Kultur | Ausbildung

Leises Aufatmen in Bruneck

Die harten Worte von Klaus Gasperi haben Wirkung gezeigt. Kürzlich gab es ein "konstruktives" Treffen mit Kulturlandesrat Philipp Achammer zur Zukunft der Theaterschule.

Klaus Gasperi hatte in seinem offenen Brief an die Landespolitiker harte Worte gefunden. Als Gründer und Direktor des Stadttheaters Bruneck warf ihnen Gasperi vor etwa zehn Tagen vor, für das definitive Aus, vor dem die Europäische Theaterschule Bruneck stehe, verantwortlich zu sein. “Nichts als großes Schweigen” habe es vonseiten der Politik gegeben, als die Notlage der Theaterschule immer evidenter wurde. Nach den eingefrorenen ESF-Geldern, von denen man in Bruneck abhängig ist, sei die Antwort eine “Vogel-Strauß-Politik” gewesen, so die Anklage.


Zukunft gesichert?

“Die harten Worte waren berechtigt”, sagt der Theaterdirektor heute. Und sie scheinen genutzt zu haben. Denn am vergangenen Freitag wurde Gasperi zu einer klärenden Aussprache mit Kulturlandesrat Philipp Achammer geladen. “Ich wollte schon ganz gerne wissen, wie es mit der Theaterschule nun weitergeht”, gesteht Gasperi. Immerhin zähle die Brunecker Theaterschule zu einen der besten Schauspielschulen im deutschsprachigen Raum. Die Absolventen, die ihre Ausbildung kostenlos genießen, sind heute sowohl in Südtirol als auch im Ausland erfolgreich tätig, erzählt Gasperi. Dass es “jetzt auf einmal aufhören” soll, das ist für den Theaterdirektor unvorstellbar. Erst vor einigen Tagen hatte auch die BLS die Wichtigkeit einer guten Ausbildung im Schauspielbereich unterstrichen. “Die Leute haben verstanden, dass gerade heute in Zeiten einer gesteigerten Filmförderung ausgebildete Fachkräfte notwendiger denn je sind”, zeigt sich Gasperi hörbar zufrieden.

Das Gespräch mit Achammer sei insgesamt “sehr konstruktiv” verlaufen, berichtet er. Gemeinsam seien verschiedene Möglichkeiten für eine Fortsetzung oder Neuauflage der Theaterschule erörtert worden. “Denn unser Problem”, so der Brunecker Kulturschaffende, “ist, dass die Schule selbst kein Einkommen hat. Ohne Beiträge kann nicht weitergearbeitet werden.” Mit Achammer sei man übereingekommen, realisierbare Finanzierungsmöglichkeiten auszuloten. Konkret steht noch nichts fest. “Wir sind noch beim Schauen”, meint Gasperi. Eine Möglichkeit sieht er in der Zusammenarbeit mit anderen Schauspielschulen, etwa in Deutschland oder Österreich. “Wenn wir, unserem Namen gemäß, auf europäischer Ebene kooperieren, wäre vielleicht eine Finanzierung durch die EU – unabhängig vom Sozialfonds – drin”, erklärt Gasperi. Doch auf die ESF-Gelder, auf die das Stadttheater nun seit einiger Zeit hart wartet, will und kann man nicht verzichten. Immerhin handelt es sich um eine Summe von annähernd 150.000 Euro.


Über die Landesgrenzen hinaus

“Der Kulturlandesrat hat seinen Einsatz für eine rasche Auszahlung der für das Stadttheater überlebensnotwendigen, offenen ESF-Geldern unterstrichen”, freut sich Gasperi. Außerdem soll den drei Quereinsteigern der Theaterschule ihr Abschlussunterricht durch einen finanziellen Beitrag garantiert werden. Denn ist die Ausbildung in Bruneck einmal abgeschlossen, steht für die Absolventen die “Bühnenreifeprüfung” vor der Österreichischen Paritätischen Schauspielkommission in Wien an. “Wir haben den drei Schülern, für die die Prüfung erst im kommenden Frühjahr ansteht – weil sie die Schule später begonnen haben – versprochen, dass wir sie bis dahin begleiten”, so Gasperi: “Es handelt sich um einen relativ kleinen Betrag, den wir dazu benötigen. Aber dieser ist nun abgesichert.”

Bis auf die drei Quereinsteiger haben alle Schüler ihre Ausbildung in Bruneck inzwischen abgeschlossen. Als einzige Ausbildungsstätte erreichte die Brunecker Theaterschule im Juni dieses Jahres eine hundertprozentige Prüfungs-Erfolgsquote. Bei dieser Gelegenheit hatte die Prüfungskommission den hohen Ausbildungsstandard im Allgemeinen und die exzellente Leistung der einzelnen Kandidaten besonders hervorgehoben. Mit Unverständnis und Enttäuschung reagierte man in Wien hingegen auf die Nachricht, dass ab dem nächsten Schuljahr “für eine der erfolgreichsten Schauspielschulen im deutschsprachigen Raum die Finanzierung nicht mehr gesichert sein soll”. Doch nun gibt es doch einen Lichtblick, der nicht zuletzt dem jahrelangen Einsatz und Druck von Klaus Gasperi zu verdanken ist. “Wir sind an einem sehr kritischen Punkt angelangt und alles wurde immer hinausgeschoben”, sagt er und ist froh, sich gewehrt zu haben: “Sonst geht halt gar nichts weiter.”