Politik | Bozen

„Eine Stimme der Mitte“

Lukas Paul Steger über den Neustart der Jungen Generation der SVP-Bozen, ihre Ziele in Mobilität, Nachtleben und Freizeitaktivitäten. Was bringt Studierende aus dem Ausland nach Südtirol zurück? Die politische Stimme der Mitte ebnet den Weg.
Lukas Paul Steger JG SVP Bozen
Foto: privat
  • SALTO: Herr Steger, könnten Sie sich kurz vorstellen und erzählen, wie Sie in die Politik und zur Jungen Generation der Südtiroler Volkspartei in Bozen gekommen sind?

    Lukas Paul Steger: Ich mache kein Geheimnis daraus, dass ich schon von klein auf nah an der Politik war, da mein Vater, Dieter Steger, politisch aktiv ist und seit Kurzem Parteiobmann der Südtiroler Volkspartei sowie Abgeordneter in der Abgeordnetenkammer. Politik war zu Hause also immer ein Thema, und ich habe mich gerne mit ihm über verschiedene Fragen ausgetauscht. Mit der Zeit wuchs mein eigenes Interesse, selbst aktiv zu werden.

    Seit meinem 18. Lebensjahr bin ich Mitglied der SVP. Schließlich habe ich mich mit einigen Freunden, darunter Gabriel Kerschbaumer, dem Vorsitzenden unserer neuen JG-Gruppe in Innsbruck, zusammengesetzt, um ein Netzwerk aufzubauen. Wir wollen eine Politik machen, die frei von ideologischen Barrieren ist, vor allem in einer Zeit, in der sich viele Jugendliche zunehmend an die politischen Ränder bewegen. Dem möchten wir entgegenwirken, indem wir eine starke Stimme der Mitte sind. Unser Ziel ist es, konkrete Anliegen anzugehen und zu zeigen, dass ein sachlicher Diskurs in der Mitte echte Lösungen und eine gute Zukunftsperspektive schafft.

    Ich selbst studiere Medizin in Innsbruck und kann mir gut vorstellen, nach Südtirol zurückzukehren. Durch meine eigene Situation verstehe ich die Herausforderungen für Jugendliche und Studierende, die eine Rückkehr erwägen – sei es wegen Wohnraum oder Arbeitsmöglichkeiten.

     

    „Es ist wichtig den Zug als valide Alternative zum Auto zu etablieren.“

     

    Der Südtiroler Abgeordnete Dieter Steger ist Ihr Vater, in welcher Hinsicht ist er aus politischer Sicht ein Vorbild für Sie? Streben Sie trotz medizinischer Ausbildung nach einer langfristigen Karriere in der Politik an?

    Mein Vater ist nicht nur politisch ein Vorbild, sondern auch in vielen anderen Dingen, sei es im familiären oder sportlichen Bereich. Er ist für mich ein enger Ansprechpartner bei politischen Fragen. Wir sprechen oft über Politik, weil uns diese Leidenschaft verbindet. Er ist Berufspolitiker und lebt für die Politik, das hat mich immer fasziniert. Je älter ich werde, desto mehr kann ich in die Themen eintauchen und desto mehr inspiriert mich Politik auch. Meine berufliche Zukunft sehe ich in der Medizin. Dennoch möchte ich mich politisch engagieren, zumindest im kleineren Rahmen etwas umsetzen. Über eine politische Karriere nachzudenken, ist es noch viel zu früh.

    Die Junge Generation in Bozen erlebt gerade einen Neustart. Wie setzt sich die neue JG-Gruppe zusammen? Was sind die Ziele für die nächsten Monate?

    Wir verfolgen sowohl kurzfristige als auch langfristige Ziele. Kurzfristig geht es darum, unsere Vorstellungen zu formulieren und in das Wahlprogramm der SVP für die Gemeinderatswahlen im Mai 2025 einzuarbeiten.

    Ein zentrales Thema ist die nachhaltige Mobilität. Wir setzen uns für eine zweigleisige Zugverbindung zwischen Bozen und Meran ein, um die Frequenz von Zügen zu erhöhen. Wir wissen, dass tägliche viele Menschen in die Städte pendeln, weshalb es umso wichtiger ist, den Zug als valide Alternative zum Auto zu etablieren. 

    Ein weiteres Anliegen ist eine attraktivere Gestaltung des Nachtlebens. Bozen entwickelt sich zunehmend zu einer Studentenstadt, doch die Ausgehmöglichkeiten sind begrenzt. Die stark besiedelte Altstadt ist als Ort zum Feiern nicht ideal, da es die Anwohner in der Nacht stören kann. Somit wollen wir den Weg ebnen, mehr Ausgehmöglichkeiten in der Bozner Industriezone zu schaffen. Auch hier müsste die Mobilität angepasst werden, mit ausgebauten Nightliner- und Shuttlediensten. 

     

    „Niemand sollte Angst haben, abends alleine unterwegs zu sein.“

     

    Auch Freizeit- und Sportmöglichkeiten wollen wir verbessern. Unser Ziel ist es, in jedem Stadtviertel von Bozen eine Calisthenics-Anlage zu errichten. Gerade in den Abendstunden spielt die Beleuchtung hierbei eine große Rolle für die Sicherheit. So soll ein Ausbau der Beleuchtung bei öffentlichen Sportbereichen wie den Calisthenics-Anlagen auch eine stärkere Nutzung fördern. Zudem ist es uns ein Anliegen, dass die Radwege in Bozen ausgebaut werden, damit mehr aufs Rad zurückgegriffen wird. Mit dem Radfahren können alle, die sich ansonsten vielleicht nicht so viel bewegen, auf dem Weg zur Arbeit sportlich betätigen. 

    Generell ist uns die Sicherheit ein großes Anliegen, sei es im Nachtleben oder im öffentlichen Raum. Niemand sollte Angst haben, abends alleine unterwegs zu sein.

  • Lukas Paul Steger: Aufgewachsen mit dem Interesse an Politik, ist er nun als Sprecher der JG-Bozen neben seinem Medizinstudium aktiv. Foto: privat

    Die JG möchte als Sprachrohr für junge Menschen in der Stadt fungieren. Wie kommt man zu der Meinung der jungen Menschen, außer, dass ihr es selbst seid. Wie werden Maßnahmen und Themen wiederrum nach außen kommuniziert? 

    Unsere Gruppe wächst kontinuierlich und besteht bereits aus rund zehn Personen mit unterschiedlichen Hintergründen – von Schülern über Studierende an der Uni Bozen oder dem Ausland. Wir wollen aber auch Meinungen außerhalb der JG einholen. Dafür planen wir eine Flyeraktionen, um direkt mit jungen Menschen ins Gespräch zu kommen. Wichtig ist uns zu betonen, dass eine Kontaktaufnahme keine parteipolitische Verpflichtung bedeutet. Jeder kann sich mit Ideen einbringen, unabhängig von einer Parteizugehörigkeit. Zusätzlich werden wir über die Social-Media-Kanäle der SVP präsent sein und dort unsere Themen mit Erklärvideos vermitteln.

     

    „Bozen hat das Potential, zu einer Vorzeigestadt in Europa zu werden.“

     

    Viele Studierende verlassen Südtirol für ihr Studium. Wie kann man sie nach dem Studium wieder zurückholen? Und welche Voraussetzungen möchte die JG hier schaffen, um dies attraktiver zu gestalten?

    Was die Rückkehr nach Bozen attraktiv macht, ist das leistbare Wohnen. Ich weiß das Thema hängt mittlerweile vielen zum Hals heraus, aber was wir damit meinen, ist beispielsweise preisgebundenes Wohnen für Studierende. Landesrat Peter Brunner soll im Frühling den Wohnbauomnibus präsentieren. Dort sind Möglichkeiten für leistbares Wohnen für Studierende, aber auch für Jungfamilien geplant. 

    Was mich persönlich betrifft, hat die neue medizinische Fakultät einen steigenden Anreiz für Ärztinnen und Ärzte. Hier möchte ich Komplimente an Landesrat Messner machen, denn er hat es geschafft, die Universität in Gang zu bringen. Dadurch bietet Bozen eine gute Alternative zum Ausland und man kann als Medizinstudent auch in Bozen Fuß fassen. Zudem soll die Möglichkeit von bezahlten Praktikas einen zusätzlichen Anreiz für Medizinstudierende im Ausland schaffen und den Weg zurück in die Heimat erleichtern. 

    Der Noi-Techpark kann für junge Studierende auch sehr attraktiv sein, denn es ist ein Ort, der Arbeitsplätze schafft. Jungunternehmer und Jungunternehmerinnen können dort ihr Startup gründen oder eine Arbeitsmöglichkeit erhalten. 

    Unserer Meinung nach hat Bozen das Potential, zu einer Vorzeigestadt in Europa zu werden. Bozen ist zwar eine kleine Stadt, schafft es aber dennoch, etwas Tolles auf den Weg zu bringen. Deswegen wollen wir als Junge Generation etwas anstoßen und unseren Senf dazugeben. 

    Die Anerkennung von Studientitel gestaltet sich oft kompliziert und ist von vielen bürokratischen Hürden gekennzeichnet. Die Südtiroler Hochschüler:innenschaft unterstützt Studierende dabei, aber dennoch gestaltet sich der Weg schwierig. Welche Maßnahmen sollte die Politik ergreifen, um diesen Prozess zu vereinfachen und die Rückkehr nach Südtirol zu erleichtern?

    Das ist ein großes Bürokratieproblem des italienischen Staates. Wir kennen Italien und wissen, dass es viel Bürokratie gibt und alles teilweise sehr langsam gehen kann. Ein Bürokratieabbau ist zentral, damit die Wege einfacher werden. Ich persönlich mache sehr viel Druck bei meinem Vater, dass er in Rom etwas vorantreiben soll. Wir sind auch in engen Kontakt mit der SH (Südtiroler Hochschüler:innenschaft) und wollen das Thema vorantragen. 

     

    „Es ist uns wichtig, dass Südtirol eine langfristige Option für qualifiziertes Personal ist.“

     

    Hohe Lebenshaltungskosten und vergleichsweise niedrige Gehälter – Beispiel Lehrkräfte – machen die Rückkehr nach Südtirol nach einem Studium im Ausland oft zu einer finanziellen Abwägung. Welche Anreize oder Veränderungen sind nötig, um junge Fachkräfte zurückzugewinnen?

    Lehrer und Lehrerinnen sind meiner Meinung nach eindeutig unterbezahlt. Wir sind stark dafür, dass die Gehälter erhöht werden müssen. Es ist uns wichtig, dass Südtirol eine langfristige Option für qualifiziertes Personal ist. 

    Natürlich ist es allseits bekannt, dass Südtirol ein sehr begehrter Lebensraum ist. Das steigert natürlich auch die Lebenshaltungskosten. Das ist ein Problem, dem man entgegensteuern muss. Für viele ist es schwierig, wieder Fuß zu fassen: Erstens, weil sie weniger verdienen als im Ausland und zweitens, weil es schwierig ist, eine Wohnung zu finden. Deshalb müssen die Gehälter angepasst werden und preisliches Wohnen muss auch für Studierende und Zurückkommende eingeführt werden.

  • Die Junge SVP-Bozen (vlnr.): Max Prantl, Lukas Paul Steger, Leo Sachsalber, Paul Simmerle, Matthias Demetz, Gabriel Kerschbamer, Jan Manfredi. Foto: JG SVP
  • Die Gemeinderatswahlen stehen im Mai 2025 an. Welche Rolle möchte die JG spielen?

    Wir wollen das Sprachrohr der jungen Generation werden. Junger Wind tut nicht nur unserer Partei gut, sondern der gesamten Politik. Unser Ziel ist es, mit klaren Themen in den Wahlkampf zu gehen und diese mit der nächsten Legislaturperiode aktiv voranzutreiben. Natürlich werden wir auch Kandidaten stellen, konkrete Namen werden noch bekannt gegeben. Wir möchten zeigen, dass junge Menschen nicht nur Ideen haben, sondern auch bereit sind, diese umzusetzen.

    Auf welche Unterstützung wird innerhalb der SVP gesetzt? Werden Sie selbst kandidieren? 

    Wir haben die volle Unterstützung der SVP, wofür wir sehr dankbar sind. Wir stehen in engem Themenaustausch mit dem Parteiobmann, dem Landesgeschäftsführer und dem Stadtobmann. Natürlich haben wir manchmal eigene Themen, die wir entschlossen vertreten wollen und wo wir hartnäckig bleiben.

    Ob ich selbst kandidiere, weiß ich noch nicht. Ich muss abwägen, wie sich das mit meinem Studium vereinbaren lässt. Ich kann noch keine definitive Antwort geben, schließe es jedoch nicht aus, aber das wird bei der Kandidatenvorstellung bekannt gegeben.

    Die JG-Bozen hat bereits konkrete Ideen und ein Konzept für die Gemeinderatswahlen im Mai 2025. Was genau sind die wichtigsten Punkte, die in diesem Konzept angegangen werden?

    Wir könnten 20 Punkte vorstellen, aber dann verliert man irgendwann den Überblick. Wir möchten uns auf unsere vier, fünf Themen konzentrieren, diese so gut wie möglich ausarbeiten und dann formulieren. Man soll sehen, dass uns diese Themen liegen und wichtig sind. Das sind die vorhin bereits besprochenen Themen Mobilität, Nachleben sowie Freizeitaktivitäten und Sicherheit. Unabhängig davon wollen wir es schaffen, die politischen Ränder mit einer starken Mitte leiser zu machen. 

     

    „Der Diskurs ist die Mutter der Demokratie.“

     

    Was werden Herausforderungen bei der Umsetzung dieser Themen sein?

    Die Herausforderungen sind die verschiedenen Interessen der Gemeindemitglieder. Verschiedene Sichtweisen und Ideen für die Zukunft treffen aufeinander. Dabei ist der Diskurs wichtig. Dieser ist meiner Meinung nach die Mutter der Demokratie. Ohne kommt man nicht auf ein gemeinsames Ziel. Uns ist wichtig, dass diskutiert wird und die jungen Themen gehört werden. 

    Wie kann man mehr junge Menschen dazu bewegen, sich politisch zu engagieren? Wie kann man mehr Menschen zum Wählen animieren? 

    Da liegt eine Sache auf der Hand: die Sozialen Medien. Dort muss man der Jugend bewusst machen, dass jede Stimme etwas ändern kann. Wichtig ist uns als JG, mit der nächsten Legislaturperiode zu zeigen, dass, wenn man sich engagiert, auch etwas erreichen kann. Es ist wichtig, dass man sieht, dass die eigene Tätigkeit einen Sinn ergibt und auch Früchte trägt. Wenn man etwas Kleines oder sogar Großes ändern kann, dann kann ich mir vorstellen, dass sich auch immer mehr Menschen für die Politik interessieren.