Wirtschaft | Stiftung Sparkasse

Der Friedensstifter

Der scheidende Präsident der Stiftung Sparkasse Karl Franz Pichler will eine Kampfabstimmung um seine Nachfolge vermeiden. Das Rennen scheint gelaufen.

Man kann reden, mit wem man will. Irgendwann kommt immer derselbe Satz: „Ich hoffe, dass sich alle an die Abmachung halten, sonst.....“-
Es geht um die Stiftung Sparkasse. Am Mittwoch, den 11. Mai, trifft sich der neue Stiftungsrat zu seiner konstituierenden Sitzung: Die 28 Stiftungsräte werden an diesem Nachmittag auch den neuen achtköpfigen Verwaltungsrat der Stiftung wählen. Besonders spannend dabei ist die Frage: Wer wird an der Spitze der Stiftung Sparkasse stehen?

Die zwei Lager

Die Ausgangslage ist klar: Präsident Franz Karl Pichler und mit ihm fünf weitere Verwaltungsratsmitglieder dürfen nicht mehr kandidieren. Weil auch Vizepräsident Simona Kettmeir Altichieri inzwischen entschieden hat nicht mehr anzutreten, wird die Stiftung in der nächsten Woche einen neuen Präsidenten und eine neue Vizepräsidentin bekommen.
Vor allem um das Präsidentenamt wird seit Monaten aber ein harter Kampf zwischen zwei Lagern geführt. Es war Stiftungspräsident Pichler, der zusammen mit einflussreichen Verwaltungsratsmitgliedern wie Christof Oberrauch oder Alfred Guariello den amtierenden Uni-Präsidenten Konrad Bergmeister bereits Ende 2015 ins Spiel brachten. Die Überlegung: Es brauche in der Stiftung nicht nur einen Generationswechsel, sondern auch einen neuen Wind. Sozusagen einen Kurswechsel. Bergmeister, durchaus eine Vertrauensperson auch für Landeshauptmann Arno Kompatscher, wäre dafür die richtige Person.

Konrad Bergmeister: Soll am Mittwoch neuer Stiftungspräsident werden.

Auf der anderen Seite steht jene Gruppe, die seit rund einem Jahrzehnt in der Stiftung das gute und schlechte Wetter macht. Allen voran der langjährige Stiftungspräsident und amtierende Bankenpräsident Gerhard Brandstätter. Brandstätter – und nicht nur er – will eine klare personelle Kontinuität in der Stiftung. Man hat Angst vor allzu viel Erneuerung.
Diese Gruppe - zu ihr gehören auch die amtierenden Verwaltungsräte der Stiftung Klaus Widmann und Reinhold Marsoner - will einen sanften Übergang. Nach Brandstätter und dem zweijährigen Zwischenspiel von Karl Franz Pichler, soll jetzt Reinhold Marsoner an die Spitze der Stiftung gesetzt werden.

Die Kampfabstimmung

Bereits die Wahl des Stiftungsrates erfolgte unter der Optik dieses Zweikampfes. Ein Großteil der öffentlichen Institutionen nominierte Stiftungsräte, die eindeutig für Bergmeister als neuen Stiftungspräsidenten stimmen werden. Die Brandstätter-Gruppe sicherte sich hingegen durch die Nominierung von Michl Ebner und Manfred Pinzger in den Stiftungsrat wichtige Stimmen für Marsoner.
Es gibt unter den 28 Stiftungsräten nur drei, die nicht klar auf einen der beiden Kandidaten festgelegt werden können“, sagt ein Insider, „sie werden das Stechen entscheiden“. Seit Wochen wird deshalb auf beiden Seiten gearbeitet. Dabei geht es aber nicht nur um das Präsidentenamt, sondern auch um die Sitze im Verwaltungsrat. So will die Bergmeister-Gruppe unbedingt den Präsidenten des Unternehmerverbandes, Stefan Pan, in den Verwaltungsrat nominieren. Weil dem Bezirk Bozen nur zwei Sitze zustehen, würde Pan damit als Gegenkandidat zu Reinhold Marsoner und Klaus Widmann antreten.

Pichlers Machtwort

Vor diesem Hintergrund wurde der Druck auf die Neo-Stiftungsräte in den vergangenen Tagen immer stärker. Alles deutete auf eine Kampfabstimmung am kommenden Mittwoch hin.
Jetzt hat aber Karl Franz Pichler ein Machtwort gesprochen. Auf der letzten Sitzung des scheidenden Verwaltungsrates vor zwei Tagen erklärte der Stiftungspräsident, dass er eine Zerreißprobe unbedingt vermeiden wolle. „Es soll keine Gegenkandidaten geben“, erklärte der Stiftungspräsident auf der Sitzung.
Pichlers Vorschlag, der von der Mehrheit des Verwaltungsrates unterstützt wird, ist ein Kompromiss.

Letizia Ragaglia: Neue Vizepräsidentin der Stiftung?

Konrad Bergmeister – der eine Mehrheit im neuen Stiftungsrat hat – soll neuer Präsident werden. Die Direktorin des Museion, Letizia Ragaglia hingegen soll Vizepräsidentin werden. In den Verwaltungsrat einziehen sollen für das Pustertal der Unternehmer und Journalist Gunther Waibl, für die Ladiner der Wirtschaftsberater Lodovico Comploj, für den Bezirk Bozen Reinhold Marsoner und Klaus Widmann. Dazu kommen noch eine italienische Verwaltungsrätin aus Bozen und ein deutscher Verwaltungsrat aus Meran kommen. Über beide Namen wird derzeit noch verhandelt.
Dieser Kompromiss soll beide Lager in der Stiftung zufriedenstellen und gleichzeitig ein klares Signal der Erneuerung sein. Pichler & Co haben damit einen klaren Vorschlag lanciert. Formal können der amtierende Präsident und Verwaltungsrat nur eine Empfehlung abgeben. Genau das wird man auch tun. Entscheiden muss aber der Stiftungsrat am kommenden Mittwoch. „Spätestens dann wird sich zeigen, ob dieser Kompromiss hält“, heißt es aus der Stiftung.

Der 31. Mai

Konrad Bergmeister & Co werden sich auf jeden Fall unmittelbar nach ihrer Wahl mit einem besonders heißen Eisen beschäftigen müssen. Der Verwaltungsrat der Sparkasse hat beschlossen, eine weitere Gesellschafterversammlung für den 31. Mai einzuberufen. Am Donnerstag sind in den Dolomiten und im Alto Adige termingerecht bereits die offiziellen Bekanntmachungen dazu erschienen.
Auf der Gesellschafterversammlung soll eine mögliche Haftungsklage gegen die ehemaligen Verwaltungs- und Aufsichtsräte der Bank beschlossen werden. Grundlage für den Beschluss ist ein Rechtsgutachten der Mailänder Kanzlei Chiomenti.
Nach dem Gesellschaftsrecht muss allen Aktionären gleichberechtigt Zugang zu den Informationen gewährt werden. Deshalb hat der Verwaltungsrat der Sparkasse beschlossen, bis Mitte Mai nicht nur dem Hauptaktionär Stiftung, sondern allen Aktionären eine detaillierte Zusammenfassung des Rechtsgutachtens zur Einsicht zur Verfügung zu stellen.
Nach Informationen von salto.bz kommt das Rechtsgutachten zum Schluss, dass eine Haftungsklage unerlässlich sei. Demnach werden die Stiftung und die Gesellschafterversammlung nur mehr abwägen müssen, wen die Haftungsklage treffen soll. Uneingeschränkt alle Verwalter und Aufsichtsräte? Oder wird die Verantwortung abgestuft?
Gerade in diesem Punkt wird der Beschluss des neuen Verwaltungsrates der Stiftung entscheidend sein.