„Für den Breitensportler“
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SALTO: Herr Prenn, seit wann sind Sie im OK-Team des Drei Zinnen Runs?
Alfred Prenn: Ich war von Anfang an mit dabei. Damals war ich Präsident des Tourismusvereins Sexten und war mehr oder weniger immer involviert. Jetzt bin ich seit drei Jahren Präsident des Organisationskomitees.
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Die diesjährige, 27. Ausgabe des Südtirol Drei Zinnen Alpine Run findet am Samstag, den 14. September statt. Nähere Informationen entnehmen Sie hier. Jedes Jahr nehmen 1.000 Bergläufer/innen aus über 20 verschiedenen Nationen am Dreizinnenlauf teil. Die diesjährig etwas abgeänderte Strecke von 17,9 km und 1.354 hm führt durch die Sextner Dolomiten und endet bei der Dreizinnenhütte.
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Wie ist damals der Zinnen Run entstanden?
Das war eine sportliche Überlegung. Damals war Ludwig Tschurtschenthaler ein guter Läufer, wie auch die Schwester Agnes eine gute Läuferin war. Es war eine sportliche Familie. Er hatte die Idee, da er solche Läufe mitgelaufen ist, dass man das auch bei uns machen könnte. Damals hatten wir das auch als Überlegung, dass dies touristisch interessant sein kann, um ab Mitte September den Tourismus auch wieder anzukurbeln. Der Tourismusverein hatte damals nicht viel Geld, es gab die Ortstaxe nicht und alles wurde über freiwillige Beiträge finanziert. Man hielt Ausschau danach, was eine Breitenwirkung hätte und womit man neue Gäste anzieht. Deswegen hat man das damals auch sehr stark unterstützt.
Wie hat sich die Strecke entwickelt?
Die allererste Idee war, eine Strecke vor 42 Kilometern auszuweisen. Als man dann in die Umsetzung ging, hat man gesehen, dass das schwierig durchzusetzen ist. Du musst eine gewisse Sicherheit bieten und um die Sicherheit zu bieten, braucht es eine ganze Menge freiwilliger Helfer. Vor allem, weil wir im alpinen Gelände unterwegs sind, da braucht es die volle Unterstützung von der Bergrettung. Für die 42 Kilometer, die wir damals im Kopf hatten, haben wir einfach zu wenig Leute.
„Wir organisieren den Lauf für den Breitensportler, der in Bewegung sein will, deswegen sind viele Hobbyläufer dabei.“
Die großen Herausforderungen bei der Organisation sind wohl vor allem, dass man die medizinische Versorgung auch entsprechend bereitstellen kann?
Ganz genau. Bei jedem Wettbewerb hat man gewisse Auflagen, die man befolgen muss. Die Sicherheit der Teilnehmer steht im Vordergrund. Man versucht, jeder möglichen Gefahr oder leichtsinniger Gefahr aus dem Weg zu gehen. So hat man damals die Traditionsstrecke, wie sie heute auch noch ist, beibehalten. So starteten wir, vor mittlerweile schon 27 Jahren, und haben das zum ersten Mal durchgeführt auf 17,5 Kilometer. Einmal hat man die Schleife verlängert , sodass man auf die 21 Kilometer, Halbmarathon, gekommen ist. Da ging es Richtung der Nachbarprovinz Belluno, über die Lavaredohütte, dann Paternsattel und Dreizinnenhütte gemacht hat. Das ist aber bei den Athleten nicht so gut angekommen, weil der Teil des Abwärtslaufens zu lang war. Jetzt, nach ein paar Experimenten, sind wir uns sicher, dass die 17,7 Kilometer genau die richtige Länge sind. Wir sprechen eine gewisse Zielgruppe an. Nicht die, die Ultras laufen [Strecke, die generell länger als der klassische Marathon von rund 42 Kilometern ist, Anm. d. Red.], die die maximale Herausforderung wählen, sondern etwas, das für jeden Mann schaffbar ist. Wir bleiben auch bei der Streckenlänge.
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Stichpunkt Zielgruppe, es sind ja auch ziemlich starke Läufer dabei, aber wie sieht das Teilnehmerfeld generell aus?
Wir organisieren den Lauf für den Breitensportler, der in Bewegung sein will, deswegen sind viele Hobbyläufer dabei. Das Teilnehmerfeld, hat sich in den letzten Jahren so herauskristallisiert, dass über 50 Prozent der Teilnehmer, zumal es um die 900 Teilnehmer sind, die hier sich einschreiben, aus dem Ausland sind. Deutschland, Österreich, Schweiz, das sind die Hauptmärkte. Danach teilt es sich auf 22 Nationen auf, die hier noch mitspielen. Wir haben unheimlich viele, und das verwundert uns auch, ausländische Beteiligungen, die nicht eine Übernachtung machen, sondern mehrere Übernachtungen, wenn nicht eine Woche Urlaub im Tal machen. Somit ist es auch touristisch relevant.
„Wir sprechen eine gewisse Zielgruppe an. Nicht die, die Ultras laufen, die die maximale Herausforderung wählen, sondern etwas, das für jeden Mann schaffbar ist.“
Wie hat sich die Anzahl der Teilnehmer verändert?
Die erste Ausgabe haben wir mit 400 Teilnehmern begonnen, das war zu der damaligen Zeit ein großer Erfolg. Wir sind vor der Pandemie auf 1000 Teilnehmer gekommen. Es ist limitiert, mehr als 1000 Teilnehmer können wir nicht anmelden, weil das logistisch nicht mehr handelbar ist. Nach der Pandemie sind wir wieder auf um die 900 Teilnehmer gekommen. Es ist sehr konstant. Nach der dritten oder vierten Ausgabe sind wir bei immer bei dieser Anzahl von Teilnehmern gewesen.
Und Zuschauer?
Im Startbereich, wenn der Start erfolgt, dann gibt es reges Interesse, vor allem bei den Einheimischen. Das ist sehr wichtig, um die Akzeptanz einer Veranstaltung zu unterstreichen. Auch die Strecke entlang stehen einige. Ob Leute speziell für den Lauf herkommen, bezweifle ich etwas.
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Wie läuft die Logistik ab? Werden alle in Sexten untergebracht?
Dadurch, dass Sexten um die 5000 Gästebetten hat in verschiedenen Kategorien, gibt es da die Möglichkeit. Es hat sich über die Jahre verändert, weil im September genau um den Lauf herum, die Nachfrage allmählich stärker gewachsen ist, nicht nur an Teilnehmern, vor allem auch an anderen Gäste. Deswegen gibt es immer mehr, die nach Innichen ausweichen müssen, um eine Unterkunft zu bekommen. Der größte Teil wird aber in Sexten untergebracht.
Was ist vorgesehen bei Schlechtwetter?
Wir haben einen Notfallplan. Wenn es regnen sollte, wo die Gefahr besteht, dass es auf über 2000 Metern schneien sollte, haben wir eine Ausweichstrecke, die Richtung Helm geht. Diese ist schnell in Betrieb zu nehmen und auch mit Autos erreichbar, um auch die ganze Logistik hinzubekommen. Oben am Helm gibt es noch ein großes Restaurant, das Bergrestaurant, wo auch die ganzen Leute Platz hätten, sodass man eine gewisse Sicherheit anbieten kann. Das ist natürlich nicht der Wunsch der Läufer, in diese Richtung zu laufen, aber es findet auf alle Fälle eine Veranstaltung statt. Verschieben oder Absagen kann man in der Dimension fast nicht mehr machen.
„Stehen und fallen tun solche Veranstaltungen mit den freiwilligen Helfern.“
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Was gibt es an Nebenprogrammen?
Es gibt den Minirun, schon seit 20 Jahren. Am Sonntag ist das Kinderrennen, der Mini Alpine Run. Im Durchschnitt laufen zwischen 100 und 150 Kindern mit. Das ist für uns ein großer Erfolg. Es ist eine nette Veranstaltung mit den Eltern, die die Kinder begleiten. Fast schon wie ein großes Familienfest.
Wird die Laufstrecke gesperrt?
Es gibt die Möglichkeit auszuweichen, daher wird sie nicht gesperrt. Bis zur Talschlusshütte ist der Weg breit. Da zieht sich schon das ganze Teilnehmerfeld in die Länge. Bergauf weiß jeder Teilnehmer, dass er Leute antreffen wird. Wir beschildern das auch, dass Wanderer, die auf den Hütten übernachten und absteigen, dass sie darauf hingewiesen werden, dass der Lauf stattfindet.In den ganzen Jahren hat es diesbezüglich nie Probleme, Streitereien oder Zwischenstörungen gegeben.
Nach vorne blickend, gibt es Ideen den Lauf weiter auszubauen beziehungsweise weiter zu entwickeln?
Mit Sicherheit. Wir wollen ihn qualitativ besser machen, ein größerer Service bezüglich Zeitnehmung sowie GPS-Tracking, sodass die Familie oder Bekannte von den Teilnehmern, das am Handy mitverfolgen können, wohin ihr Freund unterwegs ist. Im Technischen wollen wir das verbessern.
Unterstützung kommt vor allem von freiwilligen Helfern beziehungsweise lokalen Sponsoren?
Wir haben einmal das Land Südtirol, von dem wir große Unterstützung bekommen. Es ist ja der Südtiroler Drei Zinnen Alpine Run. Die große Unterstützung kommt natürlich von der Provinz Bozen. Zudem haben wir kleine, lokale Sponsoren, die letztlich auch eine große Menge an Unterstützungsgeld ausmachen. Stehen und fallen tun solche Veranstaltungen mit den freiwilligen Helfern. Auf die zwei Tage gerechnet werden etwa 280 Helfer im Einsatz sein.
Was war für Sie persönlich das Beste, das Highlight?
Das Beste und das Highlight ist – man ist schließlich immer auf Nadeln - wenn das Wetter schön ist und alle Teilnehmer gesund ins Ziel kommen. Und nicht nur ins Ziel, bei der Dreizinnenhütte, sondern danach auch alle wieder im Haus Sexten sind ohne dass sich jemand verletzt hat. Das ist für mich der Moment, wo ich ausschnaufen kann und für mich ein Highlight ist. Man fühlt sich bestätigt wenn man ein Lob von den Teilnehmern bekommt, dass es ihnen gefallen hat. Nach diesen ganzen Jahren verfliegt oftmals die Begeisterung, vor allem im Tal. Nicht sind alle froh, dass so etwas organisiert wird und kritisieren teilweise, dass immer wieder das Gleiche kommt. Aber dann gibt es wieder solche, die den Lauf anerkennen und das sind auch Highlights, wenn die Mühe gesehen und geschätzt wird. Für uns, die im Organisationskomitee sitzen, ist es die letzten Jahre das, was uns am meisten freut.
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