Wirtschaft | Konkurs

Unter den Online-Hammer

Über 3.000 Posten versteigert der insolvente Bauriese ZH im Internet. Die Konkursrichter sind indes immer noch dabei, den gesamten Schuldenberg zu erheben.

Die letzten News von der ZH-Front gab im März dieses Jahres. Der Masseverwalter des Konkurses des Pusterer Bauunternehmens erhob damals schwere Vorwürfe gegen ZH-Verwaltung und -Aufsichtsrat. Das 2013 am Bozner Landesgericht eröffnete Konkursverfahren sei viel zu spät eröffnet worden. Den bereits Ende 2009 sei der Bauriese bereits so stark im Defizit gewesen, dass “keine Voraussetzungen mehr bestanden, das Unternehmen weiterzuführen”, so Danilo Galletti. Er ist neben Paul Stocker und Carlo Pagliughi einer der drei Masseverwalter im ZH-Konkursfall.

Das Kürzel ZH steht für “Zimmerhofer” und “Hobag”. Die Familie Zimmerhofer gründete im Jahre 2008 gemeinsam mit der Unternehmerfamilie Reichegger, der die Hobag AG gehört, das Bauimperium ZH. Nach der Eröffnung des Konkurses wurde bekannt, dass die ZH im Laufe der Jahre einen Schuldenberg von knapp 100 Millionen Euro angehäuft hatte. An die 60 Millionen bei Lieferanten, den Rest bei Banken.

Das ein oder andere ZH-Schnäppchen kann nun ersteigert werden.


Fusion unter keinem guten Stern

Der Zusammenschluss von ZH und Hobag habe zu einem Durcheinander von Zuständigkeiten, Guthaben und Leistungen geführt, das die wirtschaftliche Talfahrt des Unternehmens eingeleitet hätte, erklärte Galletti im Tageszeitung-Interview am 18. März. Neben den Vorwürfen von verwaltungstechnischen Schnitzern und Veruntreuung von Geldern zugunsten von Sub-Unternehmen nahm er auch den Aufsichtsrat ins Visier. Heinz Peter Hager als Präsident, Armin Toll und Hartmann Aichner als effektive Mitglieder hätten sich wegen “spektakulären Pflicht-Unterlassungen” zu verantworten. So steht es im Bericht, den Galletti gemeinsam mit seinen Kollegen der ermittelnden Staatsanwaltschaft überlieferte. 3,3 Millionen Euro an Vermögensschaden sei dem Unternehmen ZH ab 2010 entstanden. Die Zahlung dieser Summe forderte Galletti vom Verwaltungs- und Aufsichtsrat.


Ende noch nicht absehbar

Einen Teil der eingeforderten sowie geschuldeten Gelder scheint die insolvente Baufirma nun mittels einer Online-Versteigerung aufbringen zu wollen. Damit beauftragt wurde das Münchner Auktionshaus Fritz Huber. Auf dessen Internetseite wird die Versteigerung angekündigt:

Im Auftrag und auf Rechnung der Berechtigten versteigern wir online am 22. Juni 2015, ab 8.00 Uhr auslaufend Baumaschinen und Baugeräte aus der Insolvenz der Firma ZH General Construction Company S.P.A. HOCHBAUUNTERNEHMEN, sowie Gerätschaften im Zusatzauftrag, lagernd in 39040 Atzwang, 93031 Bruneck, 39030 Gais (BZ) (ITALIEN)

In einem 30-seitigen Katalog listet der Versteigerer insgesamt 3.668 Posten auf, die unter den Hammer kommen sollen. Zwölf Tage haben die Bieter Zeit, das eine oder andere Schnäppchen zu ersteigern. Am 3. Juli endet die Online-Auktion, Gebote können bereits gemacht werden. Wie lange hingegen die Arbeit der Konkursrichter noch dauert, ist offen. Bisher wurden die Positionen von über 600 ZH-Gläubigern geklärt, laut Angaben von Alto Adige wurden weitere 400 noch nicht vorstellig. Während Material, Maschinen und Geräte nun also versteigert werden, muss das Konkursgericht nun weiter in akribischer Kleinarbeit den tatsächlichen Schuldberg des Bauunternehmens erheben.