Politik | Wahlen 18 Elezioni

Historisches Tief

Noch nie sind so wenige Südtiroler und Südtirolerinnen zu einer Parlamenstwahl gegangen. In manchen Gemeinden blieben ein Viertel der Wähler zuhause.
elezioni.jpg
Foto: upi
Es war vorhersehbar. Doch diesen Wählerschwund dürfte kaum jemand erwartet haben.
Südtirolerweit gingen am Sonntag 69,01 Prozent der Wahberechtigten für die Kammer zu Wahl. Im Senat waren es etwas mehr: 70,24 Prozent.Das heißt Südtirol hat in Sachen Wahlbeteiligung im Vergleich zu 2013 13,07 Prozentpunkte in der Kammer und 12,39 im Senat verloren.
 
 
Die Leserat dieses Erdrutsches ist klar.
In den Städten - vor allem dort wo viele Italiener leben - war die Wahlbeteiligung überdurchschnittlich hoch. Dramatische Einbrüche gab es am Land. Im Vinschgau und im Pustertal. Überall dort wo die SVP-Kandidaten sowieso als gewählt gelten. Wobei in allen Südtiroler Gemeinden die Wahlbeteiligung deutlich zurückgegangen ist.
 

Spitzenreiter Leifers

 
In der Kammer haben in Bozen immerhin 74,28 Prozent, im Senat 75,04 Prozent der Wahlberechtigten gewählt. Aber auch in der Landeshauptstadt ist ein Minus von rund 6,5 Prozentpunkten zu 2013 zu verzeichnen.
Noch drastischer ist es in Meran. Dort wählten 68,19 Prozent für die Kammer. 2013 waren es 76,80 Prozent gewesen. Das ist ein Minus von 8,61 Prozentpunkten In Brixen gingen nur 69,52 Prozent zu Wahl. 2013 waren es noch 81,60 Prozent gewesen. Ein Minus von über 12 Prozentpunkten.
Fast 14 Prozent weniger Wähler gingen in Bruneck zur Wahl. Im Pusterer Hauptort liegt die Wahlbeteiligung bei 66,86 Prozent (2013: 80,71%).
Ähnlich in Sterzing. Dort wählten 61,30 Prozent im Vergleich zu 2013: 77,19%.
Die fleißigsten städtischen Wähler sitzen in Leifers. Dort gingen 78,30 Prozent zur Wahl. Aber hier ist ein Minus zu verbuchen. 2013 ware es noch 81,88% gewesen.
 
 
Auch in den Senatswahlkreisen lässt sich der Landestrend nachzeichnen. So lag die Wahlbeteiligung im "italienischen" Senatswahkreis Bozen- Unterland mit 75,3 Prozent deutlich am höchsten. Im Wahlkreis Brixen- Pustertal gingen nur 68,4 Prozent zur Wahl. Im Wahlkreis Meran - Vinschgau gar nur 66,8 Prozent der Wählerinnen und Wähler.

Der Erdrutsch

 
Der 4. März 2018 hat deutlich gemacht, wie wählmüde die Südtiroler und Südtirolerinnen sind. Nur so ist es erklärbar, dass in Dutzenden Gemeinden rund ein Fünftel der Wahlberechtigten am Sonntag einfach nicht zur Wahl gingen.
Die Negativ-Hochburgen sind hier Ratschings mit einem Minus 24,67% und Taufers in Münster mit Minus 24,66%. Es folgen Ahrntal (-23,31%), Mals (-22,85%), Vintl (-22,80%), Gais (-22,67%), Prad (-22,00%), Percha (-22,19%), Graun im Vinschgau (-21,67%), Latsch (-21,34%), Mühlbach (-21,12%), Waidbruck (-21,04%), Prettau (-20,42%), Terenten (-20,32%) und Sexten (-20,26%).
In 25 Gemeinden - geographisch verteilt im ganzen Land - brach die Wahlbeteiligung um mehr als 19 Prozent ein.
Wie stark die Politikmüdigkeit dabei ist, zeigt sich an Pfalzen. Es ist die Heimatgemeinde der Durnwalders. Nicht nur der Altlandeshauptmann ist hier daheim, auch der SVP-Senatskandidat für den Wahlkreis Brixen-Pustertal Meinhard Durnwalder. Trotzdem gingen auch hier 19,89 Prozent weniger zur Wahl.
Die Wählerinnen und Wähler haben mit ihrem Verhalten den Parteien eine Denkaufgabe geben.
Ausgerechnet im Jahr der Landtagswahlen.