Politik | Replik

"Unkenrufe völlig überflüssig"

Die Grünen kritisieren die Aussagen des Handelskammerpräsidenten Michl Ebner scharf. Auch Caritas, KVW und Dachverband für Soziales protestieren.

Update:

Am späten Donnerstag Nachmittag reagieren auch die Diözesancaritas, der Dachverband für Soziales und Gesundheit sowie der Katholische Verband der Werktätigen (KVW) auf die Aussagen von Handelskammerpräsident Michl Ebner:

“In einer gemeinsamen Stellungnahme sprechen sich die Verantwortlichen der Diözesancaritas, des Dachverbandes für Soziales und Gesundheit und des KVW für einen sorgfältigen Umgang mit der Diskussion zum Thema der Flüchtlingsaufnahme in Südtirol aus, welche immer auch vor allem unter Beachtung sozialer Wertvorstellungen und der Solidarität erfolgen sollen. Sie nehmen damit Bezug auf die heute in den Medien zum Ausdruck gebrachte Sorge, dass solche Notaufnahmezentren in Südtirol für den Tourismus in Südtirol schädliche Auswirkungen haben könnte und stellen fest:
•    der Schutz der menschlichen Würde kommt vor den wirtschaftlichen Interessen,
•    Südtirol ist ein Land mit vielen Ressourcen und ist als solches aufgerufen diese auch zu Gunsten von die Bevölkerung aus weniger begünstigten Ländern einzusetzen,
•    sich von bedürftigen Menschen abzuwenden, die wegen Kriegen Verfolgung, Klimaänderungen und Katastrophen in lebensbedrohliche Schwierigkeiten geraten sind, widerspricht den Werten und Zivilgesellschaft und auch der christlichen Grundidee,
•    oft treibt auch die wirtschaftliche Not Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen und ebendiese Probleme können nur durch eine langfristige Abstimmung von Wirtschaft und Schutz der Menschenrechte einer wirklichen Lösung zugeführt werden, indem es eine gerechte Verteilung der Ressourcen auf lokaler und globaler Ebene gibt.”

 

Weitere Reaktionen

Mit Empörung reagieren die Grünen Landtagsabgeordneten auf die Äußerungen von Handelskammer-Präsident Michl Ebner. Dieser hatte am Donnerstag Vormittag vor den negativen Folgen gewarnt, die die angekündigten Grenzkontrollen an der österreichischen Grenze für Wirtschaft und Tourismus haben könnte. “Eine Aufnahme in Südtirol von Flüchtlingen über das zugewiesene Mindestkontingent ist kategorisch auszuschließen”, lässt sich Ebner in einer Aussendung zitieren. Denn Buchungsrückgänge und Verkehrschaos wären vorprogrammiert. “Hat Wirtschaft Vorfahrt vor Humanität?”, fragen sich die Grünen Hans Heiss, Brigitte Foppa und Riccardo Dello Sbarba. Mit seinen Äußerungen, die “ebenso entbehrlich wie peinlich” seien, blase der Handelskammerpräsident “in dasselbe Horn wie FPÖ-Chef Heinz Christian Strache”, der bei seinem Südtirol-Auftritt von Mittwoch Abend (Strache war auf Einladung des Südtiroler Schützenbundes in Bozen gewesen) vor allem Alarmismus und Panikmache verbreitet habe.

“Auch wenn die Belastungen und Herausforderungen absehbar sind, sind die Unkenrufe Ebners völlig überflüssig”, fahren Heiss, Foppa und Dello Sbarba fort. Denn die Situation sei gegenwärtig noch “voll unter Kontrolle”, sowohl was die Präsenz von Asylbewerbern im Land als auch die Verkehrsflüsse beträfe. “Künftig wird es vor allem darum gehen, für die absehbaren Kontrollen am Brenner eine möglichst zügige Form zu finden, nicht aber vorschnell zu dramatisieren”, kritisieren die Grünen weiter. Stattdessen solle Michl Ebner die Südtiroler Wirtschaft dazu aufrufen, ihren “allfälligen Beitrag bei Unterkunft und Betreuung zu leisen”, wie es etwa in Österreich oder Deutschland der Fall sei. Und in Sachen Tourismus seien nicht des Handelskammerpräsidenten Warnrufe, sondern die Aussagen von IDM-Chef Thomas Aichner wegweisend. Dieser hatte im letzten Sommer als Direktor der Marketinggesellschaft Meran darauf hingewiesen, dass Südtirol auch seine gastfreundliche Seite zeigen müsse. “Das sind wegweisende Aussagen”, wiederholen die Grünen, “nicht aber die Unkenrufe eines verhinderten Landeshauptmannes”. Ebners Äußerungen seien “das Letzte, was unser Land aktuell benötigt”

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Sylvia Rier Do., 10.03.2016 - 18:50

hier, ein schönes Teilchen zu "Lesbos".
http://www.theislandofalltogether.com/deutsch/
Ich habe übrigens grad neulich gelesen, dass sich - ausgerechnet! - die BewohnerInnen von Lesbos nicht davon abbringen lassen, trotz aller Härten und Schwierigkeiten, denen ihr Land und das Leben der meisten eh schon ausgesetzt ist, den Ankommenden zu helfen, wo und wie sie nur können. Griechenland! (wie stehen wir eigentlich da?) Und dazu muss ja noch gesagt werden, dass die Betreuung und Aufnahme der (sprichwörtlich) "Gestrandeten" noch einmal ungleich härter ist als alles, was wohl auch im schlimmsten denkbaren Falle auf uns hier je zukommen könnte. Also wirklich.

Do., 10.03.2016 - 18:50 Permalink