Wirtschaft | Studie

Gamechanger Doldentraube

Eine Studie der Forschergruppe Micro4Food testete die Fermentation von Apfelblüten zur Gewinnung nützlicher Extrakte. Diese könnten potenziell in der Lebensmittel-, Kosmetik- und Pharmaindustrie Fuß fassen.
Apfelblüten
Foto: Micro4Food/unibz
  • Micro4Food erstellte eine Studie, welche die Verwertungsmöglichkeiten von andernfalls im Abfall landenden Apfelblüten unter die Lupe nahm. Es ist nämlich nicht üblich, alle Blüten zu verwenden, genauer gesagt werden nur 7 % verwendet. Der Grund dafür ist einfach: Werden alle Blüten bestäubt, so erhält man einen deutlich kleineren und qualitativ minderen Apfel. Auch könnte die Produktivität der Pflanze in den Folgejahren torpediert werden. Wichtiger ist es daher, der sogenannten Königsblüte ein möglichst gutes Wachstum zu ermöglichen. Bei den restlichen Blüten handelt es sich interessanterweise nicht um Einzelstücke, da sie durch einen Blütenstand in Form einer Traube zusammengehalten werden. Man spricht auch von der Doldentraube

     

  • Der Prozess

    Micro4Food: „Das Ergebnis unserer Forschung eröffnet neue Perspektiven und bietet unerforschte Möglichkeiten für die Entwicklung innovativer Anwendungen.“ Foto: Micro4Food/unibz

    Nun wurde glücklicherweise eine Möglichkeit gefunden, die Moleküle der Doldentraube zu extrahieren, um neue Industriezweige damit zu beflügeln. Dazu wurden nicht fermentierte Blumenproben verschiedenen Fermentierungsprozessen unterzogen. So wagte man eine spontane und zwei kontrollierte Fermentierungen. Anschließend entnahmen die Forscher jeder Probe einen Extrakt und testeten deren Eigenschaften. Den fermentierten Proben konnte man eine höhere Hemmung gegen Schimmelpilz und eine rege antioxidative Aktivität ablesen. Erkenntlich war auch das vermehrte Auftreten bislang ungetesteter bioaktiver Peptide, welche auf den Stoffwechsel des Organismus einwirken. 1797 waren es an der Zahl, was sehr hoch ist. Stefano Tonini, einer der Forscher, erklärte: „Das Ergebnis unserer Forschung eröffnet neue Perspektiven und bietet unerforschte Möglichkeiten für die Entwicklung innovativer Anwendungen.“ 

    Einer dieser Anwendungsbereiche könnte die Lebensmittelindustrie sein. Kommen die Extrakte mit anderen natürlichen Verbindungen mikrobiellen Ursprungs in Kontakt, ist es möglich, die Haltbarkeit mancher Produkte zu verlängern. Weiters wären die kosmetischen und pharmazeutischen Branchen ein potenzieller Profiteur dieser Ergebnisse. Denn die antioxidative und antimykotische Wirkung der Extrakte und die günstigen Kosten sind für die Herstellung von Pflegeprodukten besonders attraktiv.