Kultur | Salto Weekend

Auf die Sättel, fertig, los!

Die Kulturgeschichte des effizienten Fortbewegungsmittel Fahrrad ist reich an Anekdoten. Einige wurden auch in Bozen "erradelt". Eine Spritztour ins Gestern und Heute.
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Foto: Green Mobility

Das Fahrrad zählt seit jeher zu einem treuen Begleiter des Menschen. Seit Jahren steht Fahrradkultur für Zukunftsmusik, moderne Städte werden sich über das Fahrrad attraktiv entwickeln, ganze Gemeinden und Dörfer – auch in Südtirol – werden sich über Fahrradtrassen vernetzen, um die Täler und Berge für Fahrräder noch besser zu erschließen. Mit oder ohne Elektromotor.
 


Seit der Entwicklung des Hochrads – aus heutiger Sicht eigentlich eine technische Fehlentwicklung – erlebte das Fahrrad eine erste Blüte Ende des 19. Jahrhunderts. Zunächst Subkultur, dann modern. Einer der vergessenen Pioniere in der Fahrradgeschichte Bozens ist Heinrich Wachtler (1833-1899), er gilt als einer der „Gründer und Einführer des Radfahrwesens in Tirol“. Der „erste Radfahrer Bozens“ wurde „in Anbetracht seines großen, ersprießlichen Wirkens auf dem Gebiete dieses edlen Sportes“ 1889 zum Ehrenmitglied des Bozner Radfahrer-Vereins erhoben. Wachtler, Handelsmann und leidenschaftlicher Maler, gründete einst im Haus in der Karrnergasse (heute: Dr.-Joseph-Streiter-Gasse) eine Maschinenhandlung, in der es die ersten Fahrräder in Bozen gab. Gegenwärtig befinden sich dort die Salto.bz-Büros.
 

Heinrich Wachtler berichtete, dass am 25. November 1868 das erste Fahrrad nach Bozen kam, somit das 25 jährige Jubiläum des Radfahrens in Bozen gefeiert werden kann.
[Bozner Zeitung, 29.11.1893]


Auch der junge Carl Dallago (1869-1949 ) schaute bei Wachtler vorbei. Der Sohn einer Bozner Kaufmannsfamilie – er zählte in den 1890er Jahren zu den besten Radfahrern Bozens – erlangte ab 1910 als Schriftsteller und Philosoph internationale Bekanntheit. 
 


Im Unterschied zu heute war das Fahrrad im Alltag der 1970er Jahre regelrecht verpönt, denn das Auto – als vermeintliches Statussymbol schlechthin – stellte das Rad über Jahrzehnte in den Schatten. Berg- und Extremradsportpioniere und (Rad-)Buchautoren wie Tilmann Waldthaler, Tobias Fischnaller und Oliver Renzler verhalfen dem Fahrrad in den 1990er Jahren zu einer beachtlichen Renaissance in Südtirol und darüber hinaus.
 

Dass der Bozner Radtag angeblich im kommenden Jahr dem Sparstift der Stadtgemeinde zum Opfer fallen soll, ist hoffentlich nur dummes Gerede. 


Heute kümmern sich Fahrradhersteller und Bekleidungsindustrie intensiv um die wachsende Anzahl an Fahrradfahrer*innen. Radfahren ist in, entsprechend chic, sportlich und uniform ist die Ausrüstung. Alltagsradfahrer*innen, von den Pendler*innen bis zu den Freizeitradler*innen bilden die zahlenmäßig größte Gruppe, an zweiter Stelle folgt der Radsport mit all seinen verschiedenen Disziplinen. 
 


Wer nun Lust auf's Fahrradfahren verspürt, kann (gerade an diesem Wochenende in Bozen) voll in die Pedale treten, etwa am heutigen 8. Oktober, bei der ersten Fahrrad-Lichter-Parade Bozens. Ab 14 Uhr werden auf dem Mazziniplatz im Rahmen einer Radwerkstatt für alle Radfahrer kleinere kostenlose Reparaturarbeiten angeboten, außerdem erhalten alle Teilnehmer Deko für mehr Sichtbarkeit. Ab 18 Uhr führt dann die 1. Bozner Fahrradlichter-Parade samt Musik mit DJ Lia auf ihrem Cargobike durch die Altstadt.
 


Nach der Radnacht findet am Sonntag 9. Oktober der Bozner Radtag 2022 statt. Vor genau 30 Jahren wurde er zum ersten Mal veranstaltet und er erfreut sich immer noch großer Beliebtheit. Dass der Bozner Radtag angeblich im kommenden Jahr dem Sparstift der Stadtgemeinde zum Opfer fallen soll, ist hoffentlich nur dummes Gerede. 
Bei der morgigen Veranstaltung werden rund 5.000 Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer erwartet, die Stadt bleibt von 9.30 bis 16.30 Uhr für den motorisierten Verkehr gesperrt. Die Startpunkte für die Stadtrundfahrt sind der Maria-Montessori-Platz, der Gerichtsplatz, der Matteottiplatz, der Mignonepark und der Kapuzinergarten. Ziel ist der Festplatz auf den Talferwiesen.