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Elektrisierende Kosten

72,8 statt der ursprünglichen 56,2 Millionen Euro soll die Elektrifizierung der Vinschgerbahn nun kosten. Andreas Pöder: “Fast schon skandalöse Kostensteigerung.”
Vinschgerbahn
Foto: LPA

Es ist ein Beschluss, der jüngst, beinahe unbeachtet, von der Landesregierung genehmigt wurde.
Der Beschluss vom 28. November 2017 trägt die Nummer 1321, betrifft “Elektrifizierung der Bahnlinie Meran-Mals: Neufestlegung der Kosten und Zweckbindung der Mehrkosten” – und hat nun Andreas Pöder auf den Plan gerufen. “Sollen für die Elektrifizierung der Vinschgerbahn goldene Kabel verwendet werden?”, fragt sich der Landtagsabgeordnete der Bürgerunion ironisch.
Nicht nur ihm ist aufgefallen: Seit die Elektrifizierung der Bahnlinie im Westen des Landes beschlossen wurde, sind die veranschlagten Kosten dafür deutlich gestiegen.

 

16,65 Millionen in drei Jahren

Am 16. Dezember 2014 genehmigt die Landesregierung die technischen Eigenschaften zur Elektrifizierung der Vinschgerbahn. Die überschlägigen Kosten werden auf 56.170.464 Euro festgelegt. Mit der Durchführung wird die Südtiroler Transportstrukturen AG (STA) beauftragt. Am 12. Juli 2016 korrigiert die Landesregierung die Kosten nach oben. 66.483.845 Euro – über 10 Millionen Euro mehr – wird die Elektrifizierung nach den damaligen Berechnungen kosten.
Noch im heurigen Sommer bestätigt STA-Direktor Joachim Dejaco im Gespräch mit salto.bz: “Wir rechnen mit Gesamtkosten von 65 Millionen Euro.” Im Herbst rechnet die STA dann nach. Am 20. November 2017 legt der Gesamtprojektleiter Michael Prader die überarbeitete Gesamkostenübersicht samt Bericht vor. Dazu liest man im Beschluss der Landesregierung vom 28. November:
“Die von STA überarbeitete Gesamtkostenübersicht sieht nun Gesamtkosten für das Elektrifizierungsprojekt von 72.819.844 Euro vor, daher besteht die Notwendigkeit, die (…) festgelegten überschlägigen Kosten neu festzulegen.”

Um 9,53 Prozent mehr als 2016 und ganze 29,64 Prozent mehr als 2014 soll die Elektrifizierung der Vinschgerbahn laut den jüngsten Berechnungen nun also kosten. In Zahlen ausgedrückt: 6.335.999 Euro mehr als vor einem Jahr und 16.649.380 Millionen Euro mehr als vor drei Jahren.

 

Ein Bericht gibt Aufschluss

Andreas Pöder spricht von einer “enormen Kostensteigerung, die fast schon skandalös” sei. Er will nun in einer Landtagsanfrage zwei Dinge wissen wissen: “Warum diese Kostensteigerungen? Wieviele Beraterverträge bzw. Verträge an Fachleute und Berater außerhalb der öffentlichen Verwaltung wurden im Zusammenhang mit der Elektrifizierung der Vinschgaubahn von wem vergeben bzw. sind geplant und zu welchen Kosten?”

Erste Antworten finden sich im Begleitbericht der STA, der dem Beschluss der Landesregierung vom 28. November beiliegt. Ein ähnlicher Bericht fehlt im Beschluss vom 12. Juli 2016, mit dem die Kosten von 56 auf 66 Millionen neu festgelegt wurden.
Doch zumindest der Kostenanstieg zwischen 2016 und 2017 kann rasch nachvollzogen werden.

“Mit Beginn und Fortschreiten der Planungen konnten nun die Maßnahmen konkretisiert, viele Eigenschaften genauer beschrieben und die Kostenschätzungen aktualisiert werden. In einigen Bereichen gab es Einsparungen, in den meisten aber Korrekturen nach oben. Damit ist es notwendig, die Genehmigung dieser geänderten Kosten zu beantragen”, schickt Michael Prader in seinem Bericht zur Neubudgetierung voraus.

Unter Punkt 3, “Änderung der Kosten” wird anschließend aufgelistet, in welchen Bereichen es zu welchen Kostensteigerungen bzw. -einsparungen gekommen ist. Die größten Mehrkosten gibt es beim Umbau der Bahnhöfe und Haltestellen für den elektrischen Betrieb. Über 2 Millionen Euro mehr sind dafür im Vergleich zu 2016 nötig. Auch die Ausgaben für das Singalsystem steigen deutlich an, um 1,35 Millionen Euro. Für das Stromsystem (Oberleitungsanlage und Unterwerke) werden 781.000 Euro mehr veranschlagt, für den “notwendigen Umbau von Zügen”, die ansonsten nicht mehr zugelassen würden, knapp 753.000 Euro. Um eine halbe Million Euro mehr steigen die Kosten für den Marlinger Tunnel. Und um 1,63 Millionen mehr wird man für technische Spesen (Studien, Planungen etc.) ausgeben.
Der einzige Posten, bei dem es Einsparungen gibt, ist der Streckenausbau. Dafür sind die Kosten um 936.000 Euro gesunken.