Zeitzeugin der Enteignungsstrategie
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In den vergangenen eineinhalb Jahren gab es um das Kasernenareal in Schlanders einen heftigen Schlagabtausch zwischen der Landesregierung und Bürgermeister Dieter Pinggera. Dabei ging es vor allem um die Frage, welche Gebäudeteile abgerissen werden sollen und was erhalten bleiben soll. Der Schlanderser Bürgermeister preschte in einer Nacht- und Nebel-Aktion vor und wollte offenbar das Denkmalamt und das Raumordnungs-Ressort vor vollendete Tatsachen stellen, was ihm allerdings durch den landesweiten Aufschrei nicht restlos gelungen ist.
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In einem Beschluss der Landesregierung (Nr. 1088/2023) heißt es, dass in der Villa Wielander, die einen eigenen straßenseitigen Zugang besitzt, aus dem reichen Material und den Erkenntnissen der Bauforschung und Dokumentation eine Dokumentationsstelle entstehen soll, die eine Geschichtsverarbeitung und Erinnerungskultur in Zusammenhang mit dem bedeutenden Technischen Kulturgut ermöglicht und fördert. Inzwischen hat die Gemeinde Schlanders gegen diesen Beschluss Rekurs eingereicht. Dies hat Madeleine Rohrer, Landtagsabgeordnete der Grünen, auf den Plan gerufen, die eine Landtagsanfrage dazu eingereicht hat.
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Darin geht es unter anderem um die Frage, weshalb die Landesregierung entschieden hat, das Dokumentationszentrum in der Villa Wielander unterzubringen. Denn diese wurde bereits in den Jahren 1907/1908 errichtet und gehört damit eigentlich nicht zu den Kasernen. Wie aus dem Antwortschreiben von Landesrat Philipp Achammer hervorgeht, wurde die Villa Wielander, die sich im nordöstlichen Bereich des Kasernenareals befindet und eine qualitätvolle Architektur des frühen 20. Jahrhunderts darstellt, der Familie Wielander im Zuge der Planung des Kasernenareals enteignet. „Sie ist damit eine Zeitzeugin der schmerzlichen Enteignungsstrategie sämtlicher Grundstücke, die für das neue Areal benötigt wurden“, ist im Antwortschreiben zu lesen.
„Sie ist damit eine Zeitzeugin der schmerzlichen Enteignungsstrategie sämtlicher Grundstücke, die für das neue Areal benötigt wurden.“
Nach der Enteignung hat sie innerhalb des Kasernenareals als Wohnhaus für die unverheirateten Offiziere gedient. Vermutlich haben die Verantwortlichen der Kaserne, die 1935/1936 erbaut wurde, mit Rücksicht auf die architektonische Qualität der Villa Wielander auf einen Abbruch verzichtet. So könne sie mit dieser Vorgeschichte als stimmiger und authentischer Ort für die Einrichtung eines Dokumentationszentrums zur Geschichte der Drususkaserne gelten, die in einem Gebäude untergebracht wurde, das vor der Kaserne bestanden hat und auch nach ihr weiter besteht.
„Auch logistisch ist die Einrichtung einer solchen Dauerausstellung in der Villa Wielander sinnvoll“, so Achammer. Denn die Umfassungsmauer der Kaserne schließe auch die Villa mit ein. Durch eine Treppe und ein Türgatter ist sie auch von der Staße her erreichbar, was die zukünftige Struktur der Mehrfamilienhäuser entlastet und es ermöglicht, wenigstens einen Teil der prägenden Umfassungsmauer in diesem Bereich zu erhalten. Der Grund für die Unterbringung des Dokumentationszentrums in eben diesem Gebäude ist, dass außer der Villa Wielander und dem instandgesetzten Servicegebäude, das heute Sitz der „Basis Vinschgau/Venosta“ ist, auf dem Areal kein Gebäude erhalten bleiben wird. „Im Servicegebäude gibt es – angesichts des Umfangs der vorhandenen Dokumentationsnmaterialien nicht genügend Raum, um ein Dokumentationszentrum unterzubringen“, erklärt der für Denkmalschutz zuständige Landesrat. Schuldig bleibt Achammer allerdings die Antworten auf die Fragen, wer die Kosten für die Restaurierung des Gebäudes übernimmt, mit der Führung beauftragt wird, das Konzept für die Gestaltung des Zentrums erstellt und wann das Dokumentationszentrum eröffnet werden soll. Zu Letzterem erklärt Achammer, dass es sich bei besagtem Beschluss nicht um eine Auflage handelt, sondern um einen Grundsatzbeschluss der Landesregierung. Die Erstellung eines Zeitplans sei derzeit nicht möglich, weil die Gemeinde Schlanders einen Verwaltungsrekurs gegen den Beschluss Nr. 1088 und alle damit verbundenen Maßnahmen der Landesregierung und der Landeskonservatorin hinterlegt habe.
...zuerst enteignen und dann…
...zuerst enteignen und dann mit Steuergeldern wieder auf Kosten der Allgemeinheit daran erinnern wollen!
...habt ihr sie noch alle??!!
Bei der Restaurierung der…
Bei der Restaurierung der Vill Wielander sollte man auch die Freifläche links davon ins Auge nehmen. Der Grund, es gab dort einen Tennisplatz der auch aufgewertet werden kann.
Ich habe den Eindruck, da…
Ich habe den Eindruck, da wissen einige nicht so genau Bescheid über die Verhältnisse im Kasernenareal. Die "Villa Wielander" befindet sich in der südöstlichen Ecke des Areals und noch östlicher liegt der Grund mit den ehemaligen Tennisplätzen. Diese sind heute aber bereits dem stattlichen Neubau eines Mehrfamilienhauses gewichen.
Dies alles scheint mir aber belanglos zu sein gegenüber dem Dilemma der Nacht-und Nebelaktion beim teilweisen Abbruch von Bausubstanz und die schwammige Handhabung der Unterschutzstellung von Gebäuden und auch von einmaligem Baumbestand. Bei der Erschließung eines Areals von dem Ausmaß außerhalb des Dorfzentrums von Schlanders sind primär viel wichtigere Überlegungen zu treffen, als es die Errichtung eines Dokumentationszentrums darstellt. Schon die Verlegung der meisten kulturellen Veranstaltungen in die im Kasernenareal angesiedelte BASIS scheint mir eher unüberlegt zu sein, wenn ich an die vielen mit Steuergeldern finanzierten kulturellen Einrichtungen im Dorfzentrum von Schlanders denke. Wenn die Erschließung eines so bedeutenden Areals in Bahnhofsnähe mit einem Freilichtkino und einem Dokumentationszentrum beginnt, dann droht sicher einiges falsch zu laufen.