Politik | Umfrage

And the winner is...

Die Studierenden auf den Gängen der Uni Bozen sind sich recht einig: Hillary Clinton wäre als US-Präsidentin wohl das kleinere Übel. Aber einer gesteht: “I love Trump.”
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Foto: Facebook

Der Showdown um das Weiße Haus hat begonnen. Am heutigen 8. November wählen die US-Amerikaner ihren neuen Präsidenten beziehungsweise ihre neue Präsidentin. Donald Trump gegen Hillary Clinton heißt das Duell, das die Vereinigten Staaten in den vergangenen Wochen und Monaten in Atem gehalten hat. Am frühen Mittwoch Morgen mitteleuropäischer Zeit wird feststehen, wer als 45. US-Präsident und Nachfolger von Barack Obama in das Weiße Haus einziehen und das Land in den kommenden vier Jahren regieren wird. Laut jüngsten Umfragen liegt Clinton mit 47,2 Prozent vor Donald Trump, der auf 44,2 Prozent Zustimmung kommt. Mit dem heutigen Tag endet der wohl schmutzigste Wahlkampf, den die USA je gesehen hat. Wie aber hat man in Südtirol die Schlammschlacht zwischen dem Tycoon Trump und der ersten weiblichen Präsidentschaftskandidatin Clinton erlebt? Welchen Eindruck haben die beiden hinterlassen? Und wer hat die besseren Karten bei den jungen Menschen im Land? Am Vormittag des Wahltags hat sich salto.bz im Hauptgebäude der Universität Bozen umgehört.

Das kleinere Übel?

Nur vereinzelt haben die Studierenden, die sich am Montag Vormittag auf den Gängen und in der Uni-Bar den Wahlkampf auf der anderen Seite des Atlantiks mitverfolgt. Doch dank Medien und sozialen Plattformen ist niemand umhin gekommen, sich ein Bild von den beiden Kandidaten zu machen. Für den 21-jährigen Matteo steht fest: “Ich würde keinen der beiden wählen, denn weder Trump noch Clinton haben sich im Wahlkampf korrekt verhalten. Der eine mag zwar ein erfolgreicher Unternehmer sein, aber für die Politik komplett ungeeignet. Und die andere hat einfach zu viele Leichen im Keller.” Auch Gabriel und Andrea, beide 20 Jahre alt, sind der Meinung, dass “alle beide einen miserablen Präsidenten abgeben” würden. Wenn sie aber wählen müssten, dann “eher Clinton”. Dass die Kandidatin der Demokraten das kleinere Übel als der Republikaner Trump sei, darüber sind sich fast alle der Befragten einig. “Hier geht es um Not gegen Elend”, sagt Andreas (22). Die populistischen, und zum teil rassistischen und sexistischen Aussagen von Trump über Frauen, Ausländer und Andersgläubige haben auch den 21-jährigen Philipp verstört. Schließlich sind es vier weibliche Studierende, die sich klar für Hillary Clinton aussprechen. “Trump ist wie Hitler, er kümmert sich nur um die Amerikaner”, sagt etwa die 20-jährige Greta. “Auf jeden Fall Clinton” würde auch ihre gleichaltrige Studienkollegin Luise wählen. Während sich Mensah (30) für die 69-jährige Ehefrau von Bill Clinton entscheiden würde, “weil sie eine Frau ist”.

Die Clinton-Wählerin: “Wie eine Reality-Show”

Rund 219 Millionen US-Bürger ab 18 Jahren sind bei den Präsidentschaftswahlen 2016 wahlberechtigt. Viele haben ihre Stimme bereits vor dem offiziellen Wahltermin am 8. November abgegeben. Zu diesen zählt auch die 27 Jahre alte Michelle, die am Montag Morgen mit ihren Freundinnen vor der Uni-Bibliothek sitzt. Ihre Familie stammt aus New York, einem jener Bundesstaaten, die historisch gesehen fest in der Hand der Demokraten sind. “Auch wir haben immer demokratisch gewählt”, berichtet Michelle, die sich selbst als “komplett anti-Trump” bezeichnet. “Er hat das Land ruiniert”, sagt sie, “90 Prozent von dem, was er sagt, sind Lügen, er bringt keine Argumente vor, sondern geht immer voll zur Attacke über”. Wie erklärt sich die US-Staatsbürgerin die hohe Zustimmung, die Trump in ihrem Heimatland erfährt – und die viele in Europa nicht nachvollziehen können? “Er hat vor allem in den südlichen Bundesstaaten viele Anhänger. Bei vielen Menschen herrscht eine große Unzufriedenheit und sie sind froh, dass ihnen jemand einen Sündenbock präsentiert. Nichtsdestotrotz ist es schockierend, dass Trump so weit gekommen ist. Es ist wie in einer Reality-Show, in der jemand, der Unmengen an Geld besitzt, machen kann, was er will.” An Hillary Clinton hingegen störe viele Menschen, “dass sie so kühl rüberkommt”. Dass sie eine Frau ist, sei weniger das Problem, meint Michelle. Sie ist überzeugt: “Als Präsidentin wird es Clinton zwar schwer haben, Amerika aber besser.”

Der Trump-Fan: “Amerika braucht ihn”

Der genau entgegen gesetzten Meinung ist Thomas. Der 37-Jährige stammt aus Nigeria und gesteht: “I love Trump.” Der 70-jährige Polit-Newcomer nenne die Dinge beim Namen und fürchte sich nicht davor, die Wahrheit auszusprechen – “das amerikanische Volk braucht Menschen wie ihn”, findet Thomas. Clinton hingegen ist für ihn “unglaubwürdig”, “kriminell” und spiele ein falsches Spiel, geschützt vom FBI. Für ihn sind die Zeiten der “political correctness” vorbei – “die Beschwichtigungspolitik muss aufhören, nicht nur in den USA”, sagt Thomas.

Zusammengefasst kann gesagt werden, dass Meinungen auf den Uni-Gängen am Election Day so unterschiedlich nicht sind: Der Großteil hält Trump für absolut ungeeignet, der nächste US-Präsident zu werden. Doch auch Hillary Clinton hat bei weitem nicht alle überzeugt. Bis auf einzelne, wie Michelle, wird von den Befragten übrigens niemand in der Nacht auf Mittwoch wach bleiben, um die Stimmenauszählung zu verfolgen.