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Wirtschaft | Energie

Erneuerbare Energien: ein Überblick

Die Nutzung erneuerbarer Energie nimmt seit Jahren kontinuierlich zu, wobei der Stromsektor die mit Abstand stärksten Zuwächse aufweist
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Erneuerbare Energie
Foto: Pixabay
  • Trotz steigender Produktion und Nutzung lag der Anteil erneuerbarer Energie am weltweiten Primärenergieverbrauch 1/ im Jahr 2024 erst bei 16%, davon entfielen 7% auf Wasserkraft und 9% auf andere erneuerbare Energien (Solarenergie, Windenergie, Wasserkraft, Biomasse, Geothermie und Meeresenergie).

     

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  • In der EU betrug der Anteil erneuerbarer Energien am gesamten Primärenergieverbrauch im Jahr 2024 23%, Italien lag mit 21% knapp darunter. Seit Beginn des Millenniums hat sich der Anteil Erneuerbarer Energien am Gesamtenergie-Verbrauch in der EU und auch in Italien mehr als verdoppelt.

    Die höhere Nutzung erneuerbarer Energien in der EU ist das Ergebnis einer Kombination aus politischen Maßnahmen, technologischen Entwicklungen, geographischen Bedingungen und gesellschaftlicher Akzeptanz. 2/

    Weltweit entfallen immer noch 80 % des Energieverbrauchs auf fossile Brennstoffe. Erdöl liegt mit 31 % an erster Stelle, gefolgt von Kohle (26 %) und Gas (23 %). In der EU beträgt der fossile Anteil am Primärenergieverbrauch 66 %, mit Erdöl (38 %) an der Spitze, gefolgt von Gas (20 %) und Kohle (8 %). In Italien liegt der fossile Anteil mit 79 % deutlich höher als im EU-Durchschnitt. Während Italien keine Atomenergie nutzt, macht Atomenergie in der EU rund 10 % des Primärenergieverbrauchs aus, vor allem bedingt durch den hohen Anteil an Kernenergie in Frankreich, das über 2 Drittel seines Stroms aus Atomenergie erzeugt.

  • Erneuerbare Energie im Stromsektor

    Das weltweite Wachstum erneuerbarer Energien wurde primär vom Stromsektor getragen, dessen Kapazität im Jahr 2024 um 741 Gigawatt anstieg und weltweit 4770 Gigawatt betrug. Der Anteil erneuerbarer Energien am globalen Strommix ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen und betrug im Jahr 2024 32%. 

    Vor allem China baut die erneuerbaren Energien stark aus und hat 2025 als global erstes Land eine Solarleistung von mehr als 1.000 Gigawatt (GW) erreicht. Die Regierung möchte einerseits seine CO2 Emissionen reduzieren und andererseits  unabhängig von Öl-, Gas- und Kohleimporten werden.

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  • Ambitionierte Förderprogramme und sinkende Produktionskosten für Solarstrom und Strom aus Windenergie haben maßgeblich dazu beigetragen, den Anteil erneuerbarer Energien am Strommix deutlich zu erhöhen. 

    Der Strommarkt hat sich in den vergangenen 10 Jahren durch die zunehmende Nutzung erneuerbarer Energien stark verändert. Ein bedeutender Anteil der neu geschaffenen Kapazitäten besteht mittlerweile aus Anlagen zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien, vor allem Solarstrom und Strom aus Windenergie erleben einen regelrechten Boom. 

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  • Weltweit wurden im Jahr 2024 fast ein Drittel des Stroms aus erneuerbaren Energien erzeugt. Kohle war mit 34% immer noch die Nummer eins bei der weltweiten Stromerzeugung, an dritter Stelle rangierte Strom aus Gaskraftwerken mit 22%, während Atomenergie 9% ausmachte.  In der EU wurde mit 47% bereits fast die Hälfe des Stroms aus erneuerbaren Energien erzeugt, wobei Strom aus Wasserkraft 13% und Strom aus anderen erneuerbaren Energien 34% ausmachte. Atomstrom verzeichnetete einen Anteil von über 23%, Gas kam auf 15% und Kohle machte nur mehr etwas über 10% aus. Italien bezog 49% seines Stroms aus erneuerbarer Energie, (Strom aus Wasserkraft 20,2% und Strom aus anderen erneuerbaren Energien 28,7%) Strom aus Gaskraftwerken stand mit etwas über 40% an zweiter Stelle, währen Strom aus Kohle weniger als 5% ausmachte.

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  • Die Transformation im Strommarkt findet global statt, allerdings variiert die Intensität dieses Wandels stark zwischen verschiedenen Ländern und Regionen.  

    In der Region Zentral-& Südamerika beträgt der Anteil von erneuerbarer Energie an der Stromgewinnung nahezu 72%, davon entfallen 49% auf Wasserkraft und 23% auf andere erneuerbare Energien. In den Ländern mit großen Wasserkraftressourcen, wie Brasilien, Chile, und Kolumbien war der Anteil von Strom aus erneuerbaren Energien schon in der Vergangenheit hoch.

    Mit 49% rangiert Europa (EU und andere europäische Länder) an zweiter Stelle bei der Stromgewinnung aus erneuerbarer Energie. In Nordamerka stammt der meiste Strom aus Gaskraftwerken, erneuerbare Energie macht mit 27,5% etwas mehr als ein Viertel aus.

    Im Mittleren Osten, wo Öl und Gas reichlich vorhanden sind, wird Strom überwiegend aus Gas gewonnen, während Erdöl nur einen vergleichsweisen geringen Anteil an der Stromerzeugung hat. 

    Auch in den an fossilen Rohstoffen-reichen GUS Ländern, Russland und den anderen Nachfolge-Staaten der ehemaligen Sowjetunion wird Strom vorwiegend aus Gas und Kohle hergestellt, während erneuerbare Energie noch einen recht kleinen Teil ausmacht, Afrika zeigt ein ähnliches Muster, wobei es in Afrika keine Atomenerghie gibt.

    Der größte Anteil an Kohle in der Stromerzeugung entfällt auf Asien und den Pazifikraum, bedingt durch die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Welt, Indien und China, die über reiche Kohlevorkommen verfügen und wo es deshalb zahlreiche Kohlekraftwerke gibt.

    Im ersten Halbjahr 2025 wurde weltweit erstmals mehr Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt als aus Kohle. Dies stellt einen bedeutenden Fortschritt in der globalen Energiewende dar. China spielt eine führende Rolle im globalen Ausbau erneuerbarer Energien. Strategische Investitionen und staatliche Unterstützung haben es dem Land ermöglicht, die Kapazitäten für erneuerbare Energien erheblich zu erweitern. Während China den Ausbau von erneuerbarem Strom vorantreibt, stehen die USA auf der Bremse. Unter der 2. Regierung Trump haben die USA,  als zweitgrößter CO2-Emittent der Welt, erneut das Pariser Klimaabkommen verlassen. Präsident Trump will fossile Energien massiv fördern und Erneuerbare zurückdrängen.

  • Erneuerbare Energie im Stromsektor in der EU

    Die Europäische Union hat sich ehrgeizige Ziele zur Förderung erneuerbarer Energien gesetzt, um den Klimawandel zu bekämpfen und eine nachhaltige Energiezukunft zu sichern. In diesem Zusammenhang verfolgt die EU eine klare Strategie zur Förderung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen, die auf politischen Rahmenbedingungen, finanziellen Unterstützungen und Marktintegrationsmaßnahmen basiert. Durch Programme, wie Horizon Europe 3/ fördert die EU die Entwicklung und Integration erneuerbarer Energien im Stromsektor.

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  • Die obige Graphik veranschaulicht die Entwicklung der Stromerzeugung nach Energiequelle in der EU seit 1985. Seit dem Beginn des neuen Jahrtausends ist die Strom-Erzeugung aus erneuerbaren Quellen stark gewachsen, während ungefähr zeitgleich der Anteil von Kohle-Strom stark zurückgegangen ist. 2024 machte Strom aus erneuerbarer Energie 47% aus, davon entfielen 13% auf Wasserkraft und 34% auf andere erneuerbare Energien.

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  • Vergleicht man die Stromerzeugung nach Energiequelle in den größten europäischen Ländern, liegt Deutschland mit über 57% Strom aus erneuerbaren Energien an der Spitze, gefolgt von Spanien mit 56%, dem Vereinigten Königreich mit 51%, Italien mit 49% und Frankreich mit 27%. Der EU-Durchschnitt liegt bei 47%.

    Dank seiner zahlreichen Wasserkraftwerke erzeugt Südtirol mehr Strom aus erneuerbaren Energie, als es verbraucht und exportiert Strom in andere Regionen Italiens. Aufgrund der jahreszeitlichen Schwankungen bei der Stromgewinnung aus Wasserkraft muss Strom aus anderen Regionen Italiens während der Herbst- und Wintermonate importiert werden.

  • Entwicklung der Stromkosten aus Erneuerbaren Energien

    Die Kosten zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien sind seit 2010 stark gesunken, bedingt durch technologische Verbesserungen, wettbewerbsfähige Lieferketten und Skaleneffekte.

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  • Laut IRENA 6/ sind die Stromgestehungskosten von erneuerbaren Energien die kostengünstigste Option für die Stromerzeugung im Jahr 2024. 91 % der im Jahr 2024 in Betrieb genommenen neuen Projekte zur Erzeugung erneuerbarer Energien waren kostengünstiger als jede fossile Alternative.  Studien anderer Institutionen, wie zum Beispiel das deutsche Fraunhofer Institut, liefern vergleichbare Ergebnisse.

    Wie obige Graphik zeigt, sind die Kosten der Stromgewinnung aus Erneuerbaren Energien in den vergangenen Jahren 15 Jahren zum Teil stark gefallen. Am billigsten ist derzeit Strom aus Wind-Onshore-Anlagen (Windturbinen an Land) und Strom aus Photovoltaik-Anlagen. 

  • Ausblick

    Laut neuestem Bericht „Renewables 2025“ der Internationalen Energie-Agentur wird sich die weltweite Kapazität von erneuerbaren Energien im Stromsektor bis 2030 verdoppeln- Niedrige Kosten, schnellere Genehmigungsverfahren und breite gesellschaftliche Akzeptanz treiben die zunehmende Verbreitung der Photovoltaik voran. Die Windkraft ist mit Lieferkettenproblemen, steigenden Kosten und Genehmigungsverzögerungen konfrontiert. Dennoch wird erwartet, dass sich die globale Kapazität bis 2030 auf über 2.000 GW fast verdoppelt, da große Volkswirtschaften wie China und die Europäische Union diese Herausforderungen bewältigen werden. Die Prognose für das Wachstum der weltweiten Kapazität erneuerbarer Energien wurde leicht nach unten korrigiert, hauptsächlich aufgrund politischer Veränderungen in den USA - (die Regierung von Präsident Trump setzt wieder vermehrt auf fossile Energie).

    Der Anteil erneuerbarer Energien am Energiebedarf im Verkehrssektor wird voraussichtlich von derzeit 4 % auf 6 % im Jahr 2030 steigen. Bis 2030 werden erneuerbare Energien voraussichtlich 18 % des weltweiten Wärmebedarfs decken, verglichen mit derzeit 14 %. 

    "Die Welt hinkt ihren Zielen im Bereich erneuerbare Energien trotz Rekordfortschritten im Jahr 2024 hinterher", bestätigt ein von der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) veröffentlichter neuer Bericht.

    Bei der im November in Belém/Brasilien stattgefundenen Klimakonferenz COP30 wurden Entscheidungen getroffen, die in Bezug auf Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels wenig Optimismus aufkommen lassen. Es scheint, dass andere globale Krisen – wie die hohe Staatsverschuldung, schwache Wirtschaftsdaten, sowie Kriege und deren negativen Auswirkungen auf die Volkswirtschaften – derzeit höhere Priorität haben als der Klimawandel und ein rascher Umstieg auf erneuerbare Energien.

  • 1/ Primärenergie ist Energie in ihrer ursprünglichen, noch nicht umgewandelten Form. Dazu gehört Fossile Energie (Erdöl, Erdgas, Kohle), Kernenergie (Uran), Erneuerbare Energie (Wasserkraft, Sonnenenergie, Windenergie, Biomasse; Geothermie, Ozeanwellen). In ihrer natürlichen Form kann Primärenergie oft nicht direkt genutzt werden, daher wird sie weiterverarbeitet, um sie in eine verwertbare Form zu bringen.  Beispiele: Strom wird aus fossiler Energie, erneuerbarer Energie oder Kernenergie hergestellt. Benzin, Diesel und Heizöl wird in einer Raffinerie aus Erdöl hergestellt. Um Energiebilanzen zu erstellen und um die verschiedenen Energiequellen zu vergleichen, wird Primärenergie in eine gemeinsame Einheit umgerechnet, z. B. in Toe (Tonnen Öläquivalent) oder in Megajoule (MJ).

    2/ Die EU hat sich in den letzten Jahrzehnten als Vorreiter im Bereich erneuerbarer Energien etabliert. Verglichen mit den meisten anderen Ländern, hat die EU sehr strenge Umweltvorschriften und Umweltziele. Zudem gibt es zahlreiche Förderprogramme und Subventionen, die den Übergang zu erneuerbaren Energien unterstützen. Europa investiert stark in Forschung und Entwicklung im Bereich erneuerbare Energien. Das Umweltbewusstsein ist in vielen europäischen Ländern hoch. Bürger und NGOs setzen sich aktiv für den Klimaschutz ein, was politischen Druck erzeugt und die Akzeptanz für erneuerbare Energien erhöht.

    3/ Horizon Europe ist ein wichtiges Programm der EU mit dem Ziel Forschung und Innovation in Europa zu fördern Unter anderem werden auch Forschungsprojekte im Bereich erneuerbarer Energie finanziert und gefördert.

    4/ Stromgestehungskosten sind die Gesamtkosten, die entstehen, um eine Einheit elektrischen Strom zu erzeugen. Diese Kosten sind entscheidend für die Wirtschaftlichkeit von Stromerzeugungsanlagen und die Preisgestaltung auf dem Strommarkt. Stromgestehungskosten setzen sich zusammen aus Investitionskosten, Betriebskosten, Brennstoffkosten, Finanzierungskosten und Netz- und Einspeisekosten.

    5/Concentrated Solar Power-CSP (konzentrierte Solarenenergie) ist eine Technologie zur Erzeugung von elektrischem Strom aus Sonnenenergie. Diese Methode unterscheidet sich von der Photovoltaik, die Sonnenlicht direkt in Elektrizität umwandelt. Die CSP-Technologie funktioniert in mehreren Schritten: Konzentration des Sonnenlichts mit Spiegel oder Linsen, Erwärmung eines Mediums (Wasser oder andere Flüssigkeit, aus der Dampf erzeugt wird). Der Dampf treibt eine Turbine an, die einen Generator zur Stromerzeugung antreibt. Viele CSP-Anlagen sind mit thermischen Energiespeichersystemen ausgestattet, um Wärme zu speichern und auch bei Nacht oder wenn keine Sonne scheint, Strom zu erzeugen.

    6/ Die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) ist eine zwischenstaatliche Organisation mit dem Ziel, Zusammenarbeit zu stärken, Wissen zu verbreiten und die Einführung sowie nachhaltige Nutzung erneuerbarer Energien voranzutreiben. Sie ist die erste globale Institution, die sich ausschließlich erneuerbaren Energien widmet und dabei sowohl Industrie- als auch Entwicklungsländer adressiert. Gegründet wurde sie 2009 und ihr Sitz befindet sich in Abu Dhabi. Die IRENA ist offizieller Beobachter bei den Vereinten Nationen