Theil vom Ganzen
Er ist einer der neuen Kapitäne im Boot des Filmclub in Bozen, Willy Theil, 1985 in Innichen geboren, Musiker, Kulturarbeiter und vieles mehr. Der smarte Filmclub-Neuzugang studierte an der Universität Innsbruck Medienpädagogik und Kommunikationskultur, schloss mit dem Magister der Philosophie ab und arbeitete im Lauf der Jahre an (und in) verschiedensten Projekten. „Der Vorstand des Filmclub“ habe ihn gefragt „ob er die Rolle des Geschäftsführers übernehmen“ wolle, erzählt Theil, er habe „sich das dann genau und länger überlegt und sagte zu.“ Seit 1. Juni ist er nun offiziell Nachfolger des langjährigen Geschäftsführers Oswald Lang.
Der Filmclub soll wieder zu einem Treffpunkt werden!
„Im Moment ist es für mich wichtig, genau zu verstehen, was auf mich zukommt“, sagt Willy Theil nach den ersten Arbeitstagen im Filmclub-Büro. 2019 hat er erstmals beim Bolzano Filmfestival Bozen mitorganisiert, seitdem ist er kontinuierlich in der Festivalorganisation tätig. Dass er „aus dem kreativen Bereich“ komme und sich nun mitunter auch „um Finanzierungsmodelle des Filmclubs“ kümmern müsse, wäre für ihn ein „neuer Sektor“, sagt er im Gespräch mit salto.bz, aber er sei „aufgeschlossen und offen und sehe im Neuen eine Chance.“ Das klingt optimistisch, aber auch ein klein wenig nach einem Philipp Achammer-Satz. Mit dem politischen Unterstützungs-Statement „Ich finde es gut wie DU dich für die Jugendkultur- und Musikszene einsetzt und ein Gleichgewicht zwischen traditioneller und alternativer Kultur findest“ hat sich Theil im Wahlkampf 2018 aktiv auf die Seite des aktuellen Landesrates für Kultur geschlagen. Die Gunst des Pustertaler Lokalpolitikers hat er sich dadurch mehr als verdient. Theil wolle der Rolle des Filmclub-Geschäftsführers, „auch einen kreativen Input geben“, betont er und formuliert vorsichtig visionär: „Grundsätzlich finde ich, dass sich die Kinos neu erfinden müssen.“ Wie eine solche Neuerfindung aussehen kann, könne er aber „konkret noch nicht sagen“, aber im Bereich Arthouse-Kino, da könnte „man schon sehr viel machen“, gibt er sich zuversichtlich. „Kooperationen und Zusammenarbeiten mit anderen Institutionen“ wolle er angehen und weiterführen, „schauen was interessant ist, was einen kulturellen Wert hat, einen Bildungswert.“
Willy Theil kannte den Filmclub bereits vor dem Umbau zum heutigen Capitol-Kino. Er war in jungen Jahren gern in der damals durchaus florierenden Bar im ersten Stock gewesen. An diese Zeiten habe er auch durchwegs „positive Erinnerungen“, sagt er (in der Vergangenheit schwelgend) und formuliert einen Wunsch: „Der Filmclub soll wieder zu einem Treffpunkt werden!“ Die „günstige Lage des Gebäudes“ in der Bozner Streitergasse und die „ansprechend gestalteten Räumlichkeiten“ seien gegeben. Seine Aussage sei aber explizit als Wunsch zu verstehen, da er noch nicht genau wisse, „weshalb das in den letzten Jahren so schwierig war“, mit der Bar. Er sehe es jedenfalls als Aufgabe, sich gut „zu überlegen, wie dieser Ort gut funktionieren“ könne.
War es einst in den Gründerjahren des Filmclubs ein wichtiges Unterfangen gewesen, hochwertiges Kino aus dem deutschsprachigen Gegenden nach Südtirol zu holen und auch anspruchsvolle Kinofilme aus dem italienischen Sprachraum zu zeigen, ist man mittlerweile – das zeigte auch das diesjährige Bolzano Filmfestival Bozen – vielsprachiger und internationaler geworden. Was ist vom hochwertigen "Minderheitenkino" geblieben? Wie will er es in die Zukunft führen? Dazu könne er „noch nichts verraten“, werde sich aber „sicherlich etwas überlegen“, gibt sich Theil verhalten: „Ich muss diesbezüglich auch etwas Selbstschutz betreiben, da ich jemand bin, der am liebsten sofort losstartet und am liebsten alles gleichzeitig macht.“ Zunächst wolle er jedenfalls „die Übergabe abschließen und alles im Detail verstehen.“
Bereits in jungen Jahren und lange vor seinem Engagement für das Bolzano Filmfestival Bozen hat Willy Theil in Innsbruck Festivalerfahrung und Kinoluft sammeln können, als er bis vor gut 10 Jahren gemeinsam mit einem Kollegen das Festival Rejected betreute: „Gezeigt wurden Filme, die auf anderen Festivals abgelehnt wurden, oder den Weg ins Kino nicht finden“ erzählt Theil und erinnert sich positiv: „Das Festival wurde von Jahr zu Jahr größer, war ein Spielfeld auf dem man sich austoben konnte, etwa beim 48-Stunden-Wettbewerb oder beim Wettbewerb zur Vertonung von Stummfilmen“. Der Einsatz für Filme und das Kino in Innsbruck wäre damals eine Art „Initialzündung“ gewesen. Die Passion für Filmkultur ist geblieben.
Unter der Festivalleiterin Helene Christanell und 2023 unter Vincenzo Bugno konnte Willy Theil bereits viel Erfahrung im überregionalen Filmfestival-Geschäft sammeln. „Das tägliche Kino-Geschäft ist natürlich was anderes“, gibt sich der "Neue" im Filmclub leicht zurückhaltend. Auch zu früheren Ideen eines größeren Medien- und Kulturhauses rund um die drei Kinosäle, welche bereits mehrmals aus den Schubladen geholt, aber ein ums andere Mal versenkt wurden. Könne er sich vorstellen, eine dieser alten Idee wieder aufzugreifen? „Ein Medienhaus sind wir ja schon, nachdem Filmclub und auch Salto im gleichen Gebäude sind“, entgegnet Theil spontan: „Ich sehe da durchaus Potenzial.“