Jaaa!