Wirtschaft | Infrastuktur
20 Millionen Euro für die Zukunft
Foto: IDM/Frieder Blickle
Franz Heinisch, Bürgermeister der Gemeinde Stilfs, hat die gute Nachricht bereits am Vormittag erhalten, kurz nachdem die Landesregierung dem Vorschlag der Bewertungskommission zugestimmt hatte. Die Kommission unter dem Vorsitz von Abteilungsdirektor Volker Klotz habe dem Projekt gut durchdachte kulturelle Aspekte bescheinigt, erklärte Landesrat Philipp Achammer, der den Beschluss gemeinsam mit seinem italienischen Amtskollegen Giuliano Vettorato und dem ladinischen Kulturlandesrat Daniel Alfreider vorgelegt hatte.
„Wir haben sehr lange auf dieses Ziel hingearbeitet“, zeigt sich Bürgermeister Heinisch dann auch sichtlich stolz über den Erfolg. Was sonst vielleicht erst im Laufe von Jahrzehnten umgesetzt werden kann, soll nun laut Projekt in nur vier Jahren geschaffen werden.
Mit gerade einmal 421 Einwohnern zählt das abgelegene romanische Haufendorf Stilfs zu den abwanderungsgefährdeten Ortschaften. Mit Investitionen, die auf mehrere Bereiche aufgeteilt werden, soll das Dorf aufgewertet werden. Vorgesehen sind unter anderem Coworking-Räume, die Umwandlung des Dorfladens in ein Dienstleistungszentrum, ein Streumuseum (museo diffuso), Investitionen in die Landwirtschaft, Künstlerresidenzen und das Kulturfestival „Stelvio Festival“, weiters ein Streuhotel (albergo diffuso), das laut Gutachten Entwicklungspotenzial für einen sanften Tourismus schaffe. Wichtig seien aber auch die zahlreichen Infrastrukturprojekte wie der Bau eines Gehsteiges, ein Buswendeplatz, Parkplätze und der Umbau des Gemeindehauses, so Heinisch. „Wir müssen zusehen, dass wir die Abwanderung aufhalten“, erklärte der Bürgermeister und gibt sich tatkräftig: „Wir haben in den kommenden Jahren viel zu tun!“
Mit 580 Punkten führt das Projekt der Gemeinde Stilfs die Liste der insgesamt acht Projekte an. Damit entspricht es am besten den Vorgaben und Kriterien der Ausschreibung. Mit 550 Punkten folgt auf Platz zwei der Projektvorschlag der Gemeinde Salurn, auf Platz drei jener der Gemeinde Klausen (520 Punkte), gefolgt von Sterzing (500), Graun im Vinschgau (460) und dem Projektvorschlag der Gemeinde Franzensfeste zur Aufwertung der Fraktion Mittewald (155 Punkte).
Die Projektanträge der Gemeinden Truden, Altrei und Aldein sowie der Gemeinde Kastelruth für die Fraktion Telfen konnten nicht zugelassen werden, da beide nicht den Vorgaben entsprachen.
Das Land wird das Siegerprojekt der Gemeinde Stilfs bis zum 15. März dem Kulturministerium übermitteln. Bei positiver Bewertung durch die staatlichen Gremien und unter Berücksichtigung der Vorgaben werden 20 Millionen Euro an PNRR-Fördermitteln ausgeschüttet.
Zwei Förderschienen
Aus dem staatlichen Fonds für Aufbau und Resilienz (PNRR) sollen insgesamt 21 Projekte – je eines für jede Region und autonome Provinz – zur Aufwertung von abwanderungsgefährdeten Ortschaften oder Ortsteilen (borghi) finanziert werden. Für jedes dieser Projekte will der Staat über das Kulturministerium bis zu 20 Millionen Euro zur Verfügung stellen, insgesamt also 420 Millionen Euro. Die PNRR-Investitionsschiene „Attrattività dei borghi“ umfasst aber noch eine weitere Maßnahme: Im Rahmen der Aktion B können Gemeinden noch bis zum 15. März 2022 direkt im Kulturministerium um die Finanzierung kleinerer Projekte in Höhe von bis zu 1,6 Millionen Euro ansuchen. Über diese Aktion könnten mehrere Südtiroler Projekte finanziert werden.
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