Politik | Energie

Private Public Protestship

Der Prettauer Bürgermeister Robert Alexander Steger protestiert wortgewaltig gegen den Gewässerschutzplan. Dabei geht es auch um seine private Brieftasche.

Robert Alexander Steger ist ein SVP-Politiker der neuen Generation. Der Bürgermeister von Prettau nimmt sich kein Blatt vor den Mund, auch wenn es gegen die eigene Landesregierung geht. Von der Tageszeitung als „Rebell unterm Edelweiss“ tituliert, tritt Steger neuerdings als Kämpfer gegen den „neuen Umweltextremismus“ auf.
Anlass dafür war die Vorstellung des neuen Gewässerschutzplans des Landes vergangenen Freitag in der Bozner Eurac. Steger, der auch Vizepräsident des Konsortiums der Gemeinden der Provinz Bozen für das Wassereinzugsgebiet und Vizepräsident „SELFin GmbH“, ist meldete sich unmittelbar danach mit einer Pressemitteilung zu Wort.

Die Umweltextremisten

Der SVP-Politiker in seiner Aussendung:

„Die Vorstellung des Gewässerschutzplanes ist ein weiteres Beispiel für den in Südtirol immer weiter um sich greifenden Umweltextremismus. Dabei werden die Prinzipien, welche die neue Landesregierung verkündet hat, dass die Gemeinden mehr Entscheidungen vor Ort treffen sollen, in keinster Weise umgesetzt. So soll ein Großteil der vorhandenen Energieerzeugungspotentiale in Südtirol durch den neuen Gewässerschutzplan nicht mehr nutzbar sein. Dies, obwohl durch sehr hohe Restwasserauflagen bereits die ökologisch vertretbare Nutzung der Wasserkraft in Südtirol sichergestellt ist.“


Prettauer Bürgermeister Robert Alexander Steger: "um sich greifender Umweltextremismus."

Der Prettauer Bürgermeister kündigt an, dass der Gemeinderat sich in der nächsten Sitzung mit diesen bedenklichen Entwicklungen befassen wird. Prettau habe als Randgemeinde ihren Beitrag zum Natur- und Landschaftsschutz mehr als geleistet. „Es kann nicht sein, dass wir jetzt noch mehr von Bozen und zentralen Plänen behindert werden.“

Der Bürgermeister weiter:

Ich fordere die Landesregierung dazu auf, dass die Entscheidung, ob bestimmte Bachabschnitte mit Wasserkraftwerken genutzt werden können, vor allem von der Bevölkerung vor Ort entschieden werden. Die Bevölkerung steht in unserem Fall voll hinter der Verbauung dieser zwei Bachabschnitte. Gleichzeitig möchten wir die entstehenden finanziellen Ressourcen zum Wohle unserer Gemeinschaft einsetzen.“

Die Ahrstufen

Der Hintergrund der Polemik ist die seit vielen Jahren geplante Kraftwerk „Ahrstufe 2“ in Prettau. Bereits Ende 1994 fasste der Gemeinderat von Prettau den Beschluss, eine Gesellschaft zu gründen, die zwei Kraftwerke errichten sollte. Eines am Hasentalbach und ein zweites an der Ahr. Dazu wurde im Mai 1996 die „Prettau Energie GmbH“ (PEG) gegründet. Die Gemeinde hält 51 Prozent dieser Gesellschaft. Die restlichen 49 Prozent erwerben 181 Prettauer Bürgerinnen und Bürger.
Das E-Werk am Hasentalbach wird von den Umweltschützern zu Fall gebracht. So konzentriert sich die Prettau Energie GmbH auf das E-Werk an der Ahr. Im September 2006 beginnt man mit den Bauarbeiten in Kasern und am 14. Oktober 2007 geht das E-Werk in Betrieb. Das PEG-Werk an der Ahrstufe 1 kostete rund 6,5 Millionen Euro und hat eine Leistung von 6,6 Millionen Kilowattstunden.
Schon 2004 hat das Unternehmen aber beim Land das Projekt für ein zweites E-Werk, die sogenannte Ahrstufe 2 eingereicht. Zudem erarbeitete die PEG ein weiteres Projekt für ein E-Werk am Wieserbach. Weil das Land Entgegenkommen signalisierte, hoffte die Gemeinde jetzt beide Projekte verwirklichen zu können.
Doch der Gewässerschutzplan hat diesen Projekten jetzt einen Strich durch die Rechnung gemacht. Deshalb auch die energische Reaktion des Prettauer Bürgermeisters.

Die Beteiligung

Robert Alexander Steger tritt dabei als Bürgermeister und in seiner öffentlichen Funktion auf. Der junge SVP-Rebell vergisst dabei aber ein Detail.
1999 wurde der damalige Prettauer Bürgermeister Alois Brugger Präsident der PEG. Er ist es auch heute noch. Am 17. Februar 2007 wurde die Prettau Energie GmbH in die „Prettau Energie AG“ umgewandelt. Gleichzeitig wurde Robert Alexander Steger Vize-Präsident und Geschäftsführer der neuen Aktiengesellschaft. Das ist der Prettauer Bürgermeister auch heute noch.
Offiziell wird die PEG AG immer noch als Gesellschaft verkauft, die zur Hälfte der Gemeinde und zur anderen Hälfte den Prettauer Bürgern gehört. So ganz stimmt das aber nicht.
Denn – laut aktuellem Handelskammer-Auszug – hält die Gemeinde 48,99 Prozent der Aktien. Den Rest halten insgesamt 177 Gesellschafter. Fast alle dieser Gesellschafter halten unter einem halben Prozent. Die zwei größten Aktionäre nach der Gemeinde sind Eduard Benedikter mit 1,42 Prozent und Robert Alexander Steger mit 0,98 Prozent.
Dass der Bürgermeister als Privatperson immerhin der drittgrößte Aktionär der PEG ist, hat er bisher verschwiegen“, sagt Andreas Riedl. Der Geschäftsführer des Dachvervbandes für Natur- und Umweltschutz und Präsident der Südtiroler Fischer fühlt sich durch Stegers Sager von den Umweltextremisten direkt abgesprochen.
Damit wird klar, dass es bei dieser Kritik auch um die eigene Brieftasche geht“, meint Riedl.