Politik | US Wahlkampf

Sleepy Joe

Am 27. Juni fand das erste Fernsehduell zwischen US-Präsident Joe Biden und seinem Herausforderer Donald Trump statt.
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Joe Biden
Foto: ©Screenshot Youtube/CNN, nachbearbeitet
  • Das Licht brennt in seinen Augen. Es tut richtig weh. Soll er die Sonnenbrille aufsetzen? Ist das die Sonne? Oder sind das Scheinwerfer? Wo ist er? Langsam dämmert es im Hinterkopf - Wahlkampf. Ja, das hier hat irgendwie mit Wahlkampf zu tun. Noch immer ist er desorientiert. Versucht, sich zu konzentrieren. „Wahlkampf“ murmelt er mehrmals unhörbar vor sich hin. Wenn das hier ein öffentlicher Wahlkampfauftritt ist, muss er sich konzentrieren. Kann sich keinen Fehltritt leisten. Das käme bei den Wählern nicht gut an. Also – Wahlkampf. Welcher Wahlkampf? Krampfhaft versucht er, sich zu erinnern. Am besten er setzt einmal berühmtes cooles Lächeln auf. Es gelingt ihm nicht. Also versucht er noch einmal, die Augen zu öffnen. Wenn er jemanden im Raum erkennt, dann wird er wissen, wo er jetzt im Augenblick ist. Und was die Menschen von ihm erwarten. Und dann wird ihm auch einfallen, was er jetzt sagen muss. Schließlich ist er ein Profi. Ein Vollblutpolitiker um und um. Also – er versucht wieder. Will sein Augen öffnen. Es gelingt ihm nicht. Das Licht ist einfach zu stark. Er versucht etwas anderes. Er versucht, sich zu erinnern. Was war der letzte Gedanke? Ach ja - „Wahlkampf“. Genau. Er möchte unbedingt Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika werden. Das ist das Ziel, auf das er sein ganzes Leben lang hingearbeitet hat. Und jetzt, wo dieser republikanische Populist – „Wie war doch gleich der Name? R….? Ach ja, Ronald Reagan“, schießt es ihm ein – also jetzt, wo dieser Reagan nach zwei Amtsperioden nicht mehr antreten kann, ist nun seine Stunde gekommen … Er versucht wieder, sich zu konzentrieren. Ronald Reagen. Ist das nicht schon Vergangenheit? Wenn er nur wüsste, wo er ist. Wie spät ist es? Er dreht sich nach rechts. Das Licht aus dieser Richtung ist weniger stark. Dort drüben steht noch jemand auf der Bühne. Ist das nicht dieser grobklotzige Immobilienmakler aus NYC? Dieser Donald Trump? Was hat der auf einer politischen Veranstaltung zu suchen? Noch dazu mit ihm auf der Bühne? Der macht doch diese primitive Show auf NBC. The Apprentice oder so ähnlich. Er gibt sich einen letzten Ruck und reißt sich noch einmal zusammen. Endlich. Mit einem Schlag ordnen sich die Gedanken - Er. Ist. Präsident. Ja, genau. Er ist POTUS. Der amtierende Präsident der Vereinigten Staaten. Das ist er. Und das dort drüben ist sein Vorgänger und Herausforderer. Das Großmaul Donald Trump. Jetzt sieht er alles klar. Auf einmal kann er die Augen öffnen. Er ist wieder im Hier und Jetzt des Jahres 2024. In der ersten Fernsehdiskussion mit Donald Trump. Er fühlt sich wieder stark. Fit, wie eh und ja. Er ist POTUS. Und er wird auch nach den Wahlen im November weiterhin POTUS sein. So soll es sein. Also, was wollte er gerade sagen? (Mg, 06.07.2024)

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Salto User
Oliver Hopfgartner Mo., 08.07.2024 - 13:12

In Zeiten, in denen so ein Mensch für ein Spitzenamt kandidieren darf, darf sich echt kein Politiker mehr beschweren, wenn normale Menschen keinerlei Respekt mehr vor Politikern haben.

Der politische Betrieb hat jegliche Bodenhaftung verloren.

Mo., 08.07.2024 - 13:12 Permalink
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Profil für Benutzer Jan Matia Prinoth
Jan Matia Prinoth Mo., 08.07.2024 - 18:00

Man kann das jetzt (so) sarkastisch oder gar überspitzt sarkastisch, grenzend an totale Respektlosigkeit, darstellen, jedenfalls ist das alles Teil des derzeitigen medialen Trauerspiels der amerikanischen Demokratie - das, sowie noch desweiteren bestimmte aktuelle politische Ereignisse (Wahlen in Frankreich, die Alleingänge von Viktor Orban) werden die Herzen der Feinde der liberalen Demokratien sicher höher schlagen lassen.

Mo., 08.07.2024 - 18:00 Permalink