Umwelt | Müllverbrennung

„Zwei bis drei LKW mehr am Tag“

Am 1. Jänner starten die vieldiskutierten Müllimporte aus dem Trentino. Die Luftqualität profitiert auf Umwegen sogar davon, verspricht Landeshauptmann Kompatscher.
Müllverbrennungsanlage Bozen Süd
Foto: LPA

Viel wurde dagegen gewettert, lange wurde verhandelt, seit Dienstag ist es nun endgültig fix: Südtirol wird zur besseren Auslastung des Bozner Müllverbrennungsanlage ab 2016 Restmüll aus dem Trentino importieren. 15.000 bis 20.000 Tonnen zusätzliche, gemischte Siedlungsabfälle pro Jahr bringt der vorerst auf fünf Jahre angelegte Vertrag zwischen der Anrainergemeinde Bozen, den beiden beteiligten Provinzen sowie weiteren Gemeinden und Zulieferern ins Land. Nach dem Bozner Stadtrat wurde er am Dienstag auch von der Landesregierung abgesegnet.

Die künftigen Müllimporte entsprechen in etwa 11,5 Prozent der Auslastungskapazität des Verbrennungsofens, rechnete Landeshauptmann Arno Kompatscher in der Pressekonferenz nach der Sitzung vor. Weit griffiger ist aber ein weiteres Verhältnis, das sich der Regierungschef wohl angesichts der Polemiken rund um die Verkehrsbelastung durch die Mülltransporte herunterbrechen hat lassen. Denn auf tägliche Rationen verteilt, brauche es zwei bis Lastwägen, um den Müll von der Nachbarprovinz nach Bozen zu liefern. Also, nur einen Bruchteil der rund 30 LKW, die bereits derzeit Müll aus ganz Südtirol anliefern, meinte Kompatscher. „Führt man sich vor Augen, dass täglich an die 30.000 LKW auf der Autobahn fahren, kann wirklich von einer geringfügigen Änderung gesprochen werden." . Damit nimmt er unter anderem dem  Freiheitlichen Parteiobmann Walter Blaas ein wenig Wind aus den Segeln, der von „tausenden Lastfahrzeugen“ schreibt, die „die Luft in Bozen weiter belasten“.

Laut dem Landeshauptmann wird sich die Luftqualität  dagegen durch das Abkommen sogar ein wenig verbessern. Eine besser ausgelastete Anlage optimiere nicht nur den Verbrennungsprozess, sondern erhöhe auch die produzierte Energie bzw. Wärme. Diese könne dem Bozner Fernheiznetz zugeführt werden, was wiederum weniger einen Rückgang an fossilen Brennstoffträgern ermögliche und letztlich der Luftqualität zugute komme.

Mehreinnahmen von 500.000 Euro für Bozen

Noch weit mehr als die Luftqualität profitiert aber der Bozner Haushalt von dem Abkommen mit dem Trentino. Immerhin zahlen die Trentiner mit 101 Euro pro Tonne angeliefertem Müll um 20 Euro mehr als die Südtiroler Zulieferer. Der Mehrwert soll allein der Landeshauptstadt zukommen, die somit laut Kompatscher dank erhöhter Menge aus der Müllverbrennungsanlage 970.000 statt bisher 325.000 Euro erhält. Die Mehreinnahmen sollen von der Gemeinde für Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz, zur Nutzung erneuerbarer Energien, zur Verbesserung der Mobilität und der Potenzierung der Umweltpolitik der Stadt eingesetzt werden, hatte Bürgermeister Renzo Caramaschi bereits im Vorfeld angekündigt.

Für die Freiheitlichen wird damit „das wertvolle Gut Umwelt für 500.000 Euro verkauft“. „Die Zukunft Bozens und des Unterlandes wird durch dichte Rauchschwanden fremden Mülls und zusätzlichen Verkehrs gezeichnet“, so ihre schwarze Prognose. „Die Verantwortlichen sitzen in den Reihen des PD und der SVP“, klagt Freiheitlichen Obmann Walter Blaas an. Harte Kritik kommt erwartungsmäßig auch von der Fünf-Sterne-Bewegung. Sie erinnert daran, dass „jede Tonne zusätzlich verbrannten Mülls 6000 Kubikmeter zusätzlicher Abgase mit sich bringt." Darüber hinaus würden die Trentiner Müllimporte zusätzliche 780 Milionen Kubikmeter an Gasen über den Bozner Talkessel verbreiten, warnen sie vor entsprechenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen der Bevölkerung. Abgesehen von der Grünen Stadträtin Marialaura Lorenzini, die im Stadtrat gegen das Abkommen gestimmt hatte, hätte die Bozner Stadtregierung komplett versagt, kritisiert die Bewegung.

„Il Sindaco e la sua giunta hanno completamente sbagliato direzione. Va riconosciuto all'assessora Lorenzini la sua solitaria opposizione, un no meramente simbolico e senza conseguenze come altri in passato, che arriva da un partito che questo inceneritore lo ha voluto e che è stato remunerato con poltrone di vario tipo. Ma loro sono sempre responsabili, mica come i soliti grillini, giusto?“

Zufriedene Trentiner

Ganz andere Töne kommen dagegen aus dem Trentino, wo Umweltlandesrat Mauro Gilmozzi das Abkommen als wichtigen Schritt bezeichnete, um gemeinsam vorübergehende Engpässe  in der Müllverwertung in den Griff zu bekommen. Und zwar nicht nur in eine Richtung. Immerhin liefern die Südtiroler bereits seit Mai 2014 Biomüll in eine Verwertungsanlage in Cadino. Bisher wurden dort jährlich 5000 Tonnen aufbereitet; künftig soll die Menge laut dem Assessor auf 8.000 bis 10.000 Tonnen ausgebaut werden. „Unser Abkommen garantiert ein gutes Gleichgewicht, das sich in keiner Weise auf die Ziele auswirken wird, die in beiden Provinzen und in den staatlichen Normen hinsichtlich Mülltrennung und –aufbereitung angepeilt werden", verspricht der Trentiner Umweltassessor.

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Max Benedikter Di., 06.12.2016 - 20:23

Comunque la pensiate. Le persone che protestavano davanti alla Fizi Au e poi davanti all'inceneritore avevano previsto tutto. Anche l'importazione dei rifiuti. Si puó dire molto degli ambientalisti, io lo sono a corrente alterna (lo ammetto), ma sono ben informati. sempre!!

Di., 06.12.2016 - 20:23 Permalink
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Blaas Walter Mi., 07.12.2016 - 09:02

zum Thema Folgendes:
-" lediglich 2- bis 3 LKWs täglich" laut LH Kompatscher ist völliger Blödsinn, denn bei 20.000 Tonnen Müll kann sich das jeder selbst ausrechnen. Ich bleibe bei der Behauptung, dass es schlussendlich 1.500 bis 2.000 LKW Fahrten/jährlich zusätzlich sein werden.
- für Trient ein Super Geschäft. Die Investitionskosten von geplanten 75Mio. € auf schlussendlich 140 Mio. angewachsen, werden auch nicht mit einem Aufpreis von 21 €/pro verbrannter Tonne Müll eingerechnet.
- den Müllofen haben alle Südtiroler Steuerzahler finanziert, die "Mehreinnahmen" von 500.000 € streicht nun Bozen allein ein. Wir lernen: ein Super Geschäft für die Allgemeinheit und der Bau von Müll Verbrennungsanlagen wird die Luftqualität (laut Aussage LH Kompatscher) verbessern, eine Möglichkeit zur Verbesserung der Luftqualität längs der Brennerverkehrsachse tut sich somit auf.

Mi., 07.12.2016 - 09:02 Permalink