Wirtschaft | Sparkasse
Die Bilanzanalyse
Foto: sparkasse
„Wir wollen erstmals diesen Weg gehen“, sagt Stephan Jäger, Vorsitzender des Verbundes der Kleinaktionäre der Südtiroler Sparkasse. Jäger weiß, wovon er spricht. Drei Jahre lang saß der Unternehmensberater aus Dorf Tirol im Verwaltungsrat der Sparkasse als unabhängiger Vertreter der Kleinaktionäre. Im Frühjahr 2016 schied er dann auf eigenen Wunsch aus dem obersten Verwaltungsgremium der Bank aus.
Stephan Jäger ist ein kritischer Beobachter geblieben. Er steht dem Verbund der Kleinaktionäre vor, der über 300 Kleinaktionäre der Sparkasse vereint. Seit vergangenem Jahr hat die Tätigkeit und vor allem die Öffentlichkeitsarbeit des Verbundes deutlich zugenommen. Man hat eine eigene Homepage eingerichtet und tut jetzt einen Schritt, der an der Sparkassen-Spitze für einige Überraschung sorgen wird.
Am Dienstag findet im Bozner Sheraton die Gesellschafterversammlung der Sparkasse statt. Einen Tag vorher publiziert der Verbund der Kleinaktionäre eine Analyse der Sparkassen-Bilanz, die an diesem Tag von den Gesellschaftern genehmigt werden soll. Diese Bilanzanalyse legt die Stärken und Schwächen der Südtiroler Traditionsbank schonungslos offen.
Stürmische Jahre
„Wir arbeiten alle ehrenamtlich und haben diese Analyse in unserer Freizeit gemacht“, sagt Stephan Jäger. Vorvergangen Freitag wurde das Dokument auf der Mitgliederversammlung des Verbundes vorgestellt und genehmigt.
„Ob der Unklarheiten zu den langfristigen Zukunftsaussichten war die Stimmung bei den anwesenden Mitgliedern, trotz des positiven Bilanzverlaufs 2017, spürbar gedämpft“, beschriebt man jetzt in einer Presseaussendung den Verlauf des Treffens.
Die zentralen Punkte der Analyse der Kleinaktionäre, die am Montag an die Medien ging:
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Es wurde zur Kenntnis genommen, dass es danach aussieht, dass die Bank die stürmischen Jahre endlich hinter sich gelassen und zumindest die Gewinnschwelle erreicht hat. Der konsolidierte Jahresgewinn 2017 in Höhe von 14,4 Millionen Euro ist ein erster Schritt auf dem Weg hin zu den 50 Millionen Gewinn, welche die Bankführung spätestens für das Jahr 2021 versprochen hat.
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Die Kapital- und Liquiditätskennzahlen haben sich gefestigt, der Berg an faulen Krediten konnte deutlich abgebaut sowie die Rückstellungen auf Kredite prozentuell ausgebaut werden, die Zinsmarge konnte gesteigert werden, die Personal- und Sachkosten sind stabil geblieben, die Kreditkosten sind gesunken.
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Auch das für Banken sehr aussagekräftige Verhältnis von Kosten zu operativen Erträgen („Cost-Income Ratio“) hat sich klar um zehn Prozentpunkte auf 69,9% verbessert.
Brisanter Vergleich
In seiner Bilanzanalyse hat der Verbund der Kleinaktionäre aber auch etwas gemacht, was an der Sparkassen-Spitze für einigen Unmut sorgen wird. Man hat die Sparkasse mit ihrem Konkurrenten Volksbank verglichen.
Der Vergleich bezieht sich auf die Cost-Income Ratio, das Verhältnis der Kosten zu den operativen Erträgen. Dabei muss gesagt werden, dass Sparkasse und Volksbank ihre Cost-Income Ratio völlig anders berechnen. Für die Analyse hat man das Verhältnis von Kosten zu operativen Erträgen durch eine gemeinsame Berechnungsmethode harmonisiert. Damit weicht das Ergebnis zwar von jenem ab, das im Volksbank-Bilanzbericht steht, doch nur so ist ein Vergleich möglich.
Das Ergebnis ist eindeutig: Die Volksbank hat Werte im durchgeführten Kennzahlenvergleich die besseren Werte. 69,9% die Sparkasse, 62,1% die Volksbank.
„Die Konkurrenz verfügt also bereits über eine deutlich effizientere Kostenstruktur“, heißt es in der Bilanzanalyse des Verbundes, „trotz der historisch tiefen Zinsen, die auf allen Banken lasten.“
Die Kosten-Ertrags-Relation hat sich in der Sparkasse zwar deutlich verbessert: 2016 stand die Bank noch bei 80,5 Prozent. Dennoch steht hinter der Analyse der Kleinaktionäre ein großes Fragezeichen. Denn laut vorgelegtem Strategieplan soll diese Relation bis 2021 auf 54% gesenkt werden.
Geschenk aus Parma
Dabei geht aus der Sparkassen-Bilanz auch etwas hervor, was in der Analyse der Kleinaktionäre nicht berücksichtigt wurde. Das heurige Geschäftsergebnis der Gruppe Sparkasse wird durch ein Millionengeschenk vergoldet. Denn knapp ein Viertel des Gewinns geht auf eine Sonderdividende zurück.
Die Sparkasse ist seit langem Aktionär der „Cedacri SPA“ in Collecchio bei Parma. Die Sparkasse hält knapp 6,5 Prozent an dem Unternehmen, das als Softwareanbieter für Banken und Finanzdienstleister tätig ist. Sparkassen-Vizepräsident Carlo Costa sitzt im Cedacri-Verwaltungsrat und ist Präsident der Cedacri-Tochter "Sigrade SPA".
Im vergangenen Jahr hat ein Unternehmen des amerikanischen Investmentsfonds „FSI Mid-Market Growth Equity Fund“ 27 Prozent der Cedacri übernommen. Mit einer Option, demnächst auf 33 Prozent zu kommen. Für das Geschäft wurde das Unternehmen neu bewertet. Die Schätzung ergab einen Unternehmenswert von 370 Millionen Euro. Es ist mehr als dreimal so viel wie der Wert, mit dem die Beteiligung bisher in der Sparkassenbüchern ausgewiesen wurde.
So hat die Sparkasse ihre Cedacri-Beteiligung in der Bilanz 2017 von 7,4 Millionen auf über 24 Millionen Euro aufgewertet. Die 16,5 Millionen Euro an Aufwertung wurden jedoch nicht erfolgswirksam gebucht (also als Ertrag), sondern direkt im Reinvermögen ausgewiesen, wie dies die geltenden Buchführungsgrundsätze so vorsehen.
Gleichzeitig hat die Cedacri aber auch beschlossen, 2017 eine außerordentliche Dividende auszuschütten. 3.711.000 Euro flossen so in die Sparkasse.
Das sind rund ein Viertel des Gewinnes, den die Sparkasse 2017 gemacht hat.
Unbequeme Fragen
Der von der Sparkasse genehmigte Strategieplan sieht für 2021 einen Nettogewinn von 49 Millionen Euro vor. „Den Kleinaktionären ist bewusst, dass das Erreichen des Gewinnzieles 2021 für die Sparkasse notwendig ist, um autonom fortbestehen und die Aktionäre zufriedenstellen zu können, und dass dazu noch einiges an Wachstum und Verbesserung notwendig ist“, schreibt der Verbund der Kleinaktionäre jetzt in seiner Aussendung. Und weiter: „Wie dieses Ziel erreicht werden soll, dazu hat die Sparkasse Ihren Aktionären gegenüber bisher wenig konkrete Angaben gemacht.“
Die Kleinaktionäre möchten deshalb von der Bankführung erfahren, welche konkreten Zielgrößen sie sich für das laufende Jahr und für die kommenden Geschäftsjahre gesetzt hat und mit welchen Maßnahmen sie die gesetzten Ziele erreichen will.
„Wir erhoffen uns auf der Gesellschafterversammlung Antworten auf diese unsere Fragen“, sagt Präsident Stephan Jäger.
Das Gesamtdokument
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