Im Namen der Heiligen Uneinigkeit
Im Namen der heiligen Uneinigkeit
Vorausgeschickt 1: Mich selbst stört ein Kreuz im Klassenzimmer nicht. Wenn es hängen bleibt: von mir aus. Meine Schulkarriere hätte ich mit oder ohne Kreuz mit Freude absolviert. Aber trotzdem finde ich es legitim, darüber zu diskutieren, ob religiöse Symbole in einer staatlichen Bildungseinrichtung angemessen sind.
Vorausgeschickt 2: Ich bin mit meinem Nachnamen freilich vorbelastet, aber mir geht es in diesem Beitrag weniger darum, die Aussage von Brigitte Foppa zu verteidigen, sondern vielmehr darum, aufzuzeigen, mit welchen Ausdrücken und Mitteln die heiligen Südtiroler und Südtirolerinnen ihren „Glauben“ zu verteidigen wissen.
Brigitte Foppa hat kürzlich mit ihrer Aussage zum Kreuz in den Klassenzimmern für Furore gesorgt; konkret geht es um folgendes Zitat, das so in der Neuen Südtiroler Tageszeitung zu lesen war: „Wenn sich Italien als laizistischer Staat bezeichnet, so ist die Berechtigung des Kreuzes im öffentlichen Raum in Frage zu stellen. Entweder haben darin alle Religionen Platz oder keine“. Schnell wurde wie wild darauf los kommentiert und bei der Gelegenheit der Untergang des Abendlandes gleich mit prophezeit. Es ist erstaunlich, wie schnell man vom Thema Trennung von Kirche und Staat auf die Themen Verlust der Identität und Islamisierung des heiligen Landes Tirol kommt. Aber auf bestimmte Reize reagiert Josef-Normal-Südtiroler eben mit bestimmten Reaktionen. Man erinnere sich an den Frosch.
Im Folgenden habe ich eine kleine Hitparade der besten Kommentare zusammengestellt, die nach den Faktoren Heiligkeit, sprachliche Angemessenheit und Sympathie bewertet wurden.
10. Klaus U. schreibt: Jo sein unsere Leit bold olle verrückt? Also wer für die Entfernung der Kreuzer ist, geht in meinen Augen gegen unsere Religion , unser Land und unsere Leute!
9. Carlo O. schreibt: Frau Foppa sollte, wie es so schön auf italienisch heißt "andar fuori dai coglioni". Solche Leute sind sehr gefährlich und haben hier nichts verloren!!!
8. Joe H. schreibt: Arme Leute.. nur weiter so!! Auf den Weg ins Verdermis! Die Heimat aufgeben für irgenb jemand! scheiß linke Gesellschaft
7. Steve B. schreibt: ich glaub der habens ins hirn geschissen
6. Robert O. schreibt: Und sella Leid soldn inso Lond vertretn,schleich die,bessa heint wio morgn. !!!!!!
5. yannis schreibt: Falls es noch nicht genug Leute erkannt haben, aber hier zeigt es sich dass es „fünf vor Zwölf“ ist um damit anzufangen das links/grüne Spektrum aus der Politik zu entfernen !
4. Moritz I. schreibt: die linken miaset manmit den gonzn gsindl mit oschiabn ! wia konn man gegn sein eigenes volk und seiner kultur sein …
3. Roberto F. schreibt: Schlog ihr oaner bitschian oane zu die oarn. Wenn sie es Kuzifix stört soll se wieder zem hin gian wo se herkemmen sein.
2. Walter F. schreibt: ....i tat di Foppa afn Kreiz auinogln…yessss.....
1. Carlo R. schreibt: Olle aufheingn dei grean solongs nou bamm gib….
Liebe Kommentatoren und Kommentatorinnen,
ihr seid nicht christlich, ihr seid intolerant und rassistisch. Ihr wünscht Menschen, die nicht eurer Meinung sind, den Tod und würdet sie vorher sogar noch an ein Kreuz nageln. Ihr bezeichnet sie als geistig behindert und legt ihnen nahe, sich aus „eurem“ Land zu entfernen. Und das lieber heute als morgen.
Merkt ihr etwas? Kann es nicht sein, dass ihr den Glauben als Sündenbock für euren Hass verwendet? Kann es sein, dass es euch gar nicht um den Glauben geht, sondern darum, die Meinung Andersdenkender zu unterdrücken?
Liebe Christen, die Gesellschaft verändert sich. Noch sind auf dem Papier die meisten Südtiroler und Südtirolerinnen katholisch, aber es ist töricht zu denken, dass alle auch wirklich glauben. Religion war in Tirol für lange Zeit der Ankerpunkt für das Denken der Menschen und ist es teilweise auch noch heute. Jedoch verurteilt bitte Menschen nicht, wenn sie nicht oder anders glauben. Was macht einen Atheisten oder einen Juden oder einen Moslem zu einem schlechteren Menschen? Nicht nur Katholiken können das Land, die Berge und die Kultur mögen und aktiv für ein friedliches Miteinander einstehen.
Zum Abschluss einen tollen Kommentar, den ich noch habe ausfindig machen können:
Jesus v. N. aus Betlehem kommentiert: „Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, um den Sohn mit seinem Vater zu entzweien und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter.“ (Mt 10,34)
Ach! Daher rührt also der Hass? Oder wurde dem armen Jesus etwa etwas von seinen ach so guten Gläubigen in den Mund gelegt? Wir werden es wohl nie wissen.
Deshalb wünsche ich allen Christen und allen Nicht-Christen (aka: Ketzern) ein schönes Wochenende. Im Namen der (schein)heiligen Uneinigkeit.