„Ein Meisterwerk!“

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SALTO: Welches Buch hat Sie in Ihrer Kindheit nachhaltiger geprägt, als Sie damals je geglaubt hätten?
Robert Palfrader: „Das Sprachbastelbuch“, von Gerri Zotter. Es hat eigentlich eine Vielzahl an Autoren. Darunter auch – die in Östereich vollkommen zu recht hochverehrte – Christine Nöstlinger. Nur einen Autor zu nennen, wäre also eine Schande.
Das Spiel mit der Sprache, die unfassbare Vielfalt mit der man die Welt beschreiben kann, hat mich fasziniert. Ein Meisterwerk! Ich würde es jedem Elternteil dringend empfehlen. Wenn man einem Kind Lust auf das Lesen machen will, ist das ein großartiger, spielerischer, unterhaltsamer, Weg voller Überraschungen.Welcher letzte Satz eines Romans ist und bleibt für Sie ganz großes Kopfkino?
Der Schnee war noch so süßlich und kalt wie einst, als sie ein Mädchen gewesen war. Und dann, um ihn besser zu schmecken, und nur weil sie wusste, dass in der Dunkelheit keiner sie sah, streckte sie die Zunge heraus. (Aus „Tyll“, Daniel Kehlmann, mein absolutes Lieblingsbuch!!! Ja, „Lichtspiel“ ist ein Meisterwerk, aber „Tyll“ hat mich tief berührt. Ich habe mir verboten mehr als 5 Seiten pro Tag zu lesen, damit ich länger etwas davon habe. Als das Buch ausgelesen war, hat es sich angefühlt wie ein Abschied von einem geliebten Freund.
... ich würde es so tief wie möglich vergraben. Nein! Rituell verbrennen!!!
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Von Südtirol über Argentinien bis nach Österreich: „Sie machen sich keine Vorstellung davon, wie oft ich die Unwahrheit erzählen werde müssen, um die Geschichte der Familie meines Vaters glaubhaft erscheinen lassen zu können. Denn die ganze Wahrheit kann ich niemandem zumuten, dafür ist sie zu absurd.“ Der Roman von Robert Palfrader ist 2024 erschienen. Foto: Ueberreuter Verlag
Reimen ist doof, Schleimen ist noch doofer… Auf welches – anscheinend gute – Buch konnten Sie sich nie wirklich einen Reim machen?
„Der Idiot“, von Dostojewski. Ich hab es gehasst dieses Buch zu lesen! Als Rache am Autor, ich hab nur noch ein paar Seiten zu lesen gehabt, hab ich es in ein Eck geworfen und geschworen es nicht zu Ende zu lesen. Ich habe viele Bücher angelesen und nicht zu Ende gebracht. Aber keines davon hab ich dermaßen verachtet, bei keinem dermaßen bereut es jemals in die Hand genommen zu haben.
Ein Fall für Commissario Vernatschio. Wie erklären Sie einem Außerirdischen die geheimnisvolle Banalität von Lokalkrimis?
Schau, Alien, es ist so… Die Leute können sich durch die Verortung des Verbrechens vorstellen, dass sowohl das Mordopfer, als auch der Täter Nachbarn sind, die sie nicht leiden können.
Gewichtig! Welchen Buch-Tipps schenken Sie noch uneingeschränkt Vertrauen?
Aus meinem privaten Umfeld.
Was für ein Fehlschlag! Welches Buch würden Sie auf einer einsamen Insel zurücklassen?
Wie oben erwähnt: Der Idiot! Ich würde es nicht nur zurücklassen, ich würde es so tief wie möglich vergraben. Nein! Rituell verbrennen!!!
Das Rauschen des Blätterns. Welches Buch würden Sie auf keinen Fall am E-Book-Reader lesen?
Ich bin definitiv kein Freund des elektronischen Buches. Ich brauche das haptische Erlebnis. Allein der Geruch der einem entgegenschlägt, wenn man ein neues Buch in die Hand nimmt ist großartig.
Welches Buch zu Südtirol oder eines/einer Autors/Autorin aus Südtirol würden Sie unbedingt weiterempfehlen?
Na ja… Ich hätte da schon eines zu empfehlen. Aber sooo eitel bin ich dann auch wieder nicht.
AlleinKabarett mit Robert Palfrader am Montag 12.05.2025, 20h im UFO in Bruneck. Ein Abend für Gläubige, Agnostiker, Atheisten und alle, die es noch werden wollen. Er weiß jetzt alles über sein Genmaterial, sowohl mütterlicherseits als auch väterlicherseits. Und was das mit seiner Fan-Post zu tun hat. Und dass das vielleicht ein bisserl mehr ist, als er eigentlich wissen wollte.
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