Sex auf der Brennerautobahn
Man könnte jetzt wieder das Corona-Argument zücken. 4twenty waren vor gut zwei Jahren mit einigen Videos gut unterwegs. Ihr Remake von „Wenn der Beat rollt” aus ihrem Debüt-Album „Gangsta Phunk” (2009) hat verdienterweise die Runde gemacht. Corona mag einer der wesentlichen Gründe gewesen sein, dass alles zu einem Stopp kam. Jeder Musiker, jede Musikerin weiß, wie schwer es ist, den Faden wieder aufzunehmen, wieder in die Spur zu kommen, wieder „unterwegs” zu sein.
Das gilt auch für 4twenty, die ja schon einigermaßen lange unterwegs sind, und – als Erdenbewohner – in unterschiedlichen Windrichtungen verstreut sind. Auf diesen Umstand weist wohl auch der Albumtitel hin, denn die „A22” ist der italienische Teil der Brenner-Autobahn, die von einigen den Band genutzt wird, um nach Hause zu kommen.
Hut ab also, wenn sie jetzt ein Album vorlegen, das u.a. ihre Songs der letzten Jahre zusammenfasst.
Wer die Brixner kennt, wird „A22” – auch wenn das von der Band vielleicht nicht so gewollt ist – also als Sampler wahrnehmen, als eine Art „Best Of”, mit einigen neuen, bzw. noch nicht geläufigen Songs. Diese Wahrnehmung haben wir jedenfalls, wenn „A22” im Player läuft.
Was 4twenty auf „A22” gut gelingt, ist der offensichtliche und hörbare Versuch die Essenz der Band mit den Elementen des gängigen Mainstreams zu verbinden, Auto-Tune („Kannst du bitte”) und straighte Beats („Wenn der Beat rollt” oder „Sex auf der Rückbank”) inklusive. Aber 4twenty klingen dabei stets nach Band und schaffen es, das Gleichgewicht zu halten.
Und die drei Dudes am Mikro liefern das, was man sich von ihnen eigentlich erwartet: Soulig, definitiv fit für hektische Rap-Passagen, textlich witzig und ironisch („Sex auf der Rückbank”), betont cool und dennoch ehrlich („Men Of An Era”). Schön wird es auch, wenn sich Gitarrist Philipp Oberhuber immer wieder aber nicht oft genug, etwas mehr Platz nimmt, oder, wenn – wie in „Wenn der Beat rollt” plötzlich Oldschool-Synth-Sounds auftauchen.
In unseren Augen etwas schwach im Vergleich zu den restlichen acht bzw. neun Songs sind die beiden betont ruhigen und etwas vorhersehbaren und schlagerhafte Stücke „Sommer” und „Limoncello”.
Beste Songs? „Melonen” ist stark, „Wenn der Beat rollt” ebenso. Aber auch andere Songs entwickeln immer wieder einen „Zug” der mitreißt, „Kannst du bitte” zum Beispiel oder das erst kürzlich als Video erschienene „Kribbeln”.
Das Album ist rund und lässt sich sehr gut am Stück anhören. Die Produktion ist einwandfrei, leicht zurückhaltend – was angenehm ist – und – ebenfalls sehr angenehm – mit schönen Bässen versehen. „A22” zeigt 4twenty als Band, die weiß was sie will, der man die Erfahrung anhört und die weiß, wie man die Brücken zwischen Pop, Funk und Rap schlägt.
4twenty sind, mit dem Album in der Hinterhand, auch bereit für Live-Gigs und sind im Mai auch schon live zu sehen. Mitte Mai 2023 werden 4twenty in Barbian innerhalb des „Schrei der Berge”-Festivals auf der Bühne stehen.
Wie sie live klingen, das führt übrigens der letzte und elfte Songs des Albums „Magnet” vor, der als Live-Version zu hören ist.
Links:
YouTube-Channel: https://www.youtube.com/@4twentyofficial577
Facebook: https://www.facebook.com/4twentymusic
Spotify: https://open.spotify.com/artist/24brKeWPZMV54uPgOWH2zE