Bozner Filmtage 2014
"Die Filmtage Bozen sollen dieses Jahr mehr noch als sonst im Zeichen der Begegnung stehen," sagt Festivalleiterin Helene Christanell. Der Kontakt zwischen eingeladenen Gäste aus den deutsch- und italienischsprachigen Nachbarländern mit dem Publikum sei das Besondere an den Bozner Filmtagen. Deswegen gibt es auch eine Reihe von Rahmenveranstaltungen, an denen dies möglich sein soll. Etwa das Konzert „Hammer Herz Hirn Löffel”, mit jungen Jazzmusikern, die sich der Musik Werner Pirchners verschrieben haben, ein Gespräch über Europa, das der Club Alpbach veranstaltet, oder ein Branchentreff, der erstmalig im Rahmen der Filmtage einheimische und ausländische Filmschaffende zusammenführen soll.
Die Hauptrolle spielen aber die 63 Filme, die an den 5 Festivaltagen zu sehen sein werden. So Mario Adorfs neuer Film „Der letzte Mentsch“, der die Filmtage am 9. April eröffnet. Der 1930 in Zürich geborene deutsche Schauspieler mit italienischen Wurzeln spielte über 200 Rollen in Film, Fernsehen und auf der Bühne und feierte parallel dazu Erfolge als Buchautor und
Entertainer. In einem Publikumsgespräch wird die Journalistin Renate Mumelter mit Mario Adorf über sein Werk und sein Leben sprechen.
Ein weiteres Ereignis dieser Filmtage wird die Aufführung von „Die andere Heimat – Chronik einer Sehnsucht“ sein. Der Regisseur, Edgar Reitz, einer der wichtigsten Vertreter des „Jungen Deutschen Films“, kommt zusammen mit Kameramann Gernot Roll nach Bozen, um sein neues Werk vorzustellen. Der Film wurde im vergangenen Herbst auf dem Filmfestival von Venedig uraufgeführt.
Tradition der Filmtage ist es ebenfalls, einen Südtiroler Filmschaffenden zu präsentieren: Heuer ist es der gebürtige Ultner Josef Schwellensattl, der in den letzten zwei Jahrzehnten für den Bayrischen Rundfunk drehte.
Stichwort Südtirol: Gleich 5 lokale Filmemacher präsentieren ihre Produktion. Helmut Lechtaler und Lucia von Mörl begleiteten über ein Jahr lang eine Gruppe ausländischer Musiker, die zusammen mit einheimischen musizieren. Mit „Arcomai. Die Farben der Musik” dokumentieren sie ein außergewöhnliches Integrationsprojekt.
In „Bruno Jori. Dokumentarist” nähert sich Martin Hanni dem 1922 in Meran geborenen und fast in Vergessenheit geratenen Filmemacher Bruno Jori. In „Insiders Outsiders” (Regie: Sarah Trevisiol und Matteo Vegetti) erzählen junge Menschen mit Migrationshintergrund, die in Südtirol aufgewachsen oder geboren sind, von ihren persönlichen Erfahrungen im Südtiroler Alltag. Hundert Jahre nach der ersten Ausgabe der Dolomiten-Sagen von Karl Felix Wolff beschäftigt sich Franco Vecchiato in „I viaggiatori del tempo promesso“ mit diesem kulturellen Erbe. Helmut Lechthaler und Astrid Kofler haben für ihren Film „Wächter der Wanderer. Wirtsleute in Südtirols Schutzhütten” insgesamt 16 Hütten in Südtirol besucht und die Wirtsleute porträtiert – allesamt Charakterköpfe, die so schnell nichts in Angst und Schrecken versetzt.
Ein weiteres "Made in Südtirol" stellt der Südtiroler Filmfond vor: Von den neun Filmen, die teilweise oder zur Gänze in Südtirol gedreht wurden, laufen zwei im Spielfilm-Wettbewerb: „Fieber“ von Elfi Mikesch mit Eva Mattes in der Hauptrolle und „Vielen Dank für Nichts“ von Oliver Paulus und Stefan Hillebrand mit Joel Basman als Hauptfigur sowie zahlreichen Laiendarstellern mit Handicap.
Im reichhaltigen Programm gibt es neben den Spielfilmen und Dokumentarproduktionen erstmals auch eine Reihe von Kurzfilmen. "No Words" bedient ein Format, das ohne Sprache auskommt und das weder der Synchronisation noch der Untertitelung bedarf. Eine Jury wird, wie bereits in den vergangenen Jahren, am letzten Festivaltag, dem Sonntag, die Gewinner der Kategorien Spielfilm, Dokumentation und Kurzfilm ermitteln.