Umwelt | Beutegreifer

Die Wolfs-Umfrage

In Sachen Wolfsregulierung drückt man auf politischer Ebene auf die Tube, Unterstützung kommt dabei vom Bauernbund, der eine Umfrage zum Wolf in Auftrag gegeben hat.
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Foto: Salto.bz
Die große Mehrheit ist gegen die Präsenz des Wolfes. Das geht zumindest aus der repräsentativen Umfrage des Instituts für Marktforschung und Datenanalysen IMAD hervor, die heute (7. Juni) im Rahmen einer Pressekonferenz am Sitz des Bauernbundes vorgestellt wurde. Die Institutsleiterin Barbara Traweger-Ravanelli hat im Auftrag des SBB 590 Südtiroler und Südtirolerinnen im Zeitraum von Mitte März bis Mitte April zum Thema „Wolf in Südtirol“ befragt. Als Auswahlparameter wurden Beruf, Schulbildung, Größe des Haushalt, Wohnumgebung, Alter, Sprachgruppe und Bezirksgemeinschaft definiert. „Somit können die Ergebnisse auf die gesamte Bevölkerung umgelegt werden“, erklärte Traweger-Ravanelli.
 
 
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Projektdaten zu den verschiedenen Auswahlparametern. (Grafik: IMAD)
 
 
Insbesondere die mehrheitliche Auswahl der Befragten aus dem ländlichen Raum sowie Personen mit vier oder mehr Personen im Haushalt, veranlasste einen anwesenden Journalisten allerdings zur Frage, welche demographischen Daten der Umfrage zugrundegelegt wurden, denn schließlich stammten 63 Prozent der Befragten aus dem ländlichen Raum, nur 37 Prozent aus dem urbanen Bereich, die Mehrheit lebe in Südtirol jedoch in den Städten. Auch die Einpersonenhaushalte, die mittlerweile laut ASTAT 38 Prozent betragen, spiegle sich in der Repräsentanz nicht wieder, so der Journalist, der dem Bauernbund quasi unterstellte, dass man durch eine gezielte Auswahl der Befragten jenes Ergebnis bekommen habe, das man haben wollte. Diesem Vorwurf widersprach die Instituts-Leiterin von IMAD und erklärte, dass man keine Auftragsstudie gemachte habe, um Wunschergebnisse zu liefern, sondern um das Stimmungsbild eines Querschnitts der Bevölkerung einzufangen. Diesen Auftrag habe man erfüllt.
 
 

Gefahr Wolf

 
Was die Ergebnisse selbst betrifft, so finden 80 Prozent der Befragten die Wiederansiedlung der Wölfe in Südtirol grundsätzlich schlecht. 42 Prozent der Befragten gaben als Antwort „sehr schlecht“ und 38 Prozent „eher schlecht“ an. Dagegen finden nur 15 Prozent die Wiederansiedelung „eher“ oder „sehr gut“. Ähnlich fällt die Meinung der Bevölkerung zur Frage aus, ob sich Wölfe in Südtirol ungehindert ausbreiten sollten oder nicht. 82 Prozent der Befragten wollen keine ungehinderte Ausbreitung. Nur 12 Prozent sind der Meinung, dass in Wolfsbestände nicht eingegriffen werden soll.
Gefragt nach dem Lebensraum, den Wölfe einnehmen sollen, meint eine Mehrheit von 60 Prozent, dass Wölfe in Südtirol überhaupt keinen Platz haben und in die Wildnis gehören. Weitere 33 Prozent sind der Ansicht, dass sich die Raubtiere nur in ausgewählten bzw. begrenzten Gebieten im Land aufhalten sollen. Der Anteil der Bevölkerung, der meint, dass Wölfe ohne Einschränkung hier leben sollen, ist mit vier Prozent gering.
 
 
 
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Persönliches Freizeitvergnügen geht vor Wolf: 80 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass der Schutz des Wolfes nicht wichtiger sei als das Freizeitgebot der Almen. (Grafik: IMAD)
 
In der Umfrage wurde auch die Frage nach dem Sicherheitsgefühl gestellt. So werden die Wölfe zunehmend als Bedrohung für die Sicherheit der Menschen wahrgenommen. Drei von vier Südtirolern (77 Prozent) glauben nicht, dass Wölfe keine Gefahr für Menschen darstellen. Am höchsten wird die Gefährlichkeit für Kinder eingeschätzt (81 Prozent). 71 Prozent sind der Meinung, dass Wölfe für ältere Menschen sowie Sportler und Erholungssuchende gefährlich sind. Immerhin noch 62 Prozent der Befragten empfinden Wölfe als Gefahr für die eigene Person.
Ein ähnliches Bild zeigt die Frage nach den Gefühlen, man mit dem Wolf verbindet. Mit 85 Prozent steht der „Respekt“ vor Wölfen an erster Stelle, dahinter folgen die „Gefahr“ (80 Prozent) und die „Angst“ (68 Prozent).
Im Hinblick auf den Schutz der Almwirtschaft haben die Befragten eine klare Meinung. Für 88 Prozent hat die Erhaltung von Almen mit freilebenden Tieren Vorrang gegenüber dem Wolf. Etwa genauso hoch (86 Prozent) ist der Anteil derer, die zum Schutz der Almwirtschaft mehr Spielraum im Umgang mit Wölfen fordern. Auch gezielte Entnahmen von Wölfen sollen nach Meinung der Bevölkerung möglich sein. Bemerkenswert ist, dass 80 Prozent der Befragten den Erhalt der Almen als Freizeitangebot für Einheimische und Gäste für wichtiger als den Schutz des Wolfes werten, insofern der Schutz der Beutegreifer dort zu enden scheint, wenn sich die Betroffenen in ihrem Verhalten eingeschränkt sehen.
 
 

Vorsicht ja, Panikmache nein

 
Nicht nur Bauernbund-Obamnn Leo Tiefenthaler, sondern auch der Präsident des Gemeindenverbandes Andreas Schatzer erklärte, dass man die Sorge der Bevölkerung ernst nehmen müsse. Schatzer kam in diesem Zusammenhang auch auf das Gutachen von Professor Volpe zu sprechen, das von acht Gemeinden des Burggrafenamtes und dem Gemeindenverband in Auftrag gegeben wurde und aus welchem klar hervorgeht, dass die Bürgermeister mehr oder weniger keine Handhabe haben, wenn ein Bär oder Wolf durchs Dorf spaziert – außer es besteht effektiv Gefahr bzw. es ist bereits zu einem Übergriff gekommen. Wie der Präsident des Gemeindenverbandes betonte, dürfe man jedoch nicht in Hysterie verfallen, sondern müsse nach dem Motto vorgehen: Vorsicht ja, Panikmache nein. Alberich Hofer, der Vertreter der Bergbauern, erklärte, dass die Präsenz des Wolfes mittlerweile kein ausschließlich bäuerliches Problem mehr sei, sondern eines der ganzen Gesellschaft.
 
 
Früher oder später betrifft es jeden in Südtirol.
 
 
Früher oder später betrifft es jeden in Südtirol, so Hofer. Besonders hoch sei jedoch die Gefahr für die Almwirtschaft und die Nutztiere, so habe sich innerhalb von neun Jahren die Zahl der Risse verfünzehnfacht. Die wachsende Wolfspopulationen – sie verdoppelt sich in etwa alle drei Jahre – stelle eine immense Gefahr für die rund 90.000 Nutztiere dar, die jährlich auf die 1.400 bestoßenen Almen aufgetrieben werden – eine Fläche von 108.000 Hektar sprich 45 Prozent der Nutzfläche in Südtirol. „Wollen wir das?“, fragte Hofer, der betonte, dass man nicht die Ausrottung der Beutegreifer fordere, ein derartiges Ansinnen sei auch realitätsfern. Allerdings, so erklärte, Leo Tiefenthaler, trete der Bauernbund dafür ein, gefährliche Tiere entnehmen zu können sowie für eine generelle Bestandsregulierung, wie dies bereits im Jagdgesetz für viele andere Tierarten vorgesehen ist. Probleme habe es diesbezüglich weniger mit Brüssel und der EU gegeben, welche Spielräume für eine Regulierung vorsehen, sondern vielmehr mit Rom und Bozen. Allerdings ist auch hier einiges in Bewegung. Schatzer verwies dabei nicht nur auf die Gesetzesinititative, die demnächst im Landtag behandelt wird, sondern auch auf ein Gesetz, dass auf staatlicher Ebene in Ausarbeitung ist.

 

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Herta Abram Mi., 07.06.2023 - 19:42

....wenn der Bauernbund sich für Klimaschutz genaus hartnäckig, kompromisslos, emotional und mit der gleichen Listigkeit stark machen würde, wäre dies ein grosser Vorteil für die nachfolgenden Generationen.
...Frag mich schon, welches Ablenkungsthema der Bauernbund nach dem Wolf auftischt....

Mi., 07.06.2023 - 19:42 Permalink
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Salto User
Manfred Gasser Mi., 07.06.2023 - 20:35

Antwort auf von Herta Abram

Beim Klima ist das Manipulieren der Bevölkerung wohl etwas schwieriger, da fehlt die Konditionierung durch die Märchen. Vielleicht sollte jemand ein Klimakrisenmärchen schreiben, mit der fossilen Energie als böser Wolf, und dem Plastik als böse Hexe.

Mi., 07.06.2023 - 20:35 Permalink
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Peter Gasser Do., 08.06.2023 - 09:17

Antwort auf von Erich Daniel

Der Bauernbund ist dafür weder zuständig noch hat er in der Sache Kompetenz.
Dies ist Aufgabe der Gesellschaft, bzw. der Politik, welche „gewiss an Glaubwürdigkeit gewinnen würde“, wenn sie hier ein Zeichens setzen würde - aber man will nur billige Lebensmittel, damit dem Bürger genug Geld für Konsum und Freizeitindustrie bleibt.
In der Schweiz - gerade dort - sind letzthin bereits 2 diesbezügliche Referenden am Volkswillen (!!) gescheitert.

Do., 08.06.2023 - 09:17 Permalink
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Salto User
Manfred Gasser Do., 08.06.2023 - 11:36

Antwort auf von Peter Gasser

Bitte Herr Gasser, stellen Sie sich doch nicht dumm. Sie wissen genau wie und was ich meine.
Doch zurück zum Wolf, ist da der SBB zuständig oder die Politik? Hat der SBB die Kompetenz?
Man sieht, wenn er will, der SBB, kann er einen Großteil der Bevölkerung in die gewünschte Richtung lenken, man muss nur wollen.

Do., 08.06.2023 - 11:36 Permalink
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Klemens Riegler Mi., 07.06.2023 - 21:45

Wissenschaftliche FRAGEN sollten keine LÜGEN enthalten!
"... so finden 80 Prozent der Befragten die Wiederansiedlung der Wölfe in Südtirol grundsätzlich schlecht"
Soweit ist weiß ist der Wolf hier nicht wiederangesiedelt worden, sondern er ist ganz von alleine gekommen. Allerdings wird er alleine nicht wieder abhauen. A bissl muss man da wohl nachhelfen (i-:)
Und klar ... repräsentativ ist diese Umfrage natürlich nicht. Zu viele demographische Fehler. Und gut 1000 Probanden (mit identischer Abfragungsmethode) wären auch nicht schlecht gewesen. Neben den tendenziösen Fragestellungen natürlich.

Mi., 07.06.2023 - 21:45 Permalink
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Hartmuth Staffler Do., 08.06.2023 - 15:07

Unsere Vorfahren haben sich große Mühe gegeben, den Wolf auszurotten, um die Almen bewirtschaften zu können. Jetzt gibt es Menschen, die sich große Mühe geben, um die Wiederansiedlung des Wolfes zu verteidigen, damit die Almwirtschaft wieder aufgegeben wird. Vielleicht entdecken Tierschützer demnächst auch, dass die hochintelligenten Ratten eigentlich ein schützenswertes Lebewesen sind?

Do., 08.06.2023 - 15:07 Permalink