Unter dem Titel "Der Herbst des Sultans" beschreibt Paul Badde, der römische Korrespondent der deutschen Tageszeitung Die Welt das nahende Ende des Ex-Cavaliere: "Silvio Berlusconis schillernde Karriere neigt sich offenbar ihrem Ende zu. Hinter dem alten Theater ist noch das leise Rauschen des Vorhangs für den letzten Akt eines Trauerspiels zu hören, in das sich die alte Komödie mit Silvio Berlusconi inzwischen vor aller Augen zu verwandeln scheint. Wer sich persönlich als Supermann vorstellt, ist keiner mehr. Wer seine Heldentaten alleine rühmt ist ein bröckelndes Denkmal seiner selbst geworden." Der Artikel stammt vom September 2009.
Silvio Berlusconi hat schon viele Prognosen überlebt. Jetzt scheint das Ende seiner bühnenreifen Karriere zu nahen. Doch die Medien lassen diesmal Vorsicht walten. Titel der Tageszeitung La stampa: "Paura per Berlusconi - E´una roccia, ce la farà."
Der bald 87-jährige Forza Italia-Vorsitzende musste wegen Herz- und Kreislaufproblemen in das Mailänder San Raffaele-Krankenhaus eingeliefert werden, wo er auf der Intensivstation behandelt wird. Für Donnerstag wurde eine offizielle Verlautbarung der behandelnden Ärzte angekündigt. Erst vor wenigen Tagen war der viermalige Premier nach einem mehrtägigen Krankenhausaufenthalt entlassen worden. Der Ex-Cavaliere musste in den vergangenen Jahren immer wieder krankheitsbedingt behandelt werden. Ende 2020 war er an Corona und einer Lungenentzündung erkrankt, im vorigen Jahr musste er wegen einer Harnweg-Infektion stationär behandelt werden. 2016 unterzog er sich einer Herzoperation.
Letzthin hatte er sich auch aus dem Zeitungsgeschäft zurückgezogen und seine Mailänder Tageszeitung Il Giornale verlauft. Neuer Eigentümer ist der lombardische Unternehmer und Politiker Antonio Angelucci, der in den Reihen der Lega ins Parlament gewählt wurde. Dem als re delle cliniche bekannten Senator gehören auch die rechten Tageszeitungen Tempo und Libero. Tränenreich schildert der Corriere den Besuch seiner um 53 Jahre jüngeren Lebensgefährtin und Forza Italia-Parlamentarierin Marta Fascina im Krankenhaus. An Pathos lässt man es dabei nicht fehlen: "Vai, Silvio, l´Italia ti aspetta !"