Kultur | Salto Afternoon

Meine Handschrift

Die Unterschrift des Malers Martin Pohl ist so bewegt wie seine Bilder. Ein guter Grund für salto, sich in sein Atelier zu begeben.
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Foto: Salto.bz

„Man sieht, dass die Handschrift immer die gleiche ist“, bemerkt Martin Pohl selbstbewusst durch sein Atelier in St. Pauls/Eppan führend. Unweit des Doms auf dem Lande hat er im Keller mit seiner Kunst Platz genommen, pendelt ab und zu nach Wien oder nach Paris, um gut vernetzt mit lokalen und internationalen Galerien, und immer am Puls der Zeit zu bleiben. Pohl ist in Tarsch, im Vinschgau, geboren und aufgewachsen. Von 1987 an studiert er in Wien, zunächst Bildhauerei, dann wechselt er zu Prof. Ernst Caramelle und wendet sich der Malerei zu. Nach seinem Studium (1992) unterrichtet er zwei Jahre an der Universität für angewandte Kunst in Wien.


Die Technik für die Formgebung seiner Bilder ist sein Markenzeichen. „Sie ist während der Studienzeit entstanden“ erzählt er rückblickend, „ich habe zunächst gerade Linien gemalt, dann durch eine Zerstörung ist eine Bewegung hinzugekommen. Und später dann irgendwann die Farbe.“ 1996 stellt Martin Pohl seine Bilder zum ersten Mal aus  in der Galerie Museum in Bozen. Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland folgten. In der Auswahl, die er nun für eine große Einzelausstellung auf Schloss Kastelbell zusammengestellt hat, sind auch einige der frühen Arbeiten präsent: „Es ist zwar keine Retrospektive, aber die Besucher sollen sehen, wo meine Kunst beginnt, wo sie hinführt. Kurzum: wie eine Entwickelung fortgeführt wird.“


Waren Pohls frühere Arbeiten noch monochrom, bildfüllend angelegt, und lagen farblich noch eher im Dunkeln, so stellte der Künstler erst im Lauf der Jahre, den Kontrast, den Hintergrund und die typische skulpturale Bewegungs-Form à la Pohl, in den Vordergrund. Für ein Bild verwendet er normalerweise „zwei Farbentöne, manchmal drei“ sagt er und fügt hinzu: „Es gab auch mal eine Phase, da habe ich die Farben weggelassen und nur mit Schwarz und Weiß gearbeitet.


Ist es bei seinen früheren Arbeiten zudem wichtig, möglichst nahe an das Bild heranzutreten, um die Tiefe zu spüren, so ist das heute anders: man geht nämlich gerne einen Schritt zurück und lässt sich umso wuchtiger hineinziehen. „Der Arbeitsprozess entsteht während der Arbeit“ erklärt er anhand einer seiner neuen Arbeiten, „ich mach alles selber, die Leinwand, die klassische Grundierung. Dann kommt eine Grundfarbe dazu –  Pigmente und Bindemittel –, die mit einer großen Spachtel aufgetragen werden.“


Mit Form, Farbe und Sturheit ist Martin Pohl weit gekommen. „Ich habe meine Handschrift durchgezogen“, betont er mit Freude, „bin keinem Trend nachgegangen. Es ist gut, wenn ein Künstler eine Idee hat, die in vielen Jahren heranreift.“ Dazwischen hat er sich auch einmal darin versucht, einige für ihn wichtige Museumsräume nachzumalen und sich selbst, mit seiner Malerei, fantasiereich einzumieten. Auch eine Möglichkeit für eine Ausstellung.

Der Maler, der sich von den vielen Moden am Kunstmarkt nicht ablenken hat lassen und hartnäckig geblieben ist, kehrt nun mit einer Ausstellung in sein Herkunftstal zurück –  mit seinen neuen Arbeiten, die ihn mitunter an die Anfänge seines Studiums. zurückführen, da sie sich der Skulptur nähern und schwungvoll eine plastische Dreidimensionalität verinnerlichen.