Evas Warnung
Rund 1500 Schützen aus allen Teilen Tirols, mehr als 120 Schützen-Fahnen, die voller Stolz durch die Straßen von St. Pauls getragen wurden: Der 8. Dezember stand in der Gemeinde Eppan auch in diesem Jahr wieder ganz im Gedenken an Sepp Kerschbaumer, der vor mittlerweile 51 Jahren im Gefängnis von Verona verstarb. Auch heuer zu hören: die üblichen Salven gegen die Autonomiepolitik der Landesregierung - oder gegen eine „verdrehte Polit-Diplomatie“ Wiens, als die Heimatbund-Obmann Roland Lang die Resolution des österreichischen Nationalrats vom Juli 2015 bezeichnete, laut der die Südtirol-Autonomie eine besonders gelungene Form der Selbstbestimmung darstelle. Schützenkommandant Elmar Thaler grub ein Zitat Kerschbaumers aus, um unter anderem den Kurs der Landespolitik in Sachen doppelte Staatsbürgerschaft zu kritisisieren: „Wir dürfen nicht auf fremde Hilfe hoffen, wenn wir nicht alles getan haben, was in unserer eigenen Kraft liegt.“
Angst vor CLIL
Besonders im Kreuzfeuer der Kritik stand allerdings in diesem Jahr die Bildungspolitik der Landesregierung. Eva Klotz, ehemalige Landtagsabgeordnete und immer noch Leitungsmitglied der Südtiroler Freiheit, sprach in Zusammenhang mit der probeweisen Einführung des Sprachunterrichtsmodells CLIL an deutschen Oberschulen von einem „Mehrsprachigkeits-Imperialismus, der sich auf Samtpfoten nähert“. Nach dem italienischen Sprachimperialismus werde nun an Südtirols Schulen ein Mehrsprachigkeits-Imperialismus über alles gestülpt, kritisierte die Grande Dame der Selbstbestimmung in ihrer Festansprache. Eine Ausweitung der „Fremdsprache“ auf den Sachunterricht werde jedoch dazu führen, dass weniger sprachbegabten Kindern auf lange Sicht der Wortschatz der deutschen Muttersprache abhanden kommen wird, befürchtet Klotz. Für sie sind die aktuelle Schul- aber auch Ortsnamenpolitik die augenfälligsten Beispiele dafür, dass es „der Besatzerstaat Italien vor allem in den letzten Jahren geschafft hat, viele unserer Landsleute einzulullen und sogar als Erfüllungsgehilfen bei der Altoatesinisierung zu gewinnen“. Auf dem Spiel stehe dabei nicht weniger als die Identität der Südtiroler, warnte die ehemalige Landtagsabgeordnete.