Ein Gespräch, das unter die Haut geht
Der renommierte Dermatologe und Präsident der Claudiana, Professor Klaus Eisendle, war kürzlich zu Gast im Südtirols Digitalisierer Podcast. Mit einer beeindruckenden Karriere, die zahlreiche akademische Titel und über 100 wissenschaftliche Publikationen umfasst, bot Eisendle dem Publikum einen einzigartigen Einblick in sein Fachgebiet und seine Gedanken zur Digitalisierung in der Medizin.
Professor Eisendle ist ein Facharzt für Dermatologie und Venerologie und arbeitet sowohl im Krankenhaus Bozen als auch an der Medizinischen Universität Innsbruck. Er hat in Mikrobiologie, Molekularbiologie und Immunologie promoviert und hat eine vielfältige Berufserfahrung, die mit der Teilnahme an der Chemie Olympiade und dem Wunsch zur Arbeit in chemischen Laboratorien begonnen hat und bis in der Mikrobiologie reicht.
Im Podcast schildert Eisendle seinen typischen Arbeitsalltag, der eine Vielzahl von Aufgaben umfasst, von Operationen und Patientenbetreuung bis zur Leitung von Ambulanzen und Stationen und der Arbeit an der Claudiana. Der kommende Vortrag über Infektionen im Kindesalter wurde ebenso diskutiert wie seine ambivalenten Gefühle zur Digitalisierung in der Medizin.
Eisendle betonte, dass die Digitalisierung, wenn sie richtig gemacht wird, Vorteile wie verbesserte Zugänglichkeit und effizientere Speicherung von Patienteninformationen mit sich bringt. Er kritisierte jedoch auch, dass sie zu mehr administrativem Aufwand und weniger Zeit für die Patientenversorgung führen kann. Darüber hinaus merkte er an, dass Bürokratie, übermäßige Datenschutz- und Sicherheitsprotokolle die digitale Interaktion verlangsamen und nicht nur zum Vorteil des Patienten sind.
In Bezug auf künstliche Intelligenz (KI) in der Medizin sieht Eisendle Chancen, wie die Nutzung von Tools wie AlphaFold zur Vorhersage von Proteinstrukturen, aber auch Risiken in Bezug auf Genauigkeit und Verantwortung. Er äußerte sich auch besorgt über den Datenschutz, insbesondere im Kontext von privaten Unternehmen, die KI-Systeme betreiben, und der Sammlung von persönlichen Gesundheitsinformationen durch Smart Devices.
Eine lebendige Diskussion folgte über den Datenschutz im Gesundheitssystem und die Möglichkeit, Daten für Forschungszwecke zu verwenden. Es wurde diskutiert, ob ein höherer Grad an Datenschutz in Krankenhäusern hilfreich oder eher hinderlich für den wissenschaftlichen Fortschritt ist.
Darüber hinaus wurde die Möglichkeit diskutiert, dass Patienten Zugang zu ihren eigenen medizinischen Unterlagen haben, um ihre Gesundheit besser überwachen und verstehen zu können. Dies könnte auch dazu beitragen, das Gesundheitssystem zu entlasten und eine personalisierte Medizin zu fördern.
Ebenso wurde die Rolle großer Unternehmen wie Google in der Medizin und die Kosten des Gesundheitssystems, insbesondere in den USA, diskutiert. Dabei wurde betont, dass ein teures Gesundheitssystem nicht unbedingt ein gutes sein muss und dass es wichtig ist, die Lebensqualität im Auge zu behalten, wenn man über die Verlängerung des gesunden Lebens nachdenkt.
Regelrecht aufblühen konnte Prof. Eisendle beim Thema Behandlung von Melanomen. Eisendle erklärte, dass sich die Überlebensrate von Patienten mit metastasierendem Melanom in den letzten 15 Jahren erheblich verbessert hat, was auf die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden zurückzuführen ist. Er geht auch auf die neuen Impfstoffe gegen Krebs, die einen Mix aus personalisierten und allgemeinen Komponenten verwenden und von Unternehmen wie Moderna und BioNTech entwickelt werden. Die Verwendung von mRNA-Technologie, wie sie von diesen Unternehmen für COVID-19-Impfstoffe verwendet wurde, könnte auch bei der Behandlung von Melanomen eingesetzt werden.
Dieser Einblick in das spannende Feld der Dermatologie und die Gedanken eines Experten zur Digitalisierung in der Medizin machen den Podcast zu einem Muss für alle, die sich für Gesundheitswissenschaften und moderne Medizin interessieren.