Politik | Provokation

Pöders Schuss

Um sein Nein zur Verfassungsreform dramatisch zu unterstreichen, greift Andreas Pöder auf ein fragwürdiges Propaganda-Mittel zurück: eine Schusswaffe.
Poeder-Schuss-Video
Foto: Screenshot/Youtube

Dass Andreas Pöder ein Mann der lauten Töne ist und um keine Polemik und Provokation verlegen, ist gemeinhin bekannt. Doch seine jüngste Aktion, mit der der Landtagsabgeordnete der Bürgerunion am Freitag (4. November) an die Öffentlichkeit geht, kann man wohl zu seinen krassesten bisher zählen. Was Pöder da aus dem Repertoire gezogen hat, dürfte wohl einige Fragen aufwerfen: Darf einem Politiker wirklich jedes Mittel recht sein, um seine Positionen unter das Volk zu bringen? Wo liegt die Grenze politischer Propaganda? Wo bleibt die Vorbildfunktion in einer pazifistischen Gesellschaft wenn mit solchen Bildern und Worten gearbeitet wird? Und wo die Verantwortung, die ein Landtagsabgeordneter hat, der mit über 3.000 Stimmen in den Landtag gewählt wurde – und das für eine Partei, die sich unter anderem die Familie auf die Fahnen geschrieben hat?

Mit einer Frage und einem lauten Schuss beginnt auch das Video, das Pöder am Freitag Nachmittag auf Youtube stellt und an die Redaktionen des Landes schickt: “Würdest Du freiwillig auf Dich schießen lassen?” Unterlegt ist die Frage mit dem Mündungslauf einer Pistole, die direkt auf den Zuseher gerichtet ist.

Würdest Du freiwillig auf Dich schießen lassen?, per Lisa Maria Gasser

In den folgenden zwei Minuten ist es ist Pöder, professionell ausgebildeter Radiosprecher, höchstpersönlich, der zu den Zuhörern spricht. Und einen verstörenden Vergleich zieht. Der Schütze, der auf “uns” zielt, ist für Pöder der italienische Staat. Beziehungsweise die Regierung Renzi mit der Verfassungsreform, über die am 4. Dezember italienweit in einem Referendum abgestimmt wird. Die Reform sei “gefährlich für uns”, “gefährlich für Südtirol”, warnt Pöder. Und auch die Schutzklausel (die er mit einer Schutzweste vergleicht) gebe keinen Anlass, Italien zu vertrauen. “Also dann doch lieber Nein – ein klares Nein, ich lass nicht auf mich schießen”, so das Fazit des Oppositionspolitikers, der die Südtiroler dazu aufruft, gegen die Verfassungsreform zu stimmen: “Wir lassen nicht mit der neuen zentralistischen Verfassung auf unsere Südtiroler Autonomie schießen (…), ob mit oder ohne Schutzweste, denn sicher ist sicher. (…) Wir sagen Nein zur Verfassung aus Rom.” Ob nach dieser Aktion wohl auch jemand Nein zu Andreas Pöder beziehungsweise seinen Propaganda-Methoden sagen wird?