Wirtschaft | Einzelhandel

„Waltherpark schon überholt“

Der Bozner HDS-Obmann Rizzolli kritisiert das Benko-Projekt und wirbt für eine vielfältige Stadt. Die verbandseigene Akademie soll die nötige Innovation dafür anstoßen.
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Foto: Gemeinde Bozen
Während der Waltherpark wahrscheinlich erst im Herbst 2024 seine Türen öffnet, schätzt der Bozner HDS-Obmann Thomas Rizzolli das Projekt des österreichischen Immobilieninvestors René Benko schon als nicht mehr zeitgemäß ein: „Mit dem Waltherpark, wie er heute konzipiert ist, holen wir uns eine Struktur in die Stadt, die überholt ist. Es braucht Erlebniskaufhäuser, um der Kundschaft einen Anreiz zu geben, in die Stadt zu kommen.“
In Österreich verlassen bereits große Modeketten die Innenstädte. Sie schließen dort ihre Filialen, weil sich das Besuchs- und Kaufverhalten geändert hat und sich die hohen Mieten in vermeintlichen Bestlagen für sie nicht mehr rechnen. Etwa sind in Salzburg in den vergangenen Monaten Konzerne wie Zara, Massimo Dutti, Hallhuber, Fossil und Marionnaud aus der Altstadt abgewandert – weitere könnten folgen.
Es gebe einen massiven Einbruch im stationären Bekleidungshandel in Österreich, das liege nicht nur am weiterhin wachsenden Onlinehandel. „Menschen geben mittlerweile viel mehr Geld für Freizeit, Sport oder auch Urlaube aus“, erklärt Romina Jenei von der Beratung RegioPlan gegenüber orf.at. Der Einbruch der Kaufkraft im Einzelhandel ist auch schon in Südtirol spürbar.
Etwa kämpft die Landeshauptstadt in den Stadtvierteln außerhalb des Zentrums mit einem hohen Leerstand von Geschäftslokalen. „Diese Viertel müssen wir auf Vordermann kriegen, sie sind mit Gemeinden Südtirols vergleichbar, wo kein Wirtshaus, Metzger oder Lebensmittelladen mehr ist. Wir brauchen eine lebendige und vielfältige Stadt, die aber auch sicher ist“, so Rizzolli in seiner Begrüßungsrede bei der Akademie des Handels und Dienstleistungsverbandes (HDS) gestern (8. Juni) im NOI Techpark zur Orts- und Stadtentwicklung.
 
 
Dabei sei es schwierig, innovative Unternehmen anzuziehen und Nachfolger*innen für bereits bestehende Betriebe zu finden. Dem Unternehmertum im Einzelhandel- und Dienstleistungssektor fehle es oft an Attraktivität, unter anderem wegen bürokratischer Hindernisse. Beispielsweise wurde erst heuer im Mai die Durchführungsbestimmung zu den sogenannten Concept Stores beschlossen, obwohl die Mischnutzung von Flächen in Ortszentren bereits vor vier Jahren gesetzlich erlaubt wurde. Mit der Durchführungsbestimmung gibt es für die Betriebe jetzt mehr Klarheit, wenn sie in einem Lokal verschiedene Tätigkeiten wie Einzelhandel, Dienstleistungen oder Gastronomie ausüben wollen. „Das ist eine Langsamkeit, die dem Zeitgeist nicht entspricht“, sagt der Bozner HDS-Obmann.
 
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Die zweite Ausgabe der HDS-Akademie zur Orts- und Stadtentwicklung: Wie können Stadtviertel und Ortskerne neu belebt werden? (Foto: salto.bz)
 
Wie Ortszentren angesichts dieser Herausforderungen neu belebt werden können, war auch Thema der HDS-Akademie. Im fünften und letzten Modul beschäftigten sich die Teilnehmer*innen gemeinsam mit Günther Innerebner von der Agentur Helios mit Innovation. Gerade heute sei es laut dem Referenten hilfreich, die Entwicklung neuer Ideen als nicht abgeschlossenen Prozess zu verstehen, da die aktuelle Zeitperiode von Unbeständigkeit, Unvorhersehbarkeit, Komplexität und Mehrdeutigkeit geprägt sei.
Im Anschluss an den Workshop übergaben Landesrat Philipp Achammer und HDS-Präsident Philipp Moser die Diplome für die zweite Ausgabe der HDS-Akademie, die nun mit dem fünften Modul abgeschlossen wurde.
 
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Die Teilnehmer*innen mit Landesrat Achammer und HDS-Präsident Moser: Das letzte Modul der Akademie fand im NOI Techpark statt, wo auch das neue Kompetenzzentrum für Orts- und Stadtentwicklung des HDS angesiedelt ist.  (Foto: HDS)