#070817

Locarno
Es war der 1. August, vergangene Woche, ein Dienstag. Ich setzte mich routiniert an mein Notebook, um einen Artikel zum Bundesfeiertag (Schweizer Feiertag) zu verfassen. Unmittelbar nach der ersten Zeile öffnete sich ein digitales Fenster mit der folgenden Meldung: „wIR ßINt dan Mahl weeg“.
Ich hätte es wissen müssen, dies war der jährliche Hinweis der Fehler-Gewerkschaft, dass ein Großteil meiner Schreibfehler im August nicht arbeiten wird. Sie würden nämlich Urlaub machen, die Übersetzungsfehler gemeinsam mit anderen europäischen Freunden an der "Glockenkar-Vetta", der ß-Fehler beim Auspannen in Graubünden mit den lieben Doppel-S-Zwillingen, die Grammatikfehler bei All-Inclusive im Bungalow, die Fallfehler beim sportlichen Canyoning und Bungee-Jumping.
Die Denkfehler, im Herzen alte FKK-ler, sind hingegen in die Jahre gekommen, machen Urlaub im eigenen Garten, Frau Groß- und Herr Kleinschreibung unternehmen wohl wieder eine Kreuz(worträtsel)fahrt, die Satzstellungsfehler treffen sich zum Tuning-Camp am Wörthersee.
Die Formfehler machen heuer erstmals einen Kultururlaub, fahren zum Filmfest nach Locarno, wo auch eines ihrer großen Vorbilder aus Hollywood anwesend sein wird: Der Umschlag-Oscar-Fehler. Er soll mit dem Wortverdopplungsfehler auf der Piazza Grande anwesend sein, wie die Macher und Macherinnen von von La La Land meinten meinten.
Lorenzi
Bis an Ferragosto wollen sie blaumachen, die Fehler, einige sogar bis Ende vom Monat. „Dash steet Unz zuh“ schreiben und schreien sie im Chor. Es sei ihnen „voehllig eghal miche allain, hir in Bolzen fehlerlos waidderarpeiden zu lasn“.
Da sie aber genau wußten, dass ich ohne Fehler nicht sein kann, da ich ja die Summe ihrer bin, und im Summer unter Fehlerlosigkeitskummer besonders leide, schlug ich spontan einen Gruppen-Urlaub vor: Kein Festvial, kein KKF-Urlaub, keine Freuzkahrt, kein Kampenn, kein Tiu-Ning.
„Hört her Fehler," sagte ich, „wir nutzen die Gunst von Moonlight und machen gemeinsam mit dem Mond (ab heute ist er voll) die Nächte durch bis Ferragosto, liegen an und um Lorenzi in den Wiesen, schauen nach oben. Wir warten, sehen, staunen und wünschen uns was!“
„Schnernstuppenstauen? Tas isd eine supper-Ydee, riläxxn ann ainer Weesiese am Uffer. Unt tie Fueße ins Waßer heben und kegauften oder schelbschtgemachten Litronenzuchen ässn, der der nur nur riechtigg ghut im im Haugust schnecken tut tut“ freute sich die Führungsspitze der Fehlergewerkschaft.
„Dan sizzen wier ahm Fagerleuer“, sagte der ansonsten schüchterne Beistrichfehler, „unt, tuhn, bai, fählerhafftem, Gehsang und falsen, klaudio, Paglioni-akkorten, das liet Questo piccolo grande errore unäääntlich, laaaang, singen… Nuhr dannn komma wieter guht züruck aüs dem Ürläub. Dehn neun Düden laasn wier hir. Pünkt.“