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Eine für vier

Ulrike Tappeiner ist nun offiziell Präsidentin der Freien Universität Bozen. Wie die Biologin die Uni zukunftsfit machen will – und warum sie noch keine/n Vize hat.
Unirat
Foto: unibz

Noch ist ihr Name nicht in die Marmorplatte im Eingangsbereich des Gebäudes am Innerhoferplatz 8 gemeißelt. Doch seit heute darf sich Ulrike Tappeiner offiziell Präsidentin der Freien Universität Bozen nennen. In der zwanzigjährigen Geschichte er Uni steht erstmals eine Frau an der Spitze. Bislang alleine. Denn die Entscheidung, wer den Posten des Vizepräsidenten bzw. der Vizepräsidentin einnehmen wird, wurde vertagt.

 

Auf vier Jahre

Alle vier Jahre wird der Universitätsrat neu bestellt. Die Landesregierung ernennt vier der sieben Mitglieder und schlägt zugleich auch die Präsidentin bzw. den Präsidenten vor. So geschehen am 9. Jänner: Ulrike Tappeiner, Francesco Grillo, Harald Oberrauch, Heidi Siller-Runggaldier. Neben den vier von der Politik bestellten sitzen ein vom Universitätssenat entsandtes Mitglied – Alexander Steinkasserer –, Rektor Paolo Lugli und der Studierendenvertreter Nicola Pifferi im Universitätsrat. Eine beratende Stimme hat Direktor Günther Mathá.

Am Freitag trat der neue Universitätsrat zu seiner ersten, konstituierenden Sitzung zusammen. Dabei wurde Ulrike Tappeiner offiziell zur Präsidentin gewählt.
Die Präsidentin des Universitätsrates ist die Rechtsvertreterin der Universität. Dem Universitätsrat obliegt es, die Universität strategisch zu führen, Fakultäten oder Zentren für Lehre und Forschung zu gründen, die Tätigkeitspläne zu erstellen oder Spin-offs und Start-up Unternehmen zu aktivieren und das gesamte Budget zu verantworten.

Die 57-jährige Tappeiner stammt aus Montan und leitet derzeit noch als Dekanin die Fakultät für Biologie der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. “Dieses Amt werde ich aber zurücklegen”, betont sie am Freitag. Neben der Biologin sitzen mit Grillo ein Politologe und Wirtschaftwissenschaftler, mit Oberrauch ein Unternehmer, mit Siller-Runggaldier eine Sprachwissenschaftlerin und Ladinerin und mit Steinkasserer ein Immunologe im Universitätsrat – für Rektor Lugli eine “vielversprechende Mischung aus Kompetenzen und Expertisen”.

 

Noch höher hinaus

Der Auftrag des Universitätsrates ist klar: Er bestimmt die Entwicklung der Universität Bozen in den kommenden vier Jahren. Das Ziel, darin sind sich der Rektor und die neue Präsidentin einig, ist: wachsen. “Die Freie Universität Bozen hat sich über die vergangenen 20 Jahren fantastisch entwickelt und sehr gut etabliert, international, aber auch in Südtirol”, sagt Tappeiner am Freitag. “Aufbruchstimmung” sei zu spüren, die es nun zu nutzen und zu lenken gilt. Drei sind die strategischen Ziele, die die neue Präsidentin anpeilt: Forschung verstärken und in der Praxis fester verankern; administrative Prozesse optimieren – Stichwort Digitalisierung; das Bild der Uni nach innen und außen stärken.

Ein besonderer Schwerpunkt soll auf die Erhöhung der Drittmittelquote gelegt werden. Zwar gebe es die Finanzierung durch die öffentliche Hand, aber “wir brauchen mehr Mittel, und wollen nicht beim Land anklopfen, sondern müssen uns selbst darum kümmern”, betont Rektor Lugli. Die Anwerbung von Drittmitteln ermögliche auch eine starke internationale Vernetzung, fügt Präsidentin Tappeiner hinzu. Vernetzen will man sich auch und noch stärker mit dem Territorium. “Das natürliche Labor Südtirol muss genutzt werden. Die Dreisprachigkeit ist zum Beispiel ein toller Forschungsmotor und -gegenstand.”
Am Technologiepark NOI werden Forschungsstätten angesiedelt. Ebenso soll dort die geplante neue Fakultät für Ingenieurswissenschaften unterkommen. Diskutiert wird auch eine weitere Fakultät, für Kulturwissenschaften.

Die Herausforderungen sind zahlreich – Lugli will auch den Mangel an Unterkünften für die mittlerweile 4.100 Studierenden erwähnt wissen: “Dieses Problem müssen wir lösen, sonst können wir nicht wachsen.” Mit Ulrike Tappeiner, das steht für Lugli fest, hat die Uni die kommenden vier Jahre “eine Frau – was ein sehr wichtiges Signal ist –, aber in erster Linie eine internationale anerkannte Wissenschaftlerin als Präsidentin. Dass uns eine solche Persönlichkeit vertritt, ist eine Ehre für die Uni.”

 

Waren auf den oder die Vize

Eigentlich war erwartet worden, dass am Freitag auch der Name der Person, die das Amt des Vizepräsidenten bekleiden wird, mitgeteilt wird. Daraus wurde nichts. “Wir haben die Wahl des Vize verschoben”, verkündet Ulrike Tappeiner gleich zu Beginn. Als Präsidentin liegt es an ihr, ihre/n Vize vorzuschlagen. Die Nominierung ist inzwischen ein Politikum geworden: Der lokale PD beharrt auf die Nominierung von Francesco Grillo, dem römischen Wirtschafts- und Politikberater, der der Partei nahe steht. Anderen wäre Heidi Siller-Runggaldier lieber.

Nach außen gibt man sich gelassen. Sie wolle die Mitglieder des neuen Universitätsrates erst besser kennen lernen bevor über den Vize abgestimmt wird, so die Präsidentin: “Wir kennen uns noch sehr wenig.”
Bei der nächsten – “oder der übernächsten” – Sitzung soll der Name feststehen. Dann wird ein heikler Termin vorbei sein: die Parlamentswahlen am 4. März. Eine offene Konfrontation mit dem PD soll bis dahin möglichst vermieden werden.

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Martin B. Sa., 10.02.2018 - 00:00

Ich kann nicht verstehen wie die lokalen (ehrenamtlichen) PD-ler es schlucken wie externe Figuren hier in die Posten reingedrückt werden.

Sa., 10.02.2018 - 00:00 Permalink