„Es ist ein Wechselspiel...“
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SALTO: Frau Foron, Sie sind in Stuttgart geboren und stammen aus einer Musikerfamilie. Ihr Bruder Nicolò Umberto ist Komponist, Pianist und Dirigent und wird Tschaikowskys Konzert für Violine und Orchester op. 35 dirigieren, in dem Sie den Solopart spielen werden. War das Musikstudium zu Hause eher eine Herausforderung oder eher eine Art Verbundenheit zwischen Geschwistern?
Mira Foron: Auf jeden Fall eine Verbundenheit. Ich fing mit dem Geigespielen an durch meine Bruder. Als er anfing in hannover mit 9 Kahren Klavier zu studieren wollte ich auch unbedingt und habe meine Eltern so lange gefragt, bis ich auch anfangen durfte. Mit 5 machte ich dann die Aufnahmeprüfung und seit dem spiele ich. Schon von kleinauf haben wir immer gemeinsam gespielt.
Somit ist die Geige immer auch ein Fenster in einer andere Zeit.
Heute spielen Sie auf einer Geige von Carlo Giuseppe Testore aus dem Jahr 1710. Können Sie uns etwas über die Geschichte (oder die Eigenschaften/Besonderheiten) Ihres Instruments erzählen?
Natürlich ist bei einer so alten Geige der Klang etwas ganz besonders. Jede Geige hat ihren ganz persönlichen Klang und als Spieler muss man sich anpassen und richtig mit dem Instrument zusammen wachsen. Durch das viele Spielen formt und beeinflusst jeder Spieler natürlich allerdings auch den Klang. Es ist ein Wechselspiel zwischen Spieler und Geige und man wächst ganz eng zusammen. Und somit ist die Geige immer auch ein Fenster in einer andere Zeit bezhiehungsweise zu den Spielern, die sie vorher gespielt haben. Das ich die Möglichkeit bekomme durch die Deutsche Stiftung Musikleben eine so besondere Geige zu spielen ist unbezahlbar. Man kann sich als Musikerin ganz anders entfalten und entwickeln da das Instrument einen ganz andere Möglichkeiten und Klangfarben bietet mit denen man rumexperimentieren kann.
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Mira Foron: Sie gewann unzählige internationale Wettbewerbe, darunter den ersten Preis bei „Jugend musiziert“ mit dem Bundeswettbewerb Violine solo, den ersten Preis beim 9. Internationalen Wettbewerb „Premio Città di Padova“, Italien, für Violine solo sowie den ersten Preis beim Internationalen Wettbewerb „La Flame“ in Paris für Violine solo. Foto: Veit Mette -
Können Sie uns mit vier Adjektiven (oder wie Sie möchten) den Part der Solovioline in Tschaikowskys Konzert op. 35 beschreiben?
Figurativ, emotionale, virtuos, gioccoso, federnd, schwermütig, mozartistisch
Ist Ihnen während oder am Rande eines Ihrer Konzerte eine lustige oder tragikomische Begebenheit passiert, über die Sie heute noch lächeln?
Da gibt es sehr viele Erlebnisse. Einen Schreckmoment hatte ich, als ich Fazil Says Kadenz zu Beethovens Violinkonzert uraufführte und mir im Konzert der Bogen brach. Gottseidank war es nur mein Ersatzbogen, den ich nur bei der Kadenz spielte, da spezielle Stricharten- man muss mit der Bogenstange schlagend spielenverwendet werden. Ich habe dann schnell meinen eigentlichen Spielbogen genommen und weiter gespielt. Und eines der schönen Erlebnis war, als ich ca. 13 Jahre alt war habe ich nach einen Konzert einen heute immer noch guten Freund von mir kennengelernt. Er saß im Publikum, spielte auch Geige und wir sind gleich alt. Nach dem Konzert haben wir geredet und sind bis heute im Austausch.
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Mira Foron: Sie spielte das Violinkonzert von Tschaikowski mit dem Philharmonischen Orchester Rostock sowie in der Konzerthalle Bochum. Im Rahmen des Galakonzertes debütierte Mira in der Berliner Philharmonie mit dem Finale des Violinkonzertes von Tschaikowski sowie im Wiener Konzerthaus als Gewinnerin des Internationalen Wiener Musikwettbewerbs. 2024 nahm sie am Queen Elisabeth Competition teil. Foto: Veit Mette -
Stimmen Sie mit Dostojewski überein, dass "die Schönheit die Welt retten wird"?
Das Zitat stammt aus seinem Buch der Idiot und ist durchaus vielschichtig gemeint. Schönheit ohne Kontrast ist für mich belanglos und der Schönheitsbegriff oder die Ästhetik ist sehr individuell. Schönheit kann für mich nur im Wechselspiel entstehen und für mich beim Spielen hat der Charakter einen höheren Stellenwert als die (einschichtige) Schönheit. Reine Schönheit wirkt für mich statisch und mir fehlt der lebendige Aspekt.
Seit 2019 sind Sie „Botschafterin“ der Stiftung Deutsche Musikleben. Ehre und Verantwortung?Sicherlich beides. Teil der Gesellschaft Stiftung Deutsche Musikleben zu sein ist eine große Ehre aber ich habe natürlich auch immer eine Verantwortung der Institution und aber eben auch der Leih-Instrumente gegenüber.
Ein Buch (oder ein Film), das Ihr Leben geprägt hat?Ich liebe sowohl Filme als auch Bücher, aber ich könnte jetzt nicht ein konkretes Buch oder Film nennen.
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9.12.2025 20:30 Uhr
Haydn Orchester
Mira Foron, Violine
Nicolò Umberto Foron, Dirigent
Werke von Tschaikowsky und Beethoven.
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