Rendezvous im Gefängnis
„Wenn Christian Piffrader ruft, dann kommen viele Menschen...“, meinte die Kunsthistorikerin Eva Gratl zu Beginn ihrer Eröffnungsrede zur Ausstellung Rendezvous, in den kleinteiligen Räumen der Gefängnisgalerie in Kaltern. Piffraders Miniatur-Arbeiten sind spitze Pointen auf unsere Gesellschaft und finden Gefallen. In Kaltern stellt er mit der Künstlerin Katharina Daxenberger aus, beide kennen sich seit ihrem Kunststudium in München.
Unmittelbar neben dem Eingangsbereich, in Zelle 1 sozusagen, hat Piffrader eine Zeltstadt aus Büchern installiert, Buchdeckel werden zu schrägen Zeltflächen - es sind eine Handvoll Buchzelte, mit denen der Künstler Stellung bezieht. Daneben zeigt er neue architektonische Stelen die nach oben wachsen: „Ich habe eine klassische Holzbildhauerausbildung, mich hat die Gotik fasziniert, das Streben nach Höhe. Die Waagrechte hat eine Begrenzung, die Höhe nicht.“
In einer weiteren Installation verwandelt er eine Zelle mit noch zarteren Stelen in einen Raum, der durch das Stelengitter für die Besucher nicht begehbar ist. Auf den Stelen selbst sind seine Figuren, alleine und zugleich gemeinsam in der Zelle.
Seit Jahren hat sich der Brunecker mit seinen Figuren und Szenarien einen Namen gemacht. Ihm geht es nicht um die handwerkliche Präzision, sondern um Geschichten des Lebens, die er als Holz-Skizzen dreidimensional werden lässt.
Daxenberger - sie studierte unter anderem beim bekannten Künstler Günther Förg -, zeigt emotionale Malerei. Auf den ersten Blick sieht man einfache Pinselstriche, die über einen Untergrund gezogen werden. Dadurch entwickelt sie eine individuelle, malerische Sprache, eine Reaktion auf ein vorgegebenes Bild, stets ein Motiv aus der Zeitschrift GEO. Es geht ihr darum, den Bilduntergrund auszulöschen und zugleich weiter durchscheinen zu lassen.
Beide Künstler haben einen gemeinsamen Nenner: „Wir kommen beide vom Klassischen Studium", sagt Piffrader, "vom Formstudium, mit Größen bis zu 2 Meter. Mittlerweile sind es bei uns beiden Miniaturen.“