„geboren am 11. / 11, die zahl / der narren / der übertreibung / des fußballs“ – heißt es im Gedicht Bestätigung durch Zahlenmystik des am 11. Februar in Bozen geborenen und Brixen aufgewachsenen Schriftstellers Gerhard Kofler. Es ist im Rahmen der gegenwärtigen Ausstellung über das Leben und Schaffen des in mehreren Sprachen schreibenden Autors in der Stadtbibliothek Brixen nachzulesen – an der Treppe, die vom Parterre in den ersten Stock führt. Der 2005 in Wien verstorbene Fußballnarr war "auch" SAAV-Mitglied und hätte mit dem zweisprachigen Titel der am 11. Februar in Bozen stattfindenden WillkommenSerata (bei den ansonsten durchwegs einsprachigen Bücherwelten im Bozner Waltherhaus) wohl seine Freude gehabt. 
 

Wie Speed Dating, nur Speed Reading –Deutsch, Italienisch Ladinisch

Seit einigen Jahren ist es Tradition, dass die SAAV (Südtiroler Autorinnen- und Autorenvereinigung) ihre Vereins-Neuzugänge im Rahmen der Bücherwelten aus dem Stall lässt, damit diese – inmitten der prächtigen Bücherkulisse –, sozusagen ihre Feuertaufe bestehen können. „11 Mitglieder, die 2022 in die SAAV aufgenommen wurden, stellen sich dem Publikum vor, indem sie maximal fünf Minuten aus ihren Texten lesen: Wie Speed Dating, nur Speed Reading –Deutsch, Italienisch Ladinisch“ erzählt Joanna Voss euphorisch. Sie sitzt seit rund einem halben Jahr als Geschäftsleiterin an den Schalthebeln der SAAV.
 

Vor über 40 Jahren gegründet, vereint der legendäre Verein mittlerweile rund 120 Autorinnen und Autoren unterschiedlichsten Alters, aller drei Südtiroler Sprachgruppen (und darüber hinaus), sowie verschiedenste Genres. „Bisher stand die SAAV jedermann und jederfrau offen, der oder die sich als Autor*in verstand und sich vernetzen wollte; Anträge um Mitgliedschaft wurden bis auf wenige Ausnahmen fast immer angenommen.“ Sollte die SAAV allerdings weiterhin so stark wachsen, könnte es vielleicht schon in nächster Zukunft überarbeitete Kriterien zur Aufnahme geben, um ein Qualitäts-Niveau zu halten. „Das ist sicher ein Thema, dem wir bzw. dem sich die Mitgliederversammlung stellen muss.“
Tatsache ist außerdem, dass die SAAV immer noch einer der wenigen Südtiroler Kulturvereine ist, der explizit alle im Land vertretenen Sprachgruppen anspricht und repräsentiert. „Auch hier ist noch viel Luft nach oben, denn die Mitglieder italienischer, ladinischer und anderer Muttersprachen sind – noch – in der Minderheit“, meint Voss, aber „auch dieses Thema haben wir uns für die nächsten Jahre auf die Fahne geschrieben, um den Anteil an italienisch-, ladinisch- und anderssprachigen Mitgliedern zu erhöhen und die sprachliche und literarische Vielfalt Südtirols noch konsequenter zu repräsentieren.“
 

Die neuen Aufgaben bei der SAAV waren für die Quereinsteigerin „nicht ohne Hindernisse, aber von Tag Eins an megaspannend“ erzählt Voss. Am besten gefällt ihr „der direkte Kontakt mit den Autor*innen“ und natürlich die vielen anstehenden SAAV-Projekte, „die Zahlen im Blick zu behalten“, nach „neuen Fördermöglichkeiten zu suchen“, sowie gerade mit anderen SAAVler*innen ein „tolles ladinisches Lyrikfestival mit Friaul und Graubünden auf die Beine zu stellen.“ Außerdem ist die SAAV auch „in den berühmt-berüchtigten Fair Pay-Prozess involviert“, hebt Voss hervor, „der innerhalb der Südtiroler Kulturwelt faire Honorare und faire Arbeitsbedingungen etablieren soll.“ 
 

Da wird ein bunter Flickenteppich an Texten, Themen, Genres zusammenkommen...

Und die mystischen 11 der WilkommenSerata am 11. Februar? Auflaufen, aufs literarische Spielfeld, werden folgende 11 Autoren und Autorinnen: Andrea Bodner, Adam Peter Kubik, Veronika Oberbichler, Alberta Rossi, Andreas Gottlieb Hempel, Sabine Peer, Margot Thun Rauch, Markus Dorfmann, Astrid Kofler, Daniel Resca und Matteo Jammunno. „Der jüngste Teilnehmer ist noch keine 28 Jahre, der älteste hat den Achtziger bereits überschritten“, gibt sich Voss über die 11 „Neuen“ begeistert: „Da wird ein bunter Flickenteppich an Texten, Themen, Genres zusammenkommen, der mir richtig gut gefällt, weil er die SAAV im Jahre 2023 gut widerspiegelt.“
Und wem dies zu bunt ist, der soll weiter schwarz/weiß malen!