Globuli
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Gesellschaft | fritto misto

Raptus homöopaticus

Wenn ich eine Apotheke betrete, brauche ich was. Zum Narren gehalten werden gehört da nicht dazu.

Ich leide. Ich leide, seit einiger Zeit schon, am raptus homöopaticus, der mich unvermittelt in den Apotheken meines Bezirks befällt. Der Ablauf ist immer der selbe: Ich betrete eine Apotheke, die sich auf den ersten Blick seriös und vertrauenserweckend gibt (keine Slot Machine im Wartebereich, keine Tarotkarten im Schaufenster), verlange an der Theke etwas gegen dies oder das und bekomme ein Präparat angeboten. Soweit, so gut. Dann der kritische Moment: Auf meine lauernde Frage, ob das meist zu einem stattlichen Preis Dargebotene homöopathisch sei, antwortet der oder die ApothekerIn mit einem arglosen „Ja!“. Ich atme ein. Nun nimmt der Raptus seinen Lauf, und zu meinem Erstaunen, trifft er die ApothekerInnen fast immer unvorbereitet. Nur um klarzustellen: Ich tobe nicht. Ich schimpfe nicht. Ich bin ein friedfertiger Mensch, auch wenn Sie als KennerIn meiner Kolumne vielleicht Einspruch erheben möchten. Aber ich verwehre mich dagegen, für ein ernstes Anliegen, das ich habe, Nutzloses angedreht zu bekommen. Nicht in einer Apotheke. Nicht von jemandem, der Pharmazie studiert hat, und genau weiß, was er oder sie da macht: Nämlich ein Präparat verkaufen, das keinen Wirkstoff enthält. In so einem Moment, liebe ApothekerInnen, unterscheidet ihr euch nämlich null vom dahergelaufenen Grander-Wasser-Vertreter oder der windigen Handauflegerin. Obwohl: Letztere glauben womöglich wirklich an ihr Produkt oder ihre „Gabe“. Ihr hingegen seid euch bewusst, dass ihr da gerade versucht habt, mir ein Fläschchen stinknormale Zuckergrallellen um zehn Euro anzuhängen.

 

Okay, der Placebo-Effekt, ich weiß es ja. Die Mittelchen, die eigentlich keine sind, also nennen wir sie beim Namen: die Scheinmedikamente wie Globuli, Bachblüten, Schüssler Salze etc., die keinen nachweisbaren Wirkstoff enthalten (nein, das tun sie wirklich nicht) „wirken“ höchstens insofern, als dass die Anwender glauben, sich selbst etwas Gutes mit ihrer Einnahme zu tun, folglich ruhiger und positiv gestimmt sind, was sich vorteilhaft auf den Genesungsprozess auswirken kann. Der Placebo-Effekt funktioniert übrigens auch stellvertretend, weshalb Eltern den Eindruck haben, das Baby schreit weniger, oder der Bauer meint, der Kuh geht’s besser (ja, was soll ich sagen), dabei sind sie es selbst, die im Vertrauen auf die Homöopathie gelassener werden und so beruhigend auf Kind und Vieh wirken. Aber sollten Apotheken mit diesem Glauben wirklich Geschäfte machen? Klar, es braucht sie und die ganze wissenschaftliche Aufmachung der Grallellen und Wasserlen, damit der Hokuspokus funktionieren kann. Der Mensch will ja dran glauben, dass es was bringt, und das wird nicht klappen, wenn er statt der Globuli im Supermarkt um ein Bruchteil des Geldes „Tic Tac“ kauft und einwirft, weil es da keine pseudowissenschaftlich verschwurbelte Geschichte drumherum gibt. Was ihre Zusammensetzung betrifft, so unterscheiden sich „Tic Tac“ und Globuli eigentlich nur dahingehend, dass Globuli zu hundert Prozent aus Saccharose, sprich gewöhnlichem Haushaltszucker bestehen, während bei den“ Tic Tac“ doch noch ein, zwei andere Inhaltsstoffe dazukommen. Ist es seriös, wenn Apotheken mir also im Grunde magische „Tic Tac“ verkaufen wollen? Ich finde nicht. Ich finde, es ist eine Beleidigung des gesunden Menschenverstandes.

Glauben Sie mir: Wenn die Nerven aufgrund von Schlafentzug und Stress so dünn sind, dass man kurz vor dem Halluzinieren steht, dann erscheinen einem aufgeklärten Geist auch Voodoo oder Runenwerfen als praktikable Möglichkeiten.

Dementsprechend schroff reagiere ich, wenn mir nun also ein homöopathisches Produkt angeboten wird, das erst auf Nachfrage als solches geoutet wird. So auch beim letzten Mal, was die Apothekerin irritierte und zu hastigen Konsultationen mit ihrer Kollegin im Hinterzimmer führte („Gibsch ihr holt…“ „Sell will sie net!“ - ratloses Schweigen.) Anscheinend kommt es sehr selten vor, dass jemand ausdrücklich nichts Homöopathisches haben will, was mich etwas beunruhigt. Die SüdtirolerInnen gaben 2017 900 Millionen Euro fürs Glücksspiel aus, die Meraner 3.400 Euro a testa. Summen, die schockieren. Ich würde gerne wissen, wie viel Herr und Frau Südtiroler für etwas ähnlich Sinnloses ausgeben, denn statt Homöopathie könnten sie sich einen Kamillentee genehmigen und auf dessen heilsame Wirkung hoffen, oder ein Glas Rotwein, oder Schokolade. Kostet meist dramatisch weniger und zeigt effektiv beruhigende Wirkung. Ich glaube, die Zahl würde uns alle plätten. Und doch, mea culpa, ich habe ja auch selbst dazu beigetragen: Immer, wenn ich mich besonders schlau und aufgeklärt fühle, belehrt mich der Blick in mein Badezimmerschränkchen eines Besseren. Dort stehen sie, zwar schamhaft in die Ecke gedrängt, aber doch in stattlicher Zahl, die kleinen braunen Fläschchen mit weiß-rotem Etikett eines lokalen Zuckergrallelle-Herstellers: Arnika DH30 und Belladonna DH6, Calcium Phosphoricum DH12 und Chamomilla DH6, usw. Klingt wissenschaftlich, ist aber immer nur „10g globuli di saccarosio“.

 

Ich hatte ein Baby, das viel schrie, und eine Hebamme, die, wie so viele von ihnen, Globuli-Anhängerin war. Half das eine Mittelchen nicht, musste man halt ein anderes probieren, und glauben Sie mir: Wenn die Nerven aufgrund von Schlafentzug und Stress so dünn sind, dass man kurz vor dem Halluzinieren steht, dann erscheinen einem aufgeklärten Geist auch Voodoo oder Runenwerfen als praktikable Möglichkeiten. Eine geleerte Brieftasche und immer noch schreiendem Kind später beschwerte ich mich bei der Hebamme, dass nichts half, worauf sie endlich mit der Sprache herausrückte: Mein Kind sei halt eben so. Punkt. Dass manche Unannehmlichkeiten, sei es Zahnen, Schnupfen, Juckreiz oder eben Babygeschrei einfach ausgehalten werden müssen und von alleine vorübergehen, den Mut, das auszusprechen, den wünsche ich allen Hebammen und auch den Haus- und Kinderärzten, da letztere erfahrungsgemäß meist schnell darin sind, uns zugegebenermaßen nervige Mütter und Väter, die nur zu oft wegen Lappalien anklopfen, mit einem „quick fix“ wie den Globuli abzuspeisen. Ich lobe mir den meinen, der sich die Zeit nimmt, mir zu erklären, dass er wohl irgendwas aufschreiben könne, ich aber genauso gut einfach abwarten  und die Sache sich selbst erledigen lassen könne, weil sie so dramatisch nicht ist. Nähmen sich mehr Mediziner die Zeit, ihre Patienten aufzuklären und zu beruhigen, müssten letztere ihre Beruhigung nicht aus den eigentlich wirkungslosen Wasserlen und Grallellen schöpfen.

Ich verwehre mich dagegen, für ein ernstes Anliegen, das ich habe, Nutzloses angedreht zu bekommen. Nicht in einer Apotheke. Nicht von jemandem, der Pharmazie studiert hat.

„Was nicht nützt, schadet nichts“, könnte man denken, aber auch das trifft nicht zu. Neben den Kosten verleitet die Homöopathie dazu, immer gleich etwas einnehmen zu wollen, was auch zu einem leichtfertigeren Umgang mit wirklichen Medikamenten führen kann, da man sich sozusagen daran gewöhnt, bei jedem Wehwehchen etwas zu schlucken. Ebenso kann der Glaube an sie dazu führen, auch ernsthafte Erkrankungen mit Globuli und Co. zu „therapieren“, und die dringend nötige wirkliche Therapie so hinauszuschieben. Das kann schlimmstenfalls tödlich ausgehen, wie im Fall eines Siebenjährigen aus den Marche.

Homöopathie ist also per se wirkungslos, aber nicht harmlos, und deshalb verstehen sie nun meinen eingangs geschilderten Raptus hoffentlich besser. Der ist übrigens gut ausgegangen: Ich musste gar nicht auf das an der Kasse ausgestellte „Globuli-Notfallset im modischen Lederetui“ zurückgreifen, sondern bekam letztendlich etwas Pflanzliches ausgehändigt. War doch gar nicht so schwer, Herr und Frau Apotheker. Verbannen Sie Globuli und Co. doch dorthin, wo sie hingehören: In den Esoterik-Shop. Dort können sie neben Wünschelrute und Heilkristallen auf die gutgläubigen KäuferInnen warten.

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gorgias Do., 13.02.2020 - 13:05

Antwort auf von Elisabeth Garber

Danke für die ehrliche Antwort. Da Sie nicht gewillt sind mit Bezugnahme auf die Inhalte der Dokumentation zu erklären, wie Sie zu dieser Position kommen sind, ist diese für mich weder interessant noch nachvollziehbar.
Dann wünsche ich Ihnen noch alles Gute, dass Sie mit Ihrem Zug dort ankommen, wo es bessere Reportagen und Diskussionen mit Psychologen und deren Erkenntnisse ...

Do., 13.02.2020 - 13:05 Permalink
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gorgias Mi., 12.02.2020 - 23:04

Antwort auf von Frank Blumtritt

Das braucht sie auch nicht, damit eine kontrollierte Studie seine Validität hat. Wenn es egal ist, ob die Zuckerkugelchen nach einem von der Homöopathie vorgegebenen Verfahren erstellt wurden oder einfach Zuckerkugelchen sind, die selbe Wirkung an den Tag legen, solange Arzt und Patient nicht wissen, um was es sich handelt, dann sagt es doch alles aus.

Mi., 12.02.2020 - 23:04 Permalink
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Peter Gasser Di., 11.02.2020 - 07:22

Antwort auf von Elisabeth Garber

Doch, doch, aber auch ein umfassendes und nachhaltiges Bild von Gesundheit kommt ohne Esoterik aus.
Esoterik ist okkulte Selbsterkenntnis und Selbstverwirklichung, moderner „Hokuspokus“, und hat im Krankenhaus meiner Ansicht nach nix zu suchen (privat kann jeder machen und „glauben“, was und wie es ihm beliebt, an Reichsflugscheiben hinterm Mond genauso wie an hochxhochxhochverdünntes Nierensekret, aufgetragen bei abnehmendem Mondschein im Schatten einer Eiche auf biologisch vorgewärmtem Nabel, linksdrehend eingerieben beim Murmeln universeller Sternenformeln).
Zustimmen kann ich, dass die (derzeitig bekannte) medizinisch-naturwissenschaftliche Betrachtung „nur ein Teilaspekt ist“, da längst nicht alles erforscht, und dass der Seelenanteil am Gesunden und am dauerhaften „Wohlbefinden“ maßlos unterschätzt wird.

Di., 11.02.2020 - 07:22 Permalink
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Peter Gasser Sa., 15.02.2020 - 13:21

Antwort auf von Frank Blumtritt

da muss ich jetzt heftig widersprechen: es gibt den grundsätzlichen Unterschied zwischen Erkenntnis und Behauptung.
Wenn wir diese Basis euklidischer Logik aufgeben, versinken wir in eine bodenlose Belanglosigkeit von Allem, in der nichts mehr Bestand hat und nichts mehr allgemein gültig und verbindlich ist. „Bewusst Dinge erleben“ mag privat wertvoll sein, bleibt aber relative Behauptung, und nicht objektive Erkenntnis.

Ich lag unter einer Eiche und habe „bewusst erlebt“, wie die Eiche mit mir sprach. Wenn ich Ihnen das jetzt erzähle, bleibt es die bloße Behauptung eines subjektiven Erlebens.

Sa., 15.02.2020 - 13:21 Permalink
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Frank Blumtritt Sa., 15.02.2020 - 16:03

Antwort auf von Peter Gasser

Ihre Gedanken sind in der Vergangenheit begründet. Die Grenzen des Homo Faber hat Max Frisch bereits vor Jahrzehnten aufgezeigt. Die evidenzbasierte Welt hat uns im Guten und Bösen dahin gebracht wo wir sind. Sie brauchen wir nicht verteidigen, denn sie läuft schon lange im Automatik-Modus.
Die Herausforderung dieses Jahrhunderts ist die Verteidigung all dessen, was Maschinen nie können werden (bzw nicht können sollten): Intuition, Gefühl, Kreativität, Spiritualität, soziale Kompetenz. Das müssen wir den Kindern vermitteln. Den Rest können Maschinen viel besser.

Sa., 15.02.2020 - 16:03 Permalink
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Peter Gasser Sa., 15.02.2020 - 18:01

Antwort auf von Frank Blumtritt

„Intuition, Gefühl, Kreativität, Spiritualität, soziale Kompetenz“, alles richtig, davon hatte ich auch schon geschrieben.
Aber damit haben sie noch keine Maschine gebaut, die dann für uns anderes (besser) erledigen kann.
Eine Welt mit nur sozialen Wissenschaften und ohne die naturwissenschaftlichen (evidenzbasierten) Wissenschaften und die euklidische Logik kann genauso wenig existieren wie umgelehrt.
„Intuition, Gefühl, Kreativität, Spiritualität, soziale Kompetenz“ benötigen Blumtritt und Gasser hier für diese Konversation - aber wie ginge dies ohne die evidenzbasierte Naturwissenschaft, welche Tablett, Computer und Internet geschaffen haben und betreiben, welche wir hierbei gerade benutzen?

Sa., 15.02.2020 - 18:01 Permalink
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gorgias Mo., 10.02.2020 - 23:09

Antwort auf von Frank Blumtritt

>Wissenschaftliche Studien können in der Medizin zB quantitativ messen und statistische Aussagen machen, ob ein Molekül den Blutdruck senkt. Damit haben Sie aber nur einen Teilwert des Phänomens Gesundheit, die von der WHO als Gleichgewicht des physischen, psychischen, seelischen und sozialen Zustands definiert ist.<

Wissenschaftliche Studien können auch Patieten über ihr Wohlbefinden befragen und zwar vor der Behandlung und im Laufe der Behandlung ob die Beschwerden abgenommen haben.
Auch kann der behandelnde Arzt den Patienten beobachten und den physichen und psychischen Zustand evaluieren.
Wichtig dabei ist:
1. Dass die Anzahl der Probanden groß genug ist
2. Dass diese zufällig in zwei Gruppen aufgeteilt wurden.
3. Dass sowohl der Patient, als auch der behandelnde/beobachtende Arzt nicht wissen zu welcher Gruppe der jeweilige Patient angehört.

Hat das verwendete Mittel eine Eigenwirkung, dann ist das statistisch nachweisbar. Ansonsten nicht.

Mo., 10.02.2020 - 23:09 Permalink
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Wilfried Meraner Di., 11.02.2020 - 19:41

Ich sehe in dem Arikel kein mich überzeugendes Argument gegen die Wirksamkeit. Überzeugen können ausführliche und gut gemachte Versuche - vielleicht gibt es die ja? In so einem Präparat ist also statistisch gesehen nicht einmal mehr ein Atom des eigentlichen Wirkstoffs enthalten. Daraus schließen wohl die meisten, dass es nicht wirken kann. Aber: ist das WISSEN? Was wissen wir schon so genau?
Kann es auch sein, dass die Berührung mit einem Atom eine Auswirkung hat?
Oder das "Energiefeld" des Atoms? Nein?
Als BEWEIS kann das nur ansehen, wer genau w e i s s dass unsere Wissenschaftler die Materie und alle ihre Wirkungen vollkommen durchschaut haben.
"Es gibt mehr Ding' im Himmel und auf Erden, als Eure Schulweisheit sich träumt." Und das wird wohl immer so bleiben - vor 200 Jahren wäre die Idee des Telephons (mindestens) verlacht worden. In 200 Jahren gibt es vermutlich Sachen, die man sich heute unmöglich vorstellen kann.
https://www.hri-research.org/de/informationsquellen/homeopathy-faqs/the…

Di., 11.02.2020 - 19:41 Permalink
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Klaus Hartmann Mi., 12.02.2020 - 09:24

Antwort auf von Peter Gasser

Wer ist dieses Ich das ein Atom berühren sollte? Mensch? Was ist Mensch? Materie? Eine Zusammensetzung von Teilchen? Moleküle? Atome? Elektronen? Protonen? Hadronen? Quarks? Gluonen? Und was ist Geist? Kann Geist Materie beeinflussen? Wenn ja – wie? Weshalb?
Deshalb nochmals die Frage: Wer ist dieses Ich das ein Atom berühren sollte?

Mi., 12.02.2020 - 09:24 Permalink
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ceteris paribus Di., 11.02.2020 - 21:13

Antwort auf von Wilfried Meraner

"Ich sehe in dem Arikel kein mich überzeugendes Argument gegen die Wirksamkeit."
wie einleuchtend: analog dazu eine bekannte, ernst gemeinte Hypothese frei nach R. Dawkins, aus einem gar nicht mal so entfernten Thema. Nun gut; ich behaupte, um die Erde kreist eine klitze kleine Teekanne, so klein dass man sie de facto nicht sehen kann. Ich sehe nirgends einen überzeugenden Beweis, dass es sie nicht gibt, also gibt es sie!
Moment mal... wäre es an mir zu beweisen dass sie tatsächlich existiert?

Di., 11.02.2020 - 21:13 Permalink
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Frank Blumtritt Mi., 12.02.2020 - 07:49

Antwort auf von Peter Gasser

Im Prinzip haben Sie recht. Die (gerechtfertigte) Kritik der Autorin des Artikels bezieht sich ja auf die Tatsache, dass Apotheken Homöopathica inzwischen genauso abgeben wie Aspirintabletten, also nach dem Ursache-Wirkungsprinzip. Das ist jedoch nicht im Sinne von Hahnemann, der eine individuelle Anamnese der Patienten voraussetzte und zwar durch einen Arzt. In Italien ist Homöopathie ja gesetzlich eine Ärzten vorbehaltene Therapie. Heilpraktiker wie in Deutschland gibt es hier nicht.
Die Geschäftemacherei ist leider keine Exklusivität der Homöopathie, sondern grassiert allgemein in der Pharmaindustrie.

Mi., 12.02.2020 - 07:49 Permalink
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Sepp.Bacher Mi., 12.02.2020 - 09:51

Antwort auf von Peter Gasser

Herr Gasser, Sie wollen doch nicht wirklich behaupten, dass es nicht genauso-viele "Geschäftsmodelle" in der Schulmedizin und in der chemischen Farmakologie auch gibt? Da könnte ich Ihnen mehrere Geschichten erzählen! Geben Sie doch zu, dass in der Schulmedizin nicht alles Gold ist, was glänzt und dass deswegen die Komplementär-Mediziner und Heilpraktiker ihre Berechtigung haben!!

Mi., 12.02.2020 - 09:51 Permalink
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Klaus Hartmann Mi., 12.02.2020 - 09:22

Wer ist dieses Ich das ein Atom berühren sollte? Mensch? Was ist Mensch? Materie? Eine Zusammensetzung von Teilchen? Moleküle? Atome? Elektronen? Protonen? Hadronen? Quarks? Gluonen? Und was ist Geist? Kann Geist Materie beeinflussen? Wenn ja – wie? Weshalb?
Deshalb nochmals die Frage: Wer ist dieses Ich das ein Atom berühren sollte?

Mi., 12.02.2020 - 09:22 Permalink
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ceteris paribus Mi., 12.02.2020 - 10:23

Antwort auf von Klaus Hartmann

Ich finde die Diskussion ist jetzt erschöpft.

Jedenfalls gratuliere ich der Autorin für diesen gelungenen Text, man sieht es auch an der Anzahl der Reaktionen.

Gratulation auch den Diskutanten für die gelungenen Beiträge, die - man glaubt es kaum - diesesmal ganz ohne Beleidigungen ausgekommen sind.

Mi., 12.02.2020 - 10:23 Permalink
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Frank Blumtritt Do., 13.02.2020 - 20:02

@Chris
die Wirksamkeit von Homöopathie kann nicht wissenschaftlich bewiesen werden, da deren Wirkungsweise nicht den (bisher) bekannten wissenschaftlichen (biologischen, chemischen, physikalischen) Erkenntnissen zu Ursache/Wirkung entspricht. Die Wirkung beruht auf einer Annahme Hahnemanns, die mit dem Begriff "Similia similibus Curantur" zusammengefasst werden kann. Zudem muss der Begriff "Wirksamkeit" bei Studien definiert werden. Messen wir Qualität oder Quantität? Also Fieber oder Wohlbefinden?
Komplementär heißt stets "zusätzlich" zur Schulmedizin, nicht alternativ dazu. In Meran wird Patienten unter klassischer Krebstherapie ein zusätzliches Angebot an KoMed angeboten. Welche Rolle dies bei der Heilung oder Nichtheilung gespielt hat, also was letztlich zu Tod oder Heilung geführt hat, unterliegt schon aus ethischen Gründen keinen Studien. Tatsache ist, dass die Patienten kommen, weil es ihnen danach subjektiv besser geht. Das reicht uns.
Für Alternativmedizin muss sich ein Patient ausserhalb des öffentlichen Gesundheitsdienstes umsehen. Manche haben den Mut und tun dies - manchmal mit schlechteren, gleichen oder auch besseren Ergebnissen. Eine wissenschaftliche Erklärung haben wir nicht, aber Jeder soll frei entscheiden können, wie es im Grundgesetz steht.

Do., 13.02.2020 - 20:02 Permalink
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gorgias Fr., 14.02.2020 - 08:27

Antwort auf von Frank Blumtritt

>die Wirksamkeit von Homöopathie kann nicht wissenschaftlich bewiesen werden, da deren Wirkungsweise nicht den (bisher) bekannten wissenschaftlichen (biologischen, chemischen, physikalischen) Erkenntnissen zu Ursache/Wirkung entspricht. Die Wirkung beruht auf einer Annahme Hahnemanns, die mit dem Begriff "Similia similibus Curantur" zusammengefasst werden kann. Zudem muss der Begriff "Wirksamkeit" bei Studien definiert werden. Messen wir Qualität oder Quantität? Also Fieber oder Wohlbefinden?<

Davon abgesehen, dass eine der bekanntesten Anektoten Hahnemanns jene ist mit seinen Experimenten mit Chinarinde und der Schlussfolgerung, dass diese potentiert gegen Fieber helfen solle und dass ein Grundanspruch der Homöopathie ist, dass auch messbare Symptome wie Fieber und Blutdruck beinflussent werden können, gibt es für Studien Verfahren mit denen man auch das Wohlbefinden der Patienten mit einbeziehen kann.

Für Fieber und Bluthodruck gibt es Fiebermesser und Blutdruckmesser. Doch wie glauben Sie, wird bei einer Arzei festgestellt, die gegen Kopfschmerzen helfen soll, ob sie wirklich hilft? Mit einem Kopfwehmessgerät? Es wird eben eine Anamnese vor Beginn der Studie durchgeführt und wie sich die Beschwerden im Zeitverlauf der Untersuchung ändern. Dafür gibt es entsprechende Fragebögen und Skalen. Wenn jene Gruppe die das Schmerzmittel einnimmt im Durchschnitt eine gleich starke Besserung wie jene erfährt, die das Placebo erhalten hat, dann wird das Kopfschmerzmittel als nicht wirksam angesehen. Das selbe Prinzip kann man auch bei homöopathischen Medikamenten anwenden. Bei einer kontrollierten randomisierten doppelverblindeten Studie ist es nicht Notwendig eine Theorie über das Wirkungsprinzip zu haben. Ob es sich dabei um ein biochemisches Wirkungsprinzip oder ein vermeintliches Ähnlichkeitsprinzip alla Hanemann als Grundlage der Wirkungsweise handeln soll ist erst mal zweitrangig. Zuerst muss man einmal überhaupt eine Wirkung festgestellt werden, die über den Placeboeffekt hinausgeht.

Fr., 14.02.2020 - 08:27 Permalink
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Frank Blumtritt Fr., 14.02.2020 - 10:54

Antwort auf von gorgias

sie sind möglich, haben aber nicht die naturwissenschaftliche Aussagekraft nach dem objektiven linearen Ursache-Wirkungs-Prinzip. Zum Beispiel ist Wohlbefinden ist ein zu komplexer Begriff, um ihn auf einfache Wirkungen zu reduzieren. Am Ende zählt die individuelle Empfindung, nicht die Wahrscheinlichkeit, dass diese auf das eine oder andere Element zurückzuführen ist.

Fr., 14.02.2020 - 10:54 Permalink